|39| unterdrückte Gefühle

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Es ist schon einige Zeit vergangen, seitdem Matteo aus dem Krankenhaus entlassen wurde und wo ich Lucas ausgeliefert habe. Matteo macht sich gut bei seiner REHA, aber von Lucas habe ich nichts gehört. Ich habe gestern beim Krankenhaus angerufen und die haben mir gesagt, dass er schon lange entlassen wurde und gebeten hätte, dass Sie mich nicht anrufen sollen. Ich werde nie verstehen, warum er sich immer distanzieren muss, obwohl wir schon auf einer Ebene waren. Es tut mir weh, dass er nicht meine Gefühle akzeptiert oder seine eigenen. Ich kann mich noch erinnern als wir uns zum ersten mal begegnet sind. Es war diese Elektrizität, die ich dann immer bei ihm gespürt habe. Dieses Gefühl ihn näher zu kommen um zu entfliehen von dieser Welt. Seine Augen betrachteten mich so genau und legten auf mir eine Brise, die mir immer dann später eine Gänsehaut angefügt hat. Diese Augen haben mir in ihren Bann gezogen und haben mich eingesperrt. Ich konnte es nicht glauben, dass mir ein Junge so durcheinander bringen wird.

Es war für mich dieses Gift in seinen Augen, so toxisch und zugleich einladend. Sie haben mich eingeladen in ihnen seine zarte Seele zu betrachten. Immer mehr habe ich ihn dann kennengelernt und habe mir erhofft, dass er das auch spürt. Ich habe gesehen auf Anhieb wie es ihm tatsächlich geht ohne seiner vielen Masken, die er immer aufsetzt um sich zu schützen. Er war und wird immer so mysteriös sein und das hat er sich angelernt. Jeder stand in der Menge, aber er sprang von der Menge hervor. Lucas war immer anders und das erkennte man schon an seiner Haltung. Seine Brust hervorstehend, dennoch hat er immer sein Rücken zurückgezogen. Keinesfalls weil er schüchtern war oder Angst hatte, sondern weil es ihn geschützt hat. Sein Charakter fast nicht zugänglich mit all seinen hervorragenden und zugleich abgestumpften Werten. Gegenüber seinen Freunden der loyalste und hilfsbereiteste und sonst desinteressiert.

Sein Mitgefühl ist durch seine Vergangenheit bedingt, weil er schlimmer nicht aufwachsen konnte. Wenn ich keinen bei mir gehabt hätte, wäre ich wie er geworden auf meiner Art. Wenn Matteo nicht da gewesen wäre, würde ich als ein Waisenkind aufwachsen. Er hat niemand gehabt außer einen der ihn ausgenutzt hat und das sein ganzes Leben lang. Er ist sehr stark und auch so verletzlich. Die Verletzlichkeit zeigt er nur gewissen Personen und das durch seiner Geschichte, seiner Narben. Seitdem Abend, wo ich diese Narbe gesehen habe konnte ich an nichts anderes mehr denken. Diese Reaktion wegen seiner Narbe zeigt wie sehr er gelitten hat. Ich musst zugeben ab diesem Zeitpunkt hat er mich nur noch für sich gehabt. Ich war eifersüchtig und durch meinen Stolz habe ich nicht mal gemerkt wie sehr ich für ihn falle.

Lucas ist wie kein anderer Junge auf dieser Welt. Er hat immer auf mein Lächeln geachtet. Es war ihm sehr wichtig das ich dieses beibehalte, obwohl er nicht wusste das dieses Lächeln nur ihm galt. Ich funkelte in seiner Nähe. Seine Präsenz hat mich zum strahlen gebracht. Jeder Moment ist in meinen Kopf und jede Enttäuschung die ich von ihn bekam. Alles was er mit mir geteilt hat oder alle Kleinigkeiten bleiben immer in meinen Herzen. Lucas war es nie klar, dass er mich so beeinflusst hat und das ohne jede Mühe. Als hätten wir immer nach uns gesucht. Er vernebelte mich und durch den Nebel sah ich ihn immer und keinen anderen. Der Nebel zwischen uns konnte mich nicht von ihn entfernen, egal wie dicht er war. Jeder Versuch den ich unternahm um ihn näher zu kommen hat mich indirekt noch mehr dazu gebracht mich mit ihm zu beschäftigen. Das Schicksal hat dabei geholfen und uns als Partnern gemacht und nämlich bei seinen verwundbarsten Punkt Familie. Am Anfang lief er von diesem Thema davon, egal ob in der Schule, im Roller oder bei unseren Treffen, aber er wollte wegen mir nicht aufgeben und hat mir zum ersten mal gezeigt, dass ich ihm wichtig bin.

Nach langer Zeit hat er sich mir geöffnet und hat zugelassen sich wertgeschätzt fühlen zu lassen. Er konnte mit mir lachen und mit mir reden und das ohne jeglicher Barriere. Er hat mir zugelassen ihn zu umarmen und mich an seiner Brust zu schmiegen. Es war so ein befreiendes Gefühl in seinen Armen zu liegen. Ich habe mich frei gefühlt und so beschützt. Seinen Duft einzuatmen brachte meine Atmung zu stocken. Dieser intensive und warmen Geruch. Ich hatte das Gefühl von Behutsamkeit und das ohne Bedingungen. Er hat mich nie zu etwas gezwungen. Ich vermisse seine Art und seine Stimme vor allem. Diese Stimme, die mich zum schmelzen bringt. Mein Namen aus seinen Mund ist wie eine Sucht für mich. Er konnte alle Gefühle von mir hervorbringen nur durch seiner Stimme. Dieses Kratzen in seiner Stimme machte mich oft verlegen und betonte alles noch kräftiger. Alles an ihn hat mich verzaubert und mich zu seiner Gefangenen gemacht. Ich liebe ihn! Ich liebe Lucas!

„Sophia! Komm runter! Jemand will dich sehen!" wer will mich bitte jetzt sehen? Bisschen zweifelnd trat ich hinaus aus meinen Zimmer und ging die Treppen runter. Man hörte von draußen den Donner und durch die angeschlagenen Fenster sah man die winzigen Regentropfen auf den Boden prasseln. Ich sah wie Bruno und Vanessa im Wohnzimmer sich befanden. Ich bekam nur von ihnen nur verwirrte Blicke und machten mir umso neugieriger. Ich setzte an die Haustür zu öffnen und griff nach den Türknauf, welchen ich dann auch aufmachte und mich durch den hervorkommenden Blitz auf der anderen Seite der Tür erschreckte und umso mehr erschreckte ich mich als ich dann ihn gesehen hat. Es war Lucas komplett nass und komplett leblos vor meiner Haustür. Sein Gewand war durchgenässt und seine Haare waren pitschnass. Sein Augenringe hatten Augenringe und ich könnte schwören das er geweint hat.

Wir standen da ohne Worte und ohne Gedanken. Umso mehr er mich anschaute umso mehr zerbrach ich innerlich. Das ist nicht mein Lucas. Das ist nur eine leere Hülle ohne jeglichen Plan. Er zitterte am gesamten Körper und hob kurz seine Hand. Seine Fingern kamen immer näher und suchten anscheinend meine Hand. Ich gewährte ihn die Erlaubnis mit einen kurzen Nicken. Er nahm meine Hand und dabei merkte ich wie ihm die Last von den Schultern gefallen ist. Bittend sah er mich an.

„Sophia, bitte! Ich will mich verabschieden! Ich kann.. Ich kann" ich drückte fester seine Hand und musste mir dabei mit ansehen wie er versucht vergebens seinen Tränen zu stoppen. „Komm doch hinein! Erklär mir alles! Was meinst du mit verabschieden?" bat ich ihn hinein er aber verneinte nur mein Angebot. Bruno kam zu mir und sah Lucas nur aufgebracht an. „Junger Mann, was haben Sie hier zu suchen und warum suchen Sie nach meiner Tochter!" Lucas lachte nur kurz auf und machte mir umso mehr Angst. Seine Psyche litt sehr und ich konnte immer noch nicht seine Worte realisieren. Verabschieden? Was ist denn los? Wohin will er gehen, wenn er keinen hat? „Sophia, hör mir zu! Vergiss mich und lebe dein Leben! Ich habe dafür gesorgt, dass euch nichts mehr passiert!" Bruno wollte dazwischen gehen aber ich stoppte ihn und sah ihn nur flehend an. Lucas hat etwas gemacht und er will einfach so verschwinden. Wie alle Personen, die mir wichtig waren. Meine Eltern haben mich verlassen. Meine Heimat hat mich verlassen und mein Altes-Ich ist auch weg.

„Ich gehe jetzt, bitte such nicht nach mir!" -es blitzte und donnerte umso mehr und machte es umso schwerer seine Denkweise zu verstehen- wie kann er mir das antun? Ich liebe ihn und er will verschwinden? Ich werde nie zulassen das er geht. Das habe ich schon einmal und das hat mir nur noch mehr Leid gebracht. Verneinend schüttelte ich mit mein Kopf und hob dabei kurz mein Kinn damit die hervorkommenden Tränen nicht erscheinen. Er sah mich so entschuldigend an als würde es kein Wiederkehr mehr geben.

„Ich werde es nicht zulassen, dass du weg gehst! Vergiss das! Ich bin da für dich, bitte! Ich mache alles, bitte! Verlass mich nicht!" bettelnd zog ich ihn an mich aber er blockte ab und raufte mit seiner anderen Hand seine Haare. Er ist so verzweifelt und braucht doch nur Zuneigung. Jetzt schüttelte er mit den Kopf und riss sich von meiner Hand raus. Er drehte sich und rannte davon. Ohne Bedenken rannte ich hinter ihn und hörte im Hintergrund nur die Rufe von Vanessa und Bruno. Aber ich war zu fokussiert um ihn nicht zu verlieren. Ich werde ihn bis zum Ende der Welt folgen und zurück, wenn das bedeutet das er sich öffnet. Er hat selber gesagt, dass das Schicksal uns verbindet und so leicht werde ich ihn nicht gehen lassen. Meine Liebe lässt es nicht zu...

Wie das Schicksal alles ändern kann Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt