Nach der Religionstunde hatten wir eine Doppeltstunde Mathe, was mich an den Grenzen meiner Konzentration gebracht hat. Es ist halt unmöglich bei unserer Lehrerin zu zuhören. Sie ist einfach so unsicher und kann sich einfach nicht durchsetzen. Allerdings sind diese Stunden jetzt auch aus und nun können wir unsere verdiente 30 Minuten Pause genießen.
Ich habe Mia in der Zwischenzeit alles erzählt und wie sie nun einmal ist hat sie mich mit ihren Fantasien zugelabbert. Lucas will in seiner Einsamkeit leben, also akzeptiere ich auch das. Na klar, Wie gerne du mehr von ihm erfahren würdest! Du willst einfach ein Teil seines Lebens sein. Ich hasse meine innere Stimme. Sie ist immer gegen mich und versucht aus den ohnehin schon Wirrwarr in meinen Kopf alles noch komplizierter zu machen.
„Da ist ja dein Verehrer! Zum Glück hast du ihm schon für dich reserviert sonst könnte ich mich nicht zurück halten." sagte Mia während sie ihre Augen nicht von Lucas sein lassen konnte. Was passiert hier gerade? Steht sie auf Lucas? „Du kannst ihn gerne haben! Er interessiert mich nicht!" wehleidig stemmte ich mich gegen meine Knie und drückte mein Kopf auf meine Handfläche. „Schwester glaub mir, dass würdest du nie zulassen! Außerdem war es sowieso nur ein Spaß um dich wieder aufzuwecken!" sagte sie mir nur süffisant lächelnd.
„Aber ich habe es ernst gemeint! Nur zu du kannst ihn für dich haben!" provakant lächelnd schaute ich sie nur an und bemerkte, dass sie irgendetwas komplett hirnrisiges machen wird. „Na dann! Wir sehen uns später! Wünsch mir Glück!" sie bewegte sich weg von mir und steuerte auf Lucas zu. Irgendwie wird mir ziemlich unwohl.
Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass sie im letzten Moment sich zurück zieht und dann wieder zu mir kommt, aber sie redet tatsächlich mit Lucas. Beide lachen sogar. Ich verdrehte nur meine Augen und musste mir das Brodeln in mir irgendwie erklären. Die Tatsache das er mit jeden anderen lachen kann außer mit mir lässt mich wütend werden. Warum ist Mia überhaupt zu ihm gegangen? Die Beiden hören einfach nicht auf zu grinsen. Ich hasse sein Grinsen. Lüg nicht! Sein Lächeln lässt dich dahin schmelzen und zugleich auch erstarren. Seufzend drehte ich mich weg. Ich atme irgendwie zu hektisch. Warum atme ich soviel gerade?
„Sophiii! Du wirst es mir nicht glauben! Lucas ist so ein süßer Junge!" plötzlich saß Mia vor mir und schwärmte in einer Tour über Lucas. Es reicht! Ich kann ihre Schwärmerei nicht ertragen. „Mia! Bitte hör auf! Ich kann dir nicht mehr zu hören! Er interessiert mich nicht!" wie sie mich jetzt ansieht, hat sie mich noch nie angesehen. Die geweiteten Augen. Das Blaue wirkt sehr finster. Ihr Gesichtsausdruck einerseits neutral aber andererseits auch sehr deutlich. Auch wenn die Worte die ich gesagt habe stimmen, tut es mir irgendwie Leid. Sie wollte mich nur aufheitern und hat halt einen dummen Witz gemacht. Im Nachhinein war es ein Fehler. Vor allem weil sie schon Stress mit ihren Vater hat. Mia wollte mich und zugleich sich selber ablenken.
„Hey! Es tut mir leid! Du wolltest mich nur auf andere Gedanken bringen und was mache ich? Ich zicke dich ohne Grund an. Ich verdiene dich nicht. Bitte Mia! Verzeih mir!" mit einen verstörenden Grinsen und geweiteten Armen deute ich ihr das sowohl ich als auch sie eine Umarmung brauchen. Schmunzelnd aber immer noch nachträglich versuchte sie weg zu schauen bis sie schließlich in Gelächter aus brach, was mich auch zum Lachen brachte. Letztendlich gab sie nach und warf sich in meinen Armen.
„Das ist nur dein italienischer Charme! Ich habe einfach eine Schwachstelle für Europäer! Du bevorzugst im Gegensatz zu mir lieber schwarz haarige, die ziemlich schüchtern sind." ich brachte nur ein genervtes "OH" raus, gefolgt von einen extra langen Seufzer. Mia lachte einfach nur weiter und schaffte es irgendwie ihre gute Laune auf mich zu übertragen. Mir kommt aus unerklärlichen Gründen das Lachen von Lucas in den Sinn. Es hat mich auch glücklich gemacht, jedoch eine andere Art von glücklich, eine intensivere Art von glücklich.
Vertifft in meinen Gedanken habe ich das Tippen an meiner Schulter trotzdem bemerkt. Ich drehte mich um und musste feststellen, dass Lucas höchstpersönlich vor mir steht. Nervös lächelnd und beide Hände in seinen Hosentaschen schaute er mich an und mit so einen Blick für den es keine richtige Definition gibt. So bedauernswert und zugleich auch so stark wirkend. Seine Augen betonen seine Gefühle zu sehr. Er könnte nur mit seine giftigen Augen eine Unterhaltung führen und ich würde jedes einzelne Detail verstehen. Das schnelle Klimmpern seiner Wimpern hat etwas reizendes an sich. Sein nun vorstehende Grübchen und das Spitzen seiner Lippen lassen ihn ehrlicher wirken. So ehrlich, dass ich ihm einfach alles glauben würde.
„Hey!" begrüßte er mich stets lächelnd. Ich erwiderte das Lächeln und grüßte ihn auch mit einen einfachen "Hey". Das Schweigen, das sich gerade zwischen uns aufbaut ist zum einen ziemlich merkwürdig und zum anderen ist es auch ziemlich beruhigend.
„Wie geht es dir?" fragte er mich. Ich beobachte ganz genau seine Mimik, weil es mir absurd vorkommt, dass er plötzlich hier vor mir steht nachdem wir eine Auseinandersetzung hatten. Ich antwortete ihm mit einen „Gut", während ich seine Ahnungslosigkeit an seinen immer hin und her schauenden Augen. Er schluckt anscheinend seinen aufgestauten Kloß herunter und fixierte seinen Blick auf mich.
„Es tut mir leid, dass ich dich so angeschnauzt habe! Es war nicht fair von mir und außerdem dich als Feindin will glaube ich keiner auf der Schule!" brachte er in einem Atemzug heraus, jedoch auch ohne verunsichert zu wirken. Er lächelte mich nur an und ich konnte dann auch nicht mehr mein Grinsen verhindern.
„Typisch, Du! Immer an seine eigenen Vorteile denken!" sagte ich amüsiert nebenbei und habe dabei nicht seine Reaktion erwartet. Sein Lächeln verschwand und seine Augen zeigten nur noch Reue.
„Nein! Ich habe eigentlich... Ich habe nicht gemeint, dass du wegen deinen Familienstatus mit dem Direktor jetzt besser behandelt werden sollst! Auch ohne diese sollte man dich gut behandeln!" seine Worte, vor allem der letzte Teil bewirkt in mir etwas. Innerlich hüpfe ich gerade auf und ab. Meine Wangen fühlen sich so heiß an, sodass ich meinen könnte, dass ich Dampf an meinen Wangen sehen kann. Ich werde sofort verunsichert und muss deshalb sofort mit meinen Finger spielen, während seine ausdrucksvollen Augen mich beobachten. Seine Worte waren recht einfach, doch sie zu realisieren fällt mir umso schwerer.
„Außerdem wollen wir deinen roten winzigen Kopf nicht zum explodieren bringen. Soviel Temperament für so ein kleines Mädchen!" sagte er mit einer mir ziemlich vorkommenden tieferen Stimme. Wahrscheinlich ist es nur eine Einbildung und seine ohnehin schon dunkle Stimme ist die gleiche, aber in diesem Moment erscheint sie für mich noch dunkler. Ich bin ja komplett durchgewühlt. Jetzt wo er sogar meinen wegen meiner Nervosität roten Kopf erkannt hat, ist es auch kein Wunder.
„Achja! Und du!? Nur weil du größer bist, heißt das nicht, dass du oben drauf immer recht hast! Ich bezweifle sogar, dass du Intelligenz in deinen Erbsenhirn besitzt!" wütend stempte ich meine Hände auf meine Hüften und merkte, dass sein Lächeln wieder auftaucht, was mich noch wütender macht. Was denkt er sich, wer er ist!?
„Es tut mir ja leid, Prinzessin! Nur nicht ausflippen! Einmal am Tag Stress mit dir haben reicht mir voll und ganz! Und deine Aussage ignoriere ich jetzt gekonnt und lasse dich in Ruhe...Fürs Erste!" breit grinsend drehte er sich um und verschwand dann auch bald hinter der Tür.
Was war das gerade? Bin ich wütend auf ihn oder kann ich ihn jetzt leiden? Warum bringt er mich so durcheinander? Sonst weiß ich ja auch sofort wenn ich mag oder nicht mag! Seufzend suchte ich Mia,die sich anscheinend während des Gespräches weg geschlichen hat. Sie muss schon in der Klasse sein. Ich beeile mich lieber, sonst kann ich mir etwas gewaltig anhören lassen.
Lucas bleibt jedoch in meinen Kopf. Ich finde einfach keine Erklärung dafür! Was will das Schicksal mir bloß sagen?...
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Wie das Schicksal alles ändern kann
Fanfic|°Die Forsetzung von Wie ein Foto alles ändern kann°| Die kleine und liebenswerte Sophia ist eine heranwachsense Frau geworden. Oft denkt sie nach, während sie in ihrem Album blättert und kann dabei nie ihre Vergangenheit außen vor lassen. Die Verga...