|11| Ein brisanter Morgen

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Das ausgerechnet ich heute mich verspäte war irgendwie klar. Nach dem Gespräch mit Matteo konnte ich einfach nicht aufhören durch das Album zublättern, während das Klavierspiel im Hintergrund lief. Irgendwann war es dann auch soweit und ich schlief ein, aber irgendwie schlief ich zu tief ein. So einen brisanten und torbulenten Morgen hatte ich lange nicht mehr gehabt. Mit Mia konnte ich mich auch nicht treffen. Deswegen muss ich heute wahrscheinlich wieder einmal eine Standpauke von Mia über mich ergehen lassen. Wie sehr sie sich im Stich gelassen fühlt und wie sie sehr sie sich um mich Sorgen gemacht hat. Ach, was würde ich nur ohne Mia tun? Ich sehe sie bereits. Ihr Gesicht in ihrem Schließfach versteckt und ihr Körper komplett regungslos. Mia, die lebendige Leiche!
Schmunzelnd über meine Feststellung tippte ich sie fröhlich auf die Schulter. Widerwillig bewegte sie ihren Kopf aus den Schließfach und sah mich mit rot angelaufen Augen und Augenringe an sowie ich sie nie zuvor bei ihr gesehen habe. Ohne jegliches Vorzeichen zog sie mich in eine Umarmung. Ihr Verhalten lässt mich schmunzeln und zugleich aber auch mache ich mir Sorgen. Sonst ist sie immer die hyperaktiv am Morgen. „Hey, Mia was ist los? Ist etwas passiert?" frage ich Mia besorgt, die in meinen Armen schlief. Gähnend rieb sie sich ihre Augen und versuchte ihre Augen auch durch ständiges Blinzeln aufzukriegen. „Es war eine lange Nacht! Mein Vater war plötzlich verschwunden. Ich habe ihn die ganze Nacht gesucht und habe sogar die Polizei verständigt. Durch langen hin und her haben sie ihn gefunden. Ich war so hilflos und wusste einfach nicht was ich machen soll. Es war der pure Horror gestern." erzählte sie nun hellwach und ohne jegliche Anmerkungen von Müdigkeit. Die Arme hat es nicht leicht und das macht mich auf eine gewisse Weise traurig. Ich fühle mich schlecht, das sich sie nicht besucht habe oder wenigstens ihr geschrieben hätte. Mia war komplett auf sich alleine gestellt. Sie verdient soetwas nicht. Mia ist ein sehr guter Mensch. Sie will immer nur das Beste für jeden. „Mia, wo war er denn? Es tut mir leid! Du hast mich gestern gebraucht und was mache ich, ich lasse dich einfach im Stich! Bitte, Mia verzeih mir! Du verdienst nur das Beste!" ich nahm ihre Hände und versuchte ihr klar zumachen, dass ich es bereue und sogar sehr. „Hey, Sophia ganz ruhig! Woher hättest du es wissen sollen und überhaupt war deine Familie zu Besuch. Da wollte ich dich nicht wegen soetwas stören. Ich weiß wie sehr du dich freust, wenn deine Familie bei dir ist!" sagte sie nur zerknierscht. Fassungslos von ihren Wörtern nahm ich sie in die Arme und stoß sie dabei wieder weg. „Sag soetwas nicht! Egal was und mit wem ich bin, ich werde immer für dich da sein und ich will nicht nochmal von dir hören, dass du es alleine schaffen kannst." lächelnd schaute sie mich an und sah ganz und gar nicht mehr müde aus. „Danke! Ich weiß es zu schätzen. Zum Glück ist nichts schlimmes passiert. Er war nur in einer Bar am Stadtrand und konnte nicht mehr nachhause finden. Er war sauer, dass ich die Polizei gerufen habe, aber mein Vater war ziemlich fertig um sauer zu sein." sie schluckte ihren abgebildeten Kloß und durchfühlte dann ihren Schließfach. Während sie das machte sah ich Lucas bei Augustin und Marco stehen. Lucas stand angelehnt an der Wand, die anderen Beiden vor ihm. Die ganze Zeit lächelt er dabei, was mich irgendwie auch zum Lächeln bringt. Er wirkt so frei und unbehagen bei seinen Freunden. Ich merke sogar hier schon die Wirkung seiner Augen. Sie strahlen und blitzen regelrecht auf. Schon wieder haben sie mich fasziniert und schon wieder gebe ich ihm zuviel Aufmerksamkeit.
Genau jetzt schaut er zu mir hinüber und grinst umso mehr als vorher, jedoch wandte er den Blick schnell wieder ab. Ich erkenne, dass es ihm unangenehm ist. Lucas wird aufeinmal nervöser und das bemerke ich daran, dass er seine Hände in seine Hosentaschen tut und versucht den Drang zu mir zu schauen zu unterdrücken. Dieser Junge ist einfach zu süß um wahr zu sein. Da ist sie schon wieder meine innere Stimme. Immer wenn ich sie am wenigsten brauche. Jedoch muss ich schon irgendwie wegen seiner Nervosität schmunzeln. Es gefällt mir irgendwie, dass ich ihn einschüchtern kann. „Erde an Sophia! Kannst du vom Planeten Lucas zurück zu uns kehren." Mia winkte mit ihrer Hand genau vor mein Gesicht, was mich wirklich in das Hier und Jetzt brachte. „Nein, Ich habe nur... Ich habe nur kurz geschaut." Eine bessere Ausrede könntest du nicht geben! Jetzt ist es doch klar, dass du ihn begehrst. Habe ich schon erwähnt, dass ich meine innere Stimme hasse? „So ist es also! Du schaust nur. Bei ihm gibt es anscheinend viel zu schauen." ich merke die Hitze, die in mir steigt. „Mia hör auf! Lucas interessiert mich nicht und ich interessiere ihm auch nicht. Er sah nur überglücklich aus.“ Mia zwinkerte mir zu und musste sich anscheinend ihr Lachen verkneifen. „Achja und warum schaut er gerade zu dir und lächelt wie ein Honigkuchenpferd?" Ich musste mich vergewissern und tatsächlich schaute er mich an. Jedoch nun länger als zuvor. Ich erlaubt mir seine Augen zu sehen und ich erlaube es ihn in meine zu sehen. Ich merke, dass hinter diesen strahlenden Augen sich etwas verstecktes befindet. Er versteckt etwas und das macht mich umso neugieriger. Sein Lächeln verschwindet und das hat zufolge das sein Blick intensiver wird. Zwischen unseren Blickaustausch schwebt etwas, etwas was ein murmeliges Gefühl in meinen Bauch verursacht. Gerade als ich mehr erkunden wollte und mehr über ihn herausfinden wollte läutete es zu Stunde. Das Läuten sehe ich zu einem als Hindernis und zum anderen als Rettung. Ich hätte mich getraut zu ihm zu gehen, ich hätte es geschafft mit ihm zu reden, jedoch warum sollte ich? Warum sollte ich mich mit ihm unterhalten? Was auch immer gerade war, es war temporär. „Na los, Prinzessin! Wir kommen noch zu spät zu Stunde." Ich blinzelte einpaar mal auf und holte schnell meine Bücher aus meinen Schließfach um schließlich dann zur Klasse zu gehen. Das Mia mich Prinzessin genannt hat, hat mich an Lucas erinnert als er mich Prinzessin genannt hat. Obwohl es eher argwöhnisch gemeint war, war ich trotzdem geschmeichelt.

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