Kapitel 24

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23.Dezember.1994

Sie saß zusammengekauert im Schrank. Ihr Atem ging schnell und sie konnte sich vor Angst nicht bewegen. Samantha blutete aus der Stichwunde. Die Klamotten, die um sie herum im Schrank lagen, waren blutgetränkt. Eine kleine Träne kullerte ihr über die Wange, als sie hörte wie die Tür im Zimmer aufging. ER würde sie finden. Und sie töten. Sie war sich sicher. Seine raue, dunkle Stimme ertönte im Zimmer und ließ ihr das Blut in ihren Adern gefrieren.,,Komm raus du kleine Schlampe! Ich werde unserem Sohn nichts tun...ich will nur DICH töten und ihn aus dir rausschneiden. Der arme Junge hat es nicht verdient, in dem Bauch einer Hure zu leben!"Sam versuchte ruhig zu atmen, aber nachdem was passiert war, gelang es ihr nicht. Blut. Blut war alles woran sie denken konnte. Dickes, rotes Blut. Der Lebensaft des Menschens. Und er entronn ihr, immer schneller. Die drei Stiche, die er ihr mit einem großen Fleischermesser zugefügt hatte, fühlten sich taub an. Weiße Striche zuckten vor ihren Augen hin und her. Sie verlor langsam das Bewusstsein. Das einzige, was sie wahrnahm, war wie die Schranktür aufging und er sie lachend anstarrte.,,Zeit zu sterben, Miststück."Seine Worte hallten in ihrem Kopf wieder und wieder, doch sie war zu schwach um sich zuwehren. Das letzte was sie dachte war: ,,Hätte ich gewusst wer er war. Hätte ich gewusst was er macht...ich hätte ihn trotzdem geliebt und dieser Gedanke bringt mich mehr um, als all das Blut, dass ich verliere."

Apartment 23. Hier musste es sein. Schnell klingelte ich, bevor ich den Mut verlor. Das mehrstöckige Haus, in dem das Apartment sich befand, würde man wohl als Drogenkessel im gesamten Staat bezeichnen. In meinen Fingerspitzen begann es zu kribeln...vielleicht könnte ich ja auch dem Rückweg einen Abstecher zu den Jungs unter die Brücke machen. Sie hatten mir auf dem Hinweg schon ein Päckchen Koks angeboten. Aber ich hatte abgelehnt. Immerhin war ich jetzt schon zwei Wochen ohne. Und das machte mich irgendwie stolz...und das passierte nicht oft. Die Haustür surrte und ich lief ins Treppenhaus. Dichter Zigarettenqualm empfing mich, als ich endlich im Apartment war.,,Komm rein, Süße."hörte ich eine schnarrende Stimme. Langsam und unsicher lief ich durch die Wohnung, immer der Stimme nach. Auf dem Boden, stapelten sich Pizzakartons, zerknüllte Zeitungen und leere Bierdosen. Und dieser Gestank erst. Mir wurde speiübel. Ich kam ins Wohnzimmer und sah dort einen Mann mit langen, dunklen, fettigen Haaren und einem Bierbauch, in einer Unterhose auf der Couch sitzen. Langsam setzte ich mich auf einem Sessel, weit weg von ihm.,,Unglaublich! Du siehst ihr so ähnlich, der kleinen." sagte der Zwilling. Ich zuckte zusammen. Seine Stimme. Sie war so seltsam. Von ihr wurde mir kalt und übel zugleich. Mein Hände wurde schwitzig. Ich hatte ein ungutes Gefühl,,Mr.Sullivan, ein Nachbar aus Fluislane, hat mir gesagt, sie und ihr Zwillingsbruder hätten meine Mutter gekannt. Ich habe letztens ihr Tagebuch gefunden und dort erwähnt sie immer wieder einen gewissen Scelus. Ich will wissen, wer das war."Er zog die Augenbrauen hoch. Sein Blick war lüsternd, als er anfing zu erzählen.,,Ich bin übrigens Jeremaia und mein Bruder heißt Tomy. Er war immer der süße von uns beiden. Ich war der Problemfall. Der Psychophat. So wurde ich auch oft genannt...ich hab einfach nichts gefühlt. Für niemanden. Für nichts. Aber als ich deine Mutter traf...es war als würde eine rießige Last von mir fallen und ich habe mich so frei, so schwerelos mit ihr zusammen gefühlt. Doch ich denke sie hat es nie ernst mit mir gemeint. Mir Jungs, mit Männern zuspielen...das war ihre Lieblingsbeschäftigung. Ich war nur einer von vielen. Der einzige den sie wirklich geliebt hat, dass war dieser Scelus. Als ich rausfand, wer er war...ich wollte ihn töten...vorallem, nachdem was er deiner Mum angetan hat. Ihrem Baby..." Jeremaia hörte auf zu erzählen und schluckte. Ein kleines Lächeln erschien auf seinem Gesicht als er mich anschaute.,,Du siehst genauso aus wie sie. Es ist so wie früher, wenn ich dich anschaue." Mein Herz raste. Er wusste wer Scelus war.! Ich würde endlich rausfinden, was damals, vor zwanzig Jahren passiert war.,,Bitte. Sagen sie es mir. Wer war ER?"Jeremaia stand ruckartig auf und kam leise flüsternd auf mich zu. Er stand wenige Schritte von mir entfernt. Er roch nach Bier und Schweiß, als er sie zu mir vorbeugte und liese sagte.,,Das darf ich dir nicht sagen. Er würde mich töten. Eine Sache habe ich von deiner Mutter gelernt, die sie dir anscheinend nicht beigebracht hat:Vertraue niemanden!" Er streichelte meine Haare und verschlang mich mit seinen Blicken, als er die Wohnzimmertür abschloss. Ich war gefangen.

Vertraue niemandenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt