Vertraue niemanden

Kapitel 35

Erstarrt stand ich vor dem Tablett. Als ich kleiner war hatte ich oft Träume gehabt, bei denen ich mir später nicht sicher war, was real und was geträumt war. Aber das hier...es war grausam. Mit zitternden Händen hob ich das Tablett auf, als es an der Tür klingelte. Ich hörte eine Stimme die rief. Mein Herz klopfte schneller. Kyle! Er war da. Schnell nahm ich das Tablett und warf es, samt dem Inhalt in den Müll und wusch mir meine Hände ab. Als ich zur Tür lief, um ihm zu öffnen, versuchte ich mich zu fangen. Kyle sollte nicht bemerken wie schlecht es mir ging. Er sollte denken, dass durch den Umzug alles gut geworden war. Meine Hände zitterten noch einwenig, als ich die Haustür öffnete und in Kyle´s strahlend blauen Augen schaute. Lachend nahm er mich in den Arm. Ich musste meine Tränen unterdrücken. Ich hatte ihn so vermisst. Erst jetzt war mir bewusst, wie sehr ich meinen besten Freund doch brauchte.,,Kleine du lebst noch! Ich dachte nie dass du es solange in Fluislane aushälst." sagte er grinsend, als ich ihn in mein Haus führte.,,Ist Jake nicht da?" Ich schüttelte den Kopf. Wenn mein Dad gestern Nacht dagewesen wäre, wüsste ich wohl, ob ich geträumt hätte. Kyle und ich saßen auf der Couch und ich erzählte ihm von meinen neuen Freunden und von Anna´s Entführung. Das Tagebuch meiner Mum lies ich aber aus. Kyle hatte immer ein sehr gutes Verhältniss zu meiner Mum gehabt. Ich wollte sein Bild von ihr nicht zerstören. Nachdenklich sah ich Kyle an. Er hatte sich verändert. Ich hatte ihn zum Beispiel noch nie in etwas anderem, als einem Sweatshirt gesehen, aber jetzt trug er ein hellblaues Hemd, dass perfekt zu seinen Augen passte. Seine schwarzen, lockigen Haare, waren auch nicht wie sonst sehr verstrubelt, sondern mit Gel gestylt. Er sah so viel erwachsener aus. Naja er war ja auch zwei Jahre älter und war dieses Jahr mit der Schule fertig geworden.,,Und was war so in New York los?" Kyle faltete seine Hände und grinste mich an.,,Tja...also als erstes: Deine kleine Partyfreundin Lissy wurde vor nem Monat wegen Drogenhandel festgenommen. Die verbringt den Sommer erstmal hinter Gittern. Und ich...ich habe große Neuigkeiten..." Er stoppte und sah mir tief in die Augen. Die Sache mit Lissy hatte mich nicht überrascht, sie war so oft im Gefängnis, dass es wie ihr zweites Zuhause geworden war. Wie komisch das auch klang. Aber ich wollte wissen was Kyle´s große Neuigkeiten waren.,,Jetzt sag schon! Du weißt ich bin sehr ungeduldig."meinte ich und zwickte ihn spielerisch in die Seite.,,Also gut...." Kyle sog die Luft ein und machte eine dramatische Pause.,,Du weißt die Firma von meinem Dad war sehr erfolgreich...bis er dann vor zwei Jahren gestorben ist. Nach seinem Tod, konnte ich sie ja nicht übernehmen, weil ich noch minderjährig war und sie wurde erstmal an meinen Onkel übergeben. Und jetzt wo ich mit der Schule fertig bin... Bin ich jetzt der offizieler Geschäftsführer von NYC Industries!"Mir klappte die Kinnlade runter. Ich hatte zwar immer schon gewusst, dass Kyle´s Familie sehr reich war, aber ich hatte ihn nie als einen verwöhnten Millionärssohn gesehen. Er war eben Kyle. Der Kyle, mit dem ich schon mit einem Jahr im Central Park gespielt hatte. Der Kyle, dessen Kleiderschrank praktisch nur aus Gap Pullis bestand. Und jetzt gehörte er zu den reichsten Männer New Yorks!,,Oh mein Gott..." war das einzige was ich sagen konnte. Ich beugte mich vor und nahm ihn eine enge Umarmung. Ich freute mich unglaublich für ihn.,,Du wirst das unglaublich machen, Kyle. Da bin ich mir sicher."sagte ich. Ich spürte wie Kyle in meine Schulter lächelte. Plötzlich merkte ich wie sein Mund sich meinem Ohr näherte. Er flüsterte.,,Ich liebe dich, Kate. Habe ich schon immer, werde ich immer." Ich zuckte zurück und löste mich aus der Umarmung. Was?! Genau in dem Moment hörte ich ein Räuspern. Hinter uns stand Wes.,,Die Tür war offen." sagte er verwirrt und warf Kyle dabei einen tödlichen Blick zu.