Familie...
Das Wort, welches mich momentan am meisten beschäftigt. Pausenlos denke ich an diesen Begriff nach und stelle mir die Frage, ob man Familie unterschiedlich verstehen kann? Gibt es verschiedene Anhaltspunkte? Dabei muss ich dann immer an meine Vergangenheit denken, die ziemlich wild, aber auch aufregend war. Ich bin nicht mehr das gleiche Mädchen! Nun verstehe ich mehr und will noch immer mehr verstehen! Für mich war es nie einfach und ich glaube, dass es auch nie einfach werden wird. Mich beschäftigen soviele Sachen, doch schlussendlich scheitere ich an dem Begriff Familie.
Wenn man an Familie denkt, kommen die Eltern als erste Stelle. Eltern schützen, lehren, lieben dich. Doch meine leiblichen Eltern sind vor langer Zeit schon gestorben. Die Wärme einer richtigen Mutter habe ich noch nie richtig gespürt und wenn dann nur als kleines Kind. Stolze Blicke von einem Vater habe ich nie richtig bekommen. Doch eins spüre ich bis jetzt noch und zwar die Liebe der Eltern. Diese stirbt nie aus und das lässt mich hoffen und zufrieden werden. Obwohl meine Eltern nicht mehr unter uns weilen, spüre ich eine Verbindung zu ihnen. Immer wenn ich an die beiden denke geht mein Herz auf und ich könnte anfangen zu weinen. Eltern sind Familie, doch kann man nicht andere Menschen als deine Familie ansehen?
Mein jetziges Leben spielt sich in Buenos Aires ab. Seit dem Tag an dem ich hier bin, haben sie mich in ihr Herz geschlossen. Meine Adoptiveltern und zugleich ein Teil meiner Familie. Seit ich hier bin, hatte ich nie bedenken, dass mich keiner will und braucht, denn Vanessa und Bruno zeigen mir, dass man einen Menschen lieben kann ohne das gleiche Blut zu haben. Zu ihnen zählt dann noch ihr Sohn und deshalb auch mein Bruder Gaston. Er nimmt nie etwas ernst und mit ihm kann man am besten Späße machen. Gaston ist eine besondere Person in meinen Leben und ohne ihn und ohne Vanessa und Bruno könnte ich mir kein Leben vorstellen. Diese Menschen sind mir sehr wichtig geworden, doch trotzdem spüre ich bei einer Person eine andere Verbindung als zu allen anderen.
Diese Person sorgt und kümmert sich um mich schon seit ich denken kann. Ohne meinen geliebten Bruder Matteo gäbe es für mich keine Familie. Er ist und wird für mich meine Familie sein. Ich liebe ihn und er liebt mich überalles. Unsere Vergangenheit war grauenvoll, doch seit wir hier in Buenos Aires sind und seit Matteo Luna kennengelernt hat ging alles Berg auf. Luna, meine Schwägerin hat unser Leben verändert. Ich kenne sie schon aus der Zeit als wir in Cancun gelebt haben, doch das mein Bruder sich in sie verliebt, hätte ich nie für möglich gehalten. Ach, Matteo! Matteo war vor Luna immer so schlecht gelaunt und hat sich für alles was uns passiert ist die Schuld gegeben. Selbst für den Tod unserer Eltern und meiner Erblindung. Oft musste ich mit anhören wie er versuchte stumm zu weinen. Matteo war sehr deprimiert und wollte daher, dass alles ein Ende hat. Er wollte und will immer für mich stark sein. Während mein Augenlicht immer weiter verloren ging, arbeitete er ununterbrochen. Seine Schuldgefühle brachten mir Schuldgefühle. Ich wollte, dass er wie jeder 18 jährige sein Leben leben konnte. Er sollte Freunde finden und vor allem ein Mädchen, welches auf ihn aufpassen kann. Alles hat er hier gefunden und schnell wurde Buenos Aires unsere neue Heimat. Heimat ist schließlich auch Familie. Aber am Anfang wollte Matteo es nicht akzeptieren, denn er hatte Angst, dass ich noch komplett erblinde und es für mich keine Chance mehr ergibt. Matteo hat sich zu sehr von seinen Ängsten leiten lassen und das tat mir im Herzen weh. Trotzdem war er immer für mich da, trotzdem hatte er die Hartnäckigkeit gehabt weiter zumachen und trotzdem versuchte er für mich ein normales Leben zu leben. Es war doch genug Leid in unser Leben, warum sollten wir auch kein Glück haben? Warum hätten wir nicht ein normales Leben führen dürfen? Doch ganz unglücklich waren wir nie, denn uns hat etwas immer zum lachen und zum strahlen gebracht, nämlich unser Album.
Das Album, das mir immer noch alle Emotionen aus mir heraus bringt. Es war für uns eine Tradition, die uns auf andere Gedanken brachte. Jeden Tag ist Matteo in Cancun für mich Fotos machen gegangen und jeden Tag erzählte er mir zu jeden Foto die passende Geschichte bis zu seinem letzen Foto, den dieses Foto wurde dann zur seiner Geschichte. Seine eigene Geschichte, die mit Luna begann und mit Luna endet. Sie ist alles für ihn. Matteo ohne Luna und Luna ohne Matteo kann es nicht mehr geben, denn seit diesen Foto wurden die beiden füreinander geschaffen. Deswegen habe ich mich immer gefreut, wenn er mir über seine geschossenen Fotos berichtet hat. Vor allem als er mir über Luna versucht hat zu erzählen. Matteo war so durcheinander und verdattert wie noch nie. Es hat ihm wortwörtlich die Sprache verschlagen. Es war einfach unheimlich lustig dies mit zu erleben. Es war einfach wunderschön mir etwas vorstellen zu können und als dann wieder ein Schatten über unser Leben kam, kam es dazu noch, dass in dieser Phase ich geheilt wurde. Dieser Schatten war als Matteo damals weggelaufen ist, da er zur sturr war es akzeptieren zu können, dass andere Menschen uns auch helfen wollen. Dazu kam noch heraus, dass Lunas Eltern auch ums Leben kamen und das beim gleichen Unfall. Das machte Matteo fertig, da er sich schon für den Tod unserer Eltern sich die Schuld gab und jetzt machte er sich auch noch Vorwürfe, dass er auch die Eltern von Luna auf sein Gewissen hat. Es war eine schwere Zeit für uns alle, doch umso schöner war die Zeit, als er wieder da war. Nach fünf Monaten, nach ganzen fünf Monaten konnte ich meinen Bruder wieder sehen. Es war der schönste Tag meines Lebens, denn ich hatte meine Familie wieder. Ich kann mich noch genau erinnern, als ich ins schuldbewusste und bemitleidenswerte Gesicht von meinen Bruder sah. Alles kam hinauf. Wut, Ärger, Furcht, Angst und natürlich auch Glück. Matteo hat sich nicht von der Stelle bewegt. Seine Augen zeigten mir, dass es ihm sehr leid tat. So einen verletzen Blick habe ich in meinen Leben noch nie gesehen. Er hatte Bedenken und hatte schon Angst, dass ich ihn nicht mehr akzeptiere, doch das könnte ich nie. Damals als sie mir meine Binde ablassen wollten, wollte ich es nicht bevor Matteo kommt. Er sollte die erste Person sein, die ich sehen wollte. Einen ganzen Tag habe ich mich gewehrt, doch es war hilflos, denn Matteo hatte sich für den falschen Weg entschieden, aber nichtsdestotrotz waren seine Gedanken und sein Herz hier bei uns. Deshalb konnte ich nicht anders als mich auf ihm zu schmeißen und endlich wieder sein einzigartiges Lachen zu hören. Er war endlich wieder glücklich und machte mich somit glücklich.
Doch es dauerte noch ein wenig bis alles perfekt war. Denn zwischen Luna und ihm lag eine komische Spannung. Sie haben sich immer schon geliebt, doch sich nach langer Zeit wieder zu sehen ist für keinen von Beiden einfach gewesen. Aber die Liebe findet immer einen Weg und das Ziel war schließlich der Geburtstag von Luna. Diesen Tag werde ich nie vergessen, denn ich habe an diesem Tag soviel Kuchen gegessen wie nie zuvor in meinen Leben, aber dieser Tag ist auch unvergesslich, weil Matteo endlich wieder mit Luna zusammen gekommen ist und außerdem haben wir das Foto geschossen auf den alle wichtigen Menschen drauf sind, die zu meiner Familie zählen. Deshalb ist Familie für mich auch so schwer zu definieren, aber eins weiß ich und zwar, dass dir deine Familie immer nur das beste will und dich immer beschützen will. Es ist mir egal, ob meine Familie kompliziert ist. Es sind schließlich die Menschen, die für mich alles komplizierte vereinfachen und mir meinen Weg zeigen.
Genau vor 8 Jahren sind wir hergezogen. Sovieles haben wir hier erlebt. Wir hatten Höhen und Tiefen, doch ich hätte es nie überleben können ohne diejenigen Menschen, die meine Familie geworden sind oder schon immer waren. Es hat sich seitdem vieles verändert, vor allem meine Wenigkeit.
Ich bin schon 16 und gehe absofort auf das Blake South College. Persönlich gesehen finde ich mein Aussehen als nichts besonderes, aber jeder beschreibt mich als wunderschön. Luna mag vor allem meine leicht lockigen goldbraunen Haare, was ich nicht nachvollziehen kann. Braun ist für mich so öde und nichts besonderes. Vanessa sagt, dass sie noch nie so wunderschöne braune Augen gesehen hat. Meine Augen sind sehr hell und man könnte meinen, dass sie schon fast Orange wären. Sonst aufallendes an meinen Körper gibt es nicht so richtig. Ich bin halt dünn. Mit meiner Figur habe ich nichts auszusetzen. Insgesamt gesehen habe ich kein Problem mit meinen Aussehen, außer meinen stinknormalen Haaren. Diesbezüglich kann ich nichts mehr sagen, außer das mich keiner runterkriegen kann wegen meines Aussehen. Damals als kleines Mädchen fand ich die Liebe fasziniert und Beziehungen waren für mich sehr spannend. Jetzt habe ich andere Sorgen, als zu schwärmen. Jungs sind sowieso ein Ding für sich, denn mir kommt immer das kotzen, wenn ein Junge mich mit so einen Blick ansieht, der anscheinend anziehend sein soll, doch der nur bei den meisten verstört aussieht. Ich verstehe sowieso nicht wie mein Bruder es geschafft hat mit Luna zusammen zukommen. Er ist für mich so unromantisch. Vielleicht hat er sie so lange genervt bis sie irgendwann Mitleid empfand für Matteo. Aber was weiß ich schon über die Liebe. Das neugierige und dauerhaft fröhliches Mädchen bin ich schon lange nicht mehr. Dafür hätte ich auch keine Kraft. Ich fühle mich momentan so schwach, so verlassen. Mittlerweile denke ich ziemlich oft an meine Eltern. Wie hätte es ausgesehen, wenn sie noch am Leben wären? Würde ich mich nicht mehr so leer fühlen?
Oft sitze ich in meinen Zimmer und starre Löcher auf die Decke, während meine Gedanken an meine Eltern schwirren. Jedesmal rinnen mir einpaar Tränen aus meinen Augen, jedesmal fühle ich mich erschöpft. Manchmal muss ich weinen, weil ich oft das Gesicht meiner Eltern nicht mehr sehe. Ich kann mir dann nicht mehr an sie erinnern und dann kommen meine Ängste hoch. Die Angst meine Eltern zu vergessen. Matteo hat aber mir ein Foto geschenkt, wo nur ich und meine Eltern drauf sind, da er sich selber rausgerissen hat. Damals wollte er sich selber nicht mehr sehen. Er wollte einfach nicht akzeptieren, dass er Teil dieser glücklichen Familie auf diesem Foto ist und war. Mein Bruder hasste sich selber so sehr, dass er schon von voller Frust Agrressionsprobleme entwickelt hat. Ich verstand ihn nie und werde diese Phase seines Lebens auch nie verstehen. Letzendlich hat er verstanden, dass Menschen ihn brauchen, dass seine Familie ihn braucht.
,,Sophia! Kommst du?! Das Essen ist angerichtet! Vergiss bitte nicht deine Hände zu waschen!" rief mein Bruder mich zum Essen und brachte mich zum schmunzeln, da er selbst oft vergisst seine Hände zu waschen.
Endlich gibt es Essen. Matteo hat extra heute gekocht und zwar nur das eine Gericht, das er zubereiten kann, nämlich Spaghetti Bolognese. Oft ärgere ich ihn, weil er nur Spaghetti machen kann und deshalb er sich schämen muss, da er Italiener ist. Ich selbst kann nicht einmal ein Fertiggericht aufwärmen, doch ich liebe es meinen Bruder zu nerven. Mein armer Bruder, er wird die ganze Zeit aufgezogen. Wenn ich nicht da bin, dann neckt Luna ihn. Es ist einfach nur zum totlachen, wenn sich die beiden in die Haare kriegen. Das nenne ich mal Schicksal, dass sie sich die beiden getroffen haben und sich ineinander verliebt haben.
Ich frage mich, was wohl mein Schicksal mir bieten wird...
DU LIEST GERADE
Wie das Schicksal alles ändern kann
Fanfic|°Die Forsetzung von Wie ein Foto alles ändern kann°| Die kleine und liebenswerte Sophia ist eine heranwachsense Frau geworden. Oft denkt sie nach, während sie in ihrem Album blättert und kann dabei nie ihre Vergangenheit außen vor lassen. Die Verga...