Kapitel 31

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20.August.1994

Liebes Tagebuch,

Angst. Ich habe schreckliche Angst. Angst vor Scelus. Angst vor meinen Eltern. Angst vor mir selbst. Er beobachtet mich jetzt jede Nacht. Scelus steht bei uns im Vorgarten und beobachtet mich. Er geht nicht weg, steht die ganze Nacht lang unter meinem Fenster, so als würde er sicher gehen wollen, dass ich nicht springe. Und ich muss zugeben:Ich habe oft mit dem Gedanken gespielt. Jetzt wo ich schwanger bin, habe ich sowieso keine Wahl. Ich werde wohl für immer in dieser Hölle bleiben müssen. Gefangen. Gefangen von dem Menschen, den ich liebe. Obwohl ich mich jeden Tag frage warum. Scelus kam gestern zu mir. Meine Eltern waren arbeiten. Ich war alleine mit ihm im Haus. Er wollte wissen, was mein Problem sei. Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er rausfand, was los war. Ich habe nur den Kopf geschüttelt und geschwiegen. Scelus hat meinen Arm hinter meinem Rücken nach oben gedrückt. Er schrie mich an. Ich solle ihm antworten. Doch ich schwieg. Da machte mein Arm knacks. Scelus drückte ihn trotzdem weiter nach oben. Ich musste vor Schmerzen aufschreien, habe versucht mich los zu winden, doch Scelus hat nur seine Hand auf meinen Mund gepresst, um meine Schreie zu dämpfen. Die Schmerzen haben mich willenlos gemacht. Ich habe ihm alles erzählt. Dass ich schwanger bin. Dass er der Vater ist. Das erste was Scelus darauf erwiederte war.,,Woher willst du wissen, dass ich der Vater bin? So eine Hure wie du bist, kommte doch die gesamte männliche Nachbarschaft in Frage!" Doch ich beteurte ihm immer zu, dass ich ihm treu geblieben wäre. Was ich ja von ihm nicht gerade behaupten konnte...Als er dann endlich überzeugt war, machte er etwas was mich erstaunte. Er nahm mich in den Arm und drehte mich im Kreis.,,Das ist ja wunderbar, Sam. Jetzt werden wir eine richtige Familie." Ich wusste nicht warum, aber als ich das Wort ,,Familie" aus seinem Mund hörte, wurde mir schlecht.

Ich habe heute ein Paket erhalten. Kein Absender, aber mir war klar von wem es war. Es enthielt Babyklamotten und kleine Schühchen. Außerdem lag ein Foto drinnen. Es war das Familienfoto, dass eigentlich immer gerahmt bei uns im Flur steht. Der Kopf meines Vaters wurde von einem Foto von Scelus überklebt. Und an der Stelle, wo meine Mutter eigentlich stand, prankte einfach nur ein Loch. Ich drehte das Bild um. Auf der Rückseite war etwas, mit einer seltsamen roten Farbe geschrieben: Schade Sam. Dein Kind wird ohne Großeltern aufwachsen.

Deine Samantha

Vertraue niemandenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt