Kapitel 45c

116 9 0
                                    

Nachdem der stechende Schmerz in meinem Nacken nachgelassen hatte, konnte ich wieder beruhigter atmen. Ich sah wie sich Amy neben Scelus stellte. Er flüsterte mit ihr. Ich strengte mich an und konnte lauschen.,,Wie lange wird es brauchen, bis alle Nerven abgestorben sind?"fragte ihn Amy.,,Etwa zwanzig bis dreißig Minuten. Kommt drauf an, wie stark und gesund ihr Körper ist. Dann kann sie sich länger gegen das Mittel wehren. Aber das denke ich bei ihr nicht. Also sollte wir sie schonmal zum Tümpel hochbringen. Wegrennen kann sie ja dann eh nicht mehr und selbst wenn, käme sie nicht weit. Hier in der Gegend ist wirklich keine Menschenseele."antwortete er ihr. Amy nickte und ging zu mir rüber. Sie nahm die Fesseln ab und befahl mir aufzustehen. Ich tat wie mir befohlen und musste feststellen, dass meine Beine seltsam kribelten. Mir wurde von dem Gefühl schlecht. Amy zog mich an den Haaren zur Tür. Sie öffnete sie und wir standen im Flur des alten Luftschutzbunkers. Plötzlich hörte ich von weiter hintem im Gang ein lautes Wimmern. Sofort ließ Amy von mir ab und rannte dem Geräusch nach.,,Ana! Kleine was ist denn los?"schrie sie in die Dunkelheit.Ein kleines Mädchen trat aus dem Dunklen. Sie trug ein weißes Spitzenkleid und hatte ein grau angelaufens Gesicht. Sie sah nicht sehr gesund aus. Leise rechnete ich mir aus, dass sie jetzt schon seid 4 Monaten hier unten eingesert war. Mir wurde übel. Wie konnte Amy ihrer eigenen Cousine sowas antun?,,Mir ist ganz schwindelig, Amy. Und ich hab mich gerade übergeben müssen...aber ich habe nur Blut ausgespuckt."sagte die Kleine und fasste sich an den Kopf.Amy riss panisch ihre Augen auf. Das hörte sich gar nicht gut an. Ana war ernsthaft krank.,,Warte hier Ana. Ich hol was, das dir helfen wird."sagte Amy und ging zurück in den Raum, in dem sie mich gefangen gehalten hatten. Ich musste mich inzwischen an der stählernen Wand des Bunkers stützen. Ana wandt sich mir zu. Mir ihren kleinen Lippen formte sie ein Wort.,,RENN!" Einen Augenblick starrte ich sie verwirrt an. Dann verstand ich: Ihre Krankheitsgeschichte war nur ein Ablenkungsmanöver. Schnell bedankte ich mich und rannte, so schnell es mir möglich war, zum Ausgang. Als ich nach Draußen trat, blendete mich die Sonne. Ich fühlte mich wie ein blinder Maulwurf und stolperte einige Moment orientierungslos herum. Dann erkannte ich Bäume und roch den erdigen Geruch ein Waldes. Schnell hinkte ich ins Gestrüpp. Dort wo Amy und Scelus mich nicht fanden. Meine Beine und Arme fühlten sich inzwischen bleiern an. Ich hatte nur noch zehn Minuten, um mir Hilfe zu holen. Und ich befand mich mitten im Nirgendwo. Aber vielleicht würde ich es noch zum Tümpel schaffen. Von da aus, wusste ich den Weg zurück in die Zivilisation. Es war früher Morgen. Solange hatten mich die zwei festgehalten. Unten im Bunker hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren. Kleine Tränen bildeten sich in meinen Augen, doch ich blinzelte sie einfach weg.Nach ein paar holprigen Schritten durch das Dickicht hörte ich in weiter Ferne einen Zornesschrei.,,Die kleine Schlampe ist weg!"hörte ich Amy wütend rufen.,,Sie wird nicht weit kommen. Wir werden sie finden."antwortete Scelus darauf. Und er hatte recht. Das Laufen fühlte sich seltsam an und ich stoplerte immer häufiger und landete auf dem Waldboden. Meine Hände waren blutig und aufgeschürft, auf meiner Stirn klaffte eine Wunde und alles begann sich zu drehen. Nicht nur die Schritte erschwerten sich, auch mein Kopf schien sich nicht mehr gerade halten zu können. Ich hielt ihn schief. Alles schmerzte. Obwohl ich auch nicht wirklich von großen Schmerzen reden konnte. Es war einfach nur diese ekehaft, lehmende Gefühle, dass das Nervenmittel in mir ausgelöst hatte. Gerade, als ich meinen linken Fuß nicht mehr anheben konnte, sah ich, dass ich am Tümpel angekommen war. Erleichterung breitete sich in meinem Herzen aus. Manchmal kamen hier Wanderer oder Spaziergänger vorbei, die Hilfe holen könnten. Schwer atmend brach ich auf dem Boden zusammen. Meine Lunge fühlte sich an, als würde sie gleich zerplatzen und lag mit meine Bein auf einem Ast, doch ich konnte eine Arme nicht anheben, um das zu ändern. Langsam überkam mich das schleichende Gefühl der Ohnmacht. Dunkelheit umfing mich und ich lag lange in diesem Dämmerzustand da. Dann fühlte ich plötzlich ein starkes Stechen in meinem Nacken. Eine Spritze. Sie mussten mich entdeckt haben. Ich hatte verloren.

Schnell öffnete ich meine Augen. Die Lichtung auf der der Tümpel stand, war voller Leute. Dort stand ein Streifenwagen und neben dem Tümpel ein Krankenwagen, aus dem immer mehr Sanitäter sprangen. Ich lag auf einer Trage. Und tatsächlich entdeckte ich in der Menge der Menschen Wes und Ty die sich angeregt mit einem Polizisten unterhielten. Ich wollte ihm winken, aber mir fiel das Nervenmittel wieder ein, doch seltsamerweiße konnte ich meinen Arm wieder anheben. Ein Sanitäter sah mein überraschtes Gesicht und meinte.,,Ich hab dir vohrin ein Gegenmittel gespritzt. Eine ältere Frau hat dich auf einem Spaziergang zusammenbrechen sehen und hat sofort den Krankenwagen und die Polizei gerufen." Langsam richtete ich mich auf und fasste an meinen Kopf. Mein Schädel dröhnte.,,Haben die Polizisten Amy und Mr.Sullivan festnehmen können?"fragte ich ihn. Der Mann zuckte mit den Schulten.,,Der Mann wurde auf der Flucht erschossen, aber die Frau haben sie noch nicht gekriegt. Ana, haben sie schon zu ihren Eltern zurück gebracht. Die Kleine war völlig zerfroren."sagt er. Mir wurde schlecht. Es war ein komisches Gefühl zu wissen, dass ich irgendwie die Schuld an Mr.Sullivans Tod hatte. Aber ich meine niemand hatte ihn gezwungen all diese schrecklichen  Dinge zu tun. Es war seine Verantwortung gewesen. Unsicher schaute ich zu Ty rüber und wartete auf seine Reaktion. Er sah ziemlich blaß aus und mied meinen Blick. Die Polizisten ließen Wes endlich zu mir durch.,,Oh Gott, Kate! Wie...wie konnte Amy nur...Ich meine...wie konnten wir das nicht merken?"sagte er aufgebracht und fasste sich an den Kopf. Um uns rum wurde die Lichtung langsam leerer. Die Polizisten fuhren weg und meinten,dass ich mich nachher nochmal wegen meiner Zeugenaussage melden sollten. Sie müssten jetzt erstmal das Gebiet sichern und nach Amy suchen. Wes sagte den Ärzten,dass er mich nach Hause fahren würde. Außer einer kleinen Gehirnerschütterung und ein paar Kratzern war ich nicht schlimm verletzt und musste nicht ins Krankenhaus. Ty stand unschlüssig am Tümpel und schaute gedankenversunken ins trübe Wasser, in dem beinahe mein Körper versunken wäre, so wie auch der von Ty´s Mutter. Wes setzte wieder an um irgendwas zu sagen, aber ich hielt ihm auf, indem ich meinen Finger auf seinen Mund legte.,,Schhh...sag nichts. Es ist alles vorbei. Ich bin in Sicherheit."flüsterte ich leise. Wes nickte und nahm mich in den Arm.

Noch während wir uns umarmten, nahm ich hinter mir eine Stimme wahr.,,Wegen dir ist er tot!"Bevor ich mich umdrehen konnte, hörte ich einen lauten Schuss. Getroffen sank ich vor dem geschockten Wes auf dem Boden zusammen. Blut überall war Blut. Und Licht viel Licht. Es umfing mich und bald darauf hatte es mich verschlungen.

Als ich wieder zu mir kam. Erwarteten mich zwei Augen. Mum! Sie stand über mir und half mir auf.,,Ich hab dich vermisst kleines."sagte sie und nahm mich in den Arm.,,Aber jetzt hast du sie ja zurück." sagte da plötzlich eine weitere Stimme. Dad! Er war hier? Aber wie war das möglich? Scelus hatte seine Todesliste wohl vollendet. Doch damit hatte er unsere Familie wieder zusammen gebracht. Für immer.

Vertraue niemandenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt