Vertraue niemanden

Kapitel 25

Jermaia stand direkt vor mir. Sein Blick war ganz schwammig.,,Ich wusste dass du zurück kommst, Samantha. Du hast mich doch geliebt!"Er strich über meine Haare. Ich wich ein Schritt zurück.,,Wer ist Scelus?!"versuchte ich mit fester Stimme zusagen, doch ich klang schrill und panisch. Er legte seinen Kopf schief und kicherte.,,Das weißt du doch Sam! Du weißt wer er ist und was er tut. Was er meinem Bruder angetan hat..." Jermaia musste schlucken. Mir wurde schlecht, als er sich wieder gefangen hatte und auf mich zukam.,,Du bist so wunderschön Sam. Ich versteh einfach nicht...ich versteh nicht wie du bei einem wie dem so lange bleiben konntest. Dieses dumme brutale Schwein hat dich so oft verletzt und du hast dich nie wirklich gewehrt."Mein Magen drehte sich. Jeremaia stand nun direkt vor mir und lächelte mich dreckig an. Als er die Träger meines Tops runterziehen wollte, stieß ich ihn mit voller Wucht von mir weg. Er landete wie ein fetter Maikäfer auf dem Rücken. Laut schnaufend, schaute er zu mir nach oben. Ich bückte mich und suchte in seiner schwitziger Hand, nach dem Schlüssel. Ich war erleichtert, als ich ihn fand und die Tür öffnete. Hinter mir flüsterte Jeremaia leise.,,Du siehst nicht nur aus wie Sam, du bist genauso wie sie." Aprupt  blieb ich stehen, als ich das gehört hatte. Diese Worte hatten unglaubliche Wut in mir ausgelöst. Ich beugte mich über ihn und schlug mit voller Wucht in sein Gesicht. Als ich in schnellen Schritten aus seiner Wohnung rannte, drehte ich mich noch um und schrie.,,Ich bin nicht meine Mum, Fettsack!"

30.Juli.1994

Liebes Tagebuch,

Ich weiß nicht was mit Scelus los ist. Ich hab hier ja schonmal geschrieben, dass er mir Angst macht. Aber heute, hat er etwas gemacht, was ich ihm niemals zugetraut hätte. Ich habe mich mit Tommy und Jeremaia getroffen. Die beiden haben mich ins Kino eingeladen. Das Kino liegt im Industriegebiet und weil wir viel zu früh da waren, hingen wir noch ein bisschen in einer verlassenen Lagerhalle ab. Gerade als Tommy mir eine Zigarre anzündet, ist Scelus plötzlich aufgetaucht. Er war ziemlich sauer und eifersüchtig. Er hat Tommy angeschrien und ihm gesagt, er solle seine dreckigen Hände von seinem Mädchen lassen. Mir war das schrecklich peinlich. Niemand wusste, dass ER mein geheimer, älterer Freund war. Naja jedenfalls haben es so Jeremaia und Tommy erfahren. Tommy wollte Scelus beschwichtigen und ihm versichern, dass nichts zwischen uns passiert war. Aber Scelus hat ihn gar nicht zu Wort kommen lassen. Er hat ihm vor seine Knie gedroschen. Jeremaia wollte seinem Bruder helfen, aber Scelus hat ihn mit seinem Klappmesser zurück gehalten. Ich habe Scelus angefleht, die beiden in Ruhe zu lassen aber meinte nur:,,Schlampen haben nichts zusagen, also halt dein Maul!" Er hat Tommy auf das Dach der Halle geschleift. Seine Nase hat stark geblutet. Ich hab geschrien und mich vor Scelus geworfen. Er trat mir ins Gesicht. Scelus hat Jeremaia´s Hand mit seinem Messer am Boden, aufgespiest. Er hat nichts machen können, außer vor Schmerzen zu schreien und zu krampfen. Ich verlor das Bewusstsein, wegen dem heftigen Tritt in mein Gesicht.

Ich bin aufgewacht, als ich laute Sirenen hörte. Ein Polizist hatte mir auf die Beine geholfen. Er führte mich nach draußen. Das was mich dort draußen erwartete, werde ich nie vergessen. Blut. So viel Blut. Es kam von Tommy. Er lag mit dem Gesicht nach unten, auf dem Asphalt. Oben auf der Lagerhalle stand Scelus. Er wurde gerade von einem Polizist befragt. Genau wie Jeremaia, der ein paar Schritte von mir entfernt stand. Seine Hand war einbandagiert.,,Also, können sie mir erzählen was passiert ist?"fragte der Polizist und sah ihn einfühlsam an. Auch wenn in meinen Augen Tränen standen, konnte ich den Blick sehen, den Scelus, Jeremaia zuwarf. Er war stechend. Er war warnend. Er war tödlich. Jeremaia schluckte, bevor er sprach.,,Ja habe ich. Tommy ist total durchgedreht. Er hat mir sein Klappmesser, in die Hand gerammt und ist dann nach oben gerannt. Die anderen haben versucht ihm vom Springen abzuhalten, aber er hat Sam ins Gesicht getreten. Er hat sich umgebracht. Ich denke weil Sam, seine Gefühle nicht erwiedert hat." Der Polizist, notierte sich seine Aussage und ging dann zu mir.,,Können sie das bestätigen?"

Was hätte ich tun sollen? Scelus hätte Jeremaia und mich getötet, hätten wir irgendwas erzähält. Scelus hat Tommy nicht nur umgebracht, er hat ihn auch noch verrückt erscheinen lassen.Dabei war Tommy ein guter Junge. Er war immer für mich da. Ein richtig guter Freund. Ich weiß nicht wie ich Scelus, das jemals verzeihen soll. Er ist verrückt. Total durchgedreht. Aber er wird mich nicht gehen lassen. Nie. Und auch wenn es schmerzt es zuzugeben: Ich kann nicht aufhören ihn zu lieben. Auch wenn das bedeutet, ein Monster zu lieben.

Deine Samantha

Ich musste schlucken, als ich Mum´s Tagebuch weglegte. Das was ich gerade gelesen hatte...es war schrecklich. Scelus hatte Tommy getötet. Nur weil er mit meiner Mum befreundet war. Dieses Verbrechen wurde niemals aufgedeckt. Niemals. Tommy war gestorben und niemand hatte es sich getraut, sich für die Wahrheit und für seinen Frieden einzusetzen. Nichtmal sein eigener Bruder. Wut stieg in mir auf. Ich hatte schon immer gewusst, dass etwas mit meiner Mum nicht gestimmt hatte. Die zahlreichen Klinikaufenthalte, hatten mich das schon als kleines Kind einsehen lassen. Aber ich konnte sie einfach nicht verstehen. Wegen ihr war ihr bester Freund gestorben und sie war in seinen Mörder verliebt.,,Ich kann nicht aufhören ihn zu lieben. Auch wenn das bedeuetet ein Monster zu lieben." Vielleicht war meine Mutter, dazu in der Lage gewesen, weil sie selber eins war. Ein Monster.