Kapitel 4

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Ich räumte am nächsten morgen die Sachen aus den Umzugskartons aus und dekorierte mein neues Zimmer, mit Bilder von meinen Freunden aus New York. Mein Zimmer war ziemlich groß und ich hatte einen begehbaren Kleiderschrank. Neben dem Fenster stand mein weißes Himmelbett. Die Wände waren hellblau angestrichen und auf dem Boden lag mein weißer Flauschteppich. Ich war gerade dabei, ein Potrait von mir, dass ein Maler im Central Park von mir gemalt hatte, auf zuhängen, als es an meiner Zimmertür klopfte. Dad kam reingelaufen. Er trug seinen Anzug und hatte einen Aktenkoffer unterm Arm.,, Morgen Kate. Du hast dein Zimmer wirklich gut eingerichtet. Ich muss jetzt los zur Arbeit, aber ich kann dir ja später beim restlichen einrichten helfen...ach übrigens erschrick nicht, wenn es irgendwann unten an der Tür klingelt. Das sind nur die Nachbarn. In Vororten wie Fluislane ist es Sitte, neue Nachbarn zu begrüßen." Er winkte mir und ging etwas unbeholfen aus meinem Zimmer. Ich setzte mich auf meinen weißen Ledersessel, der vor meinen Schreibtisch stand und wartete auf das Geräusch der zugehenden Tür, das mir sagte, dass Dad aus dem Haus war. Unten fiel die Tür ins Schloss und ich atmete angespannt aus. Irgendwo in einer meiner Umzugskartons hatte ich ein kleines Päckchen voll mit weißen, ovalen Pillrn versteckt. Ich fand genau diese in einem Säckchen, in meinen minzfarbenen Kaschmirpullover eingewickelt, am Grund einer Umzugskiste. Ich zitterte aufgeregt und griff in das Säckchen und zog eine raus. Ich legte sie auf meine Zunge und wartete mit geschlossenen Augen, auf die gewohnte Wirkung. In meinem Mund breitete sich ein minziger Geschmack aus. Ich riss meine Augen auf. Nein. Das konnte nicht war sein. Mein Dad hatte meine geliebten Tabletten durch Tic Tacs ausgetauscht. Wütend warf ich mich auf mein Bett und starrte an die Decke. Vieleicht könnte ich nächstes Wochende wirklich in die Stadt abhauen. Nur für ein paar Stunden, um mit dem Barkeaper, von dem Lissy gesprochen hatte, zu reden. Ich hörte wie jemand unten an der Tür klopfte. Die ersten verklemmten Vorortbewohner waren wohl da, um mich in ihre langweilige und eintönige Geselschaft wilkommen zu heißen. Langsam sprang ich die Treppen runter, zwei Stufen auf einmal nehmend. Angenervt öffnete ich die Tür und sah in das Gesicht, eines jungen Mädchens, etwa in meinem Alter. Sie hatte blonde Haare, die sie zu einem straffen Pferdeschwanz zusammen gebunden hatte und ihre blauen Augen, wurden durch lange rötliche Wimpern betont. Trotz ihrer langen und dünnen Beine, trug sie ein dunkelblaues Kleid, das bis über ihre Knie ging. Mit einem breiten und stark künstlichen Lächeln, streckte sie mir einen Apfelkuchen entgegen. Zögernd nahm ich ihn ihr aus der Hand und atmete, den süßen Duft, des noch dampfenden Kuchen ein. ,,Hi! Ich bin Carol Fatcher von gegenüber. Meine Mutter hat mir erzählt, dass gestern neue Nachbarn mit einer Tochter in meinen Alter eingezogen sind. Das find ich einfach super! Ich wollte schon immer eine beste Freundin zum Bibel lesen und beten haben.Ich darf doch sicher rein kommen." sagte Carol und schob sich an mir vorbei ins Haus. Einwenig sprachlos sah ich ihr hinterher, wie sie durch unser, noch nicht vollständig möbliertes Wohnzimmer lief und sich auf unserer Couch niederließ. Zögernd folgte ich ihr und setzte mich, mit Sicherheitsabstand, neben sie. ,,Meine Mum hat sich heute morgen mit deinem Dad unterhalten. Sie meinte du würdest Kate heißen. Das ist ein schöner Name. Da haben wir ja schonmal was gemeinsam. Ich habe meine Bibel dabei und muss mir noch ein paar Stellen für den Kindergottesdienst nächsten Sonntag aussuchen. Mein Vater ist Pfarrer in der Kirch hier. Du kommst doch nächsten Sonntag zu uns? Oder bist du etwa katholisch?" Unwillkürlichen musste ich laut aufstöhnen. Dieses Mädchen redete einfach zu viel! ,,Nein tut mir Leid, aber ich werde nicht hingehen. Ich bin Atheistin und kann nicht wirklich was mit diesem Jesuskack anfangen. Ich weiß dass die Leute in Vororten meisten nochmal besonders fromm sind, aber ernsthaft. Das geht mir am Arsch vorbei." meinte ich genervt und klang nocheinmal ein bisschen mehr asozial als ich geplant hatte. Carols Mund klappte auf. Sie stand wütend auf, nahm ihren Apfelkuchen in die Hand und lief durchs Wohnzimmer auf die Tür zu. Leise murmelte sie vor sich hin. ,,Das werde ich meinen Eltern erzählen. So etwas unverschämtes!" Als sie die Tür hinter sie zu schlagen wollte, klemmte sich ihr Finger ein und ich konnte nich anders, als darüber zu lachen, wie Carol krampfhaft versuchte nicht zu weinen. Mit hoch erhobenen Kopf, schloss Carol schließlich die Tür und ich sah sie durch das Fenster, auf die andere Straßenseite laufen.

Vertraue niemandenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt