Kapitel 20

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Meine Hände waren schwitzig und mir wurde kalt. Das Foto rutschte aus meinen Händen und segelte auf den Boden. Ty atmete schnell neben mir.Samantha und ihr erstgeborener. Diese Worte schwirrten mir im Kopf rum. Ich hatte einen Bruder?Und er war Ty? Plötzlich wurde mir spei übel. Ich hatte meinen Bruder geküsst. Ty stand ruckartig vom Boden auf und ging ein paar Schritte von mir weg. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Mitten in dieser äußerst seltsamen und unangehmen Situation klingelte mein Handy. Wes war am anderen Ende mit Amy. ,,Geht sofort da raus! Joe´s Auto ist gerade vorgefahren.Alarmstufe ROT!"zischte Wes mir aufgeregt entgegen. Mein Herz klopfte ungesund schnell, als ich hörte, wie unten die Eingangstür aufschwang. Schnell hob ich das Foto, den Kassenzettel und Anas´s Zeichnung auf und rappelte mich von meinen Knien auf. Ty hatte das Geräusch unten gehört und zog mich zum Fenster. Verwirrt schaute ich ihn an und dann wieder vom Fenster aus nach unten. Es war schwindelerregend hoch. Keine Chance dort heil runter zu kommen. Ich vernahm laute holpernde Schritte auf der Treppe zu Dachboden. Joe kam. Mit seiner rauer, vom rauchen stark geschädigter Stimme sang. ,,Kommt raus, kommt raus, wo immer ihr seid."Ty öffnete mit einem panischen Ruck das Fenster und stellte sich auf das Fensterbrett. War er total verrückt. Vorsichtig begann er an einem Rosenstock, die Hauswand runter zu klettern. Ich konnte nicht mehr klar denken vor Sorge. Als Ty dann schließlich sicher auf dem Boden landete, atmete ich erleichtert aus. Er gab mir eine Handbewegung ihm zu folgen. NEIN! Das würde ich nicht. Ich hatte schreckliche Höhenangst. Nichts, aber auch gar nichts könnte mich dazu bewegen dort runter zu klettern. Lieber würde ich mich von Joe zerfleischen oder sonst was lassen. Doch bei der Vorstellung wurde mir noch schlechter als von der Höhe und die Schritte kamen auch immer näher. Also steckte ich mir zitternd unsere Beweise in die Hosentasche und schwang mich aus dem Fenster, als nur noch meine Hände auf dem Fenstersims zu sehen waren, schwang die Dachbodentür auf und Joe eilte auf das Fenster zu. Mit voller Wocht schlug er mit einem Hammer auf meinen Daumen.,,Verschwinde du Dieb!"zischte er. Schmerzen durchzuckten meinen Körper und mein Daumen fühlte sich so taub an. Mein Griff um die Rosen lockerte sich und ich stürtzte schreiend in die Tiefe.

Vertraue niemandenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt