Vertraue niemanden

Kapitel 22

23.Juli.1994

Liebes Tagebuch,

Meine Eltern sind heute richtig ausgerasstet. Sie haben mir Hausarest gegeben, als sie erfahren haben dass ich mich immer noch mit Scelus treffe und das er nichts dagegen unternommen hat. Ihr wäre doch viel zu jung für ihn. Die beiden haben doch keine Ahnung von Liebe! Ich bin gerade so sauer auf sie. Sie haben die Hutchers zum Abendessen eingeladen. Dieser komische Jake und seine Mutter kommen, die beiden sind unseren direkten Nachbarn.  Ich weiß dass meine Eltern ihn mit mir zusammen sehen wollen, aber er ist so ein Muttersöhnchen und schrecklich langweilig. Jake sieht mich immer mit seinen großen braunen Augen an. Wenn er so guckt erinnert er mich immer an einen geschlagenen Welpen. Aber es gibt Mädchen die stehen wohl auf genauso einen Typ Mann. Dazu gehöre ich nicht. Scelus ist ganz anders. Er bedeutet Gefahr und Abendteuer. Mit ihm wird mir nie langweilig. Er ist alles was mir was bedeutet, auch wenn er sich mir gegenüber manchmal etwas komisch verhält. Gestern als wir uns getroffen haben, hatten wir wegen meinen dummen Eltern einen Streit und er hat etwas sehr komisches gesagt. Er meinte ich solle mich nicht wundern wenn meine Eltern eines Tages tot in einem Tümpel im Wald gefunden werden. Ich war ziemlich geschockt, aber ich weiß ja dass er das nicht ernst meint. Trotzdem. Manchmal nerven mich seine Wutanfälle echt, aber ich habe gelernt ihn so zu nehmen wie er ist.  Ich muaa jetzt gehen. Die Hutchers sind da,

Schweigend legte ich Mum´s Tagebuch zur Seite. Meine Großeltern hatten Scelus nicht ohne grund nicht gemocht. Er war verrückt. Vielleicht hatte meine Mum ihn deswegen ja, nur ein halbes Jahr später hochschwanger verlassen und war mit meinem Dad nach New York gegangen. Ich wünschte ich könnte Mum´s Eltern fragen, aber mein Opa war in dem selben Autounfall gestorben wie meine Mum, vor fünf Jahren.Ich musste kurz an diesen schrecklichen Autounfall denken.Meine Mum war oft in Behandlung. Im Sommer bevor sie starb, wurde sie sogar in eine geschlossene Anstalt gebracht, weil sie sich immer seltsamer benahm. Ich erinnerte mich, wie ich damals sogar Angst vor ihr gehabt hatte. Sie wollte sich oft umbringen und als Opa sie an diesem Tag von der Anstalt abgeholt hatte, um sie nach Monaten nach Hause zu bringen, hatte sie heimlich die Bremsleitungen des Autos durchgeschnitten. Als die beiden auf die Autobahn fuhren, fuhren sie damit auch direkt in ihren Tod. Meine Oma hatte ich nie richtig gekannt, sie hatte sich mit einer handvoll Pillen umgebracht, als ich gerade mal ein Baby war. Die könnten mir also nicht verraten wer Scelus war und ob mein Verdacht stimmte. Plötzlich fiel mir eine Zeile im Tagebuch auf:Er meinte ich solle mich nicht wundern wenn meine Etlern eines Tages tot in einem Tümpel im Wald gefunden werden. Letzten Sommer wurde die Frauenleiche, auch in einem Tümpel im Wald gefunden. Wenn Joe Scelus war, dann hatte er auch definitiv etwas mit dem Mord zutun. Mir wurde schlecht als mir etwas einfiel. Wenn er dort seine Opfer verschwinden ließ, vielleicht war dort auch Ana. Ich wollte diese Vermutung schnell vergessen, denn das würde ja bedeuten, dass die kleine tot war. Aber ich wusste, dass es sein könnte...

Am Nachmittag nahm ich all meinen Mut zusammen und klopfte an Ty´s Haustür. Mister Sullivan öffnete mir. Er sah müde und erledigt aus. Er winkte mich durch in die Wohnung. Ich war mir sicher, dass er eine Auseinandersetzung mit Ty gehabt hatte, aber deswegen war ich nicht hier. Ich musste umbedingt raus finden, was in dem Sommer vor zwanzig Jahren zwischen meiner Mum und Scelus konkret vorgefallen war. Ich setzte mich im Wohnzimmer auf die Couch und sah Mr.Sullivan tief in die Augen. Sie waren sehr hell und sahen gar nicht aus wie Ty. Noch ein Anzeichen, dass er ihn adoptiert hatte. ,,Ich muss mit ihnen über meine Mutter reden. Sie meinten sie hätten sie sehr gut gekannt und...naja ich hab ihr Tagebuch gefunden. Dort erwähnt sie immer wieder einen Mann Namens Scelus, mit dem sie eine Art Beziehung geführt hat. Aber er war weit älter als sie und...sie ist schwanger geworden, wollte das Baby aber nicht haben und Scelus es eben so wenig. Ich denken ab da wissen sie wie es weitergeht...aber deswegen bin ich nicht hier. Zwischen meiner Mum und Scelus ist nämlich irgendetwas vorgefallen. Sie hat ihn verlassen. Und ich möchte wissen warum und was er schreckliches getan hat." Mr.Sullivan unterbrach meinen Redefluss mit einer Handbewegung. Er lächelte müde.,,Tut mir Leid dir das sagen zu müssen, aber so viel weiß ich nicht über diesen Scelus. Deine Mum hat ihn nur selten mir gegenüber erwähnt. Weißt du meine Freundin hat ihr damals Mathenachhilfe gegeben und sie hat manchmal mit uns abgehangen. Dann hat sie uns von ihrem Lover erzählt und dass er ein richtier Mann ist und so viel reifer als sie. Sie hat mich und meine Freundin manchmal ziemlich gestört. Sie war acht Jahre jünger als wir und fühlte sich trotzdem erwachsener, weil sie etwas mit diesem Scelus hatte. Naja irgendwann sind ich und meine Freundin zusammen gezogen. Und eines Abends beschlossen wir ein Baby zu bekommen, aber es klappte nicht. Wir haben es so lange probiert und als deine Mutter schwanger wurde, das Kind aber verstieß, war das unsere Chance eine echte Familie zu werden. Leider Gottes, verstarb meine Freundin nur ein Jahr später an einem Gehirntumor. Der Krebs wurde erst kurz vor ihrem Tod festgestellt, aber der Tumor war schon so groß, dass man nichts mehr tun konnte. Und so stand ich dann alleine da, mit einem kleinen Baby. Ich bin in das Haus deines Vaters gezogen, als es verlassen war und habe meinem Sohn die Liebe gegeben, die er von deiner Mutter verdient hätte. Und deswegen habe ich ihn auch von dir fernhalten wollen. Ihr seid Geschwister. Als ich bemerkte, dass sie etwas zwischen euch entwickelte, habe ich so gut es geht versucht euch voneinander fern zuhalten. Zum Glück hat es geklappt, denn ich wollte wirklich nicht, dass Ty von der Adoption erfährt. Dein Vater weiß übrigens nicht, dass Ty Samantha´s Sohn ist. Er weiß nur, dass deine Mutter, sobald sie das Baby im Arm hielt, es los werden wollte und das dann auch irgendwie tat. Ich hoffe ich konnte dir damit weiter helfen. Was genau mit ihr und Scelus passiert ist, weiß ich nicht. Sorry." Ich nickte ihn an. So viele Infomation. Ich wusste im Moment nicht, ob sie auch nützlich waren. Vorsichtig,auf meine verletzte Hand achtend, stand ich vom Sofa auf und ging nach Hause.