Nachdem er die Yasuda Feuerversicherungsgesellschaft besucht hatte, ging er am nächsten Morgen mit einem großen schwarzen flachen Koffer wieder zu Jean Paul Gautier. Diesmal passierte er die Rezeption ohne irgendwelche Zeiteinbußen. Als er Jeans Atelier betrat, machte dieser gerade die letzten Handgriffe an dem Outfit, das auf einer Puppe hing.
Hat der Gute wirklich den ganzen Tag und vermutlich auch die Nacht durchgemacht? Und das in seinem Alter? Als Jean ihn bemerkte, erstrahlte ein Lächeln auf dessen Gesicht.
„Mon ami! Ich bin fast fertig. Der letzte Schliff kommt, wenn du es trägst.
Lyric zog sich bis auf die Unterwäsche aus. Jean betrachtete das Wunder Gottes, das vor ihm stand. Es klopfte an der Tür und Janette kam herein, ohne auf eine Antwort zu warten. Ihr Blick blieb an Lyrics halbnacktem Körper hängen und sie erstarrte.
„Wunderschön."
Klar definierte Muskeln, seidene Haut und diese Tattoos, animalisch, wild. Sie war wie gebannt. Lyric machte ein verärgertes Gesicht. Plötzlich wurde sie rückwärts herausgezogen. Lucille hatte sie einfach mitgenommen und mit einem „Bitte entschuldigen Sie vielmals" die Türe geschlossen.
Janette war wie betäubt. Das war doch kein Mensch. Das war ein Gott. Sie hatte den Himmel gesehen. Für die nächsten zwei Stunden war sie dann nicht ansprechbar.
„Entschuldige, ich werde sie feuern lassen", sagte Jean verärgert.
„Nicht nötig, sie hat es bestimmt nicht absichtlich gemacht. Mein Körper ist dein Privatspielplatz Jean, das weißt du doch."
Jean hatte Lyric kennengelernt als er zwanzig war. Er hatte einen Traum - ein berühmter Modedesigner zu werden. Lyric hatte ihn finanziell unterstützt, weil er seine Mode besonders und ausgefallen gefunden hatte. Wenn er in einem Tief war, hatte dieser seine Phantasie zum Sprudeln gebracht. Er hatte den Körper eines Adonis und wie so viele hatte er sich nach ihm verzehrt. Doch in all den Jahren hatte er nie diese Grenze überschritten. Er wusste, dass er ihm nicht würdig war, doch seine Kleidung sollte es sein.
Lyric zog die Hose an und schlüpfte dann in das Oberteil. Die Hose bestand aus einem anthrazitfarbenen Stoff, der leicht und flexibel war, jedoch trotzdem hochwertig aussah - mit Bügelfalte natürlich. Das Oberteil bestand aus einem hauchdünnen cyanfarbenen Hemd, das sich an Lyrics Körper schmiegte und die anthrazitfarbene Weste war nur etwa drei Millimeter dick und hatte ein atemberaubendes silbernes Rosenmuster. Die Knöpfe glänzten ebenfalls silbern.
Es war perfekt. Leicht und doch beweglich, reißfest, aber doch elastisch. Er betrachtete sein Meisterwerk. Lyric machte einige ausladende, schnelle Bewegungen, und der Stoff hielt eins A. Dann versuchte er eine Verbindung zu seinen Runen aufzubauen. Es funktionierte einwandfrei.
„Jean, das ist dein Meisterstück", lobte er den Modedesigner.
Dieser ging in die Ecke und holte noch ein Paar Schuhe. Diese waren Kampfstiefel im eleganten Design einer Abendveranstaltung. Wahnsinn.
„Ich habe mir erlaubt das Outfit noch zu vervollständigen."
Er hat sich wirklich selbst übertroffen.
Vorsichtig machte der Modedesigner hier und da noch ein paar Korrekturen, dann packte er alles in einen Kleidersack und reichte diesen Lyric.
„Zeit für die Bezahlung", sagte Lyric.
„Mon ami, du weißt, dass ich keinerlei Geld von dir annehme."
„Das ist auch nicht nötig." Er reichte Jean den großen Koffer. „Öffne ihn."
Dieser legte ihn vorsichtig auf den Tisch und öffnete die seitlichen Schlösser, dann klappte er die Vorderseite zur Seite, um den Inhalt zu inspizieren.
DU LIEST GERADE
Nix - ein schicksalhafter Kuss (BAND 3) ✅
Fantasy„Was hattest du vor?", fragte er mit kaltem Blick. Nix schaute ihn nur verwirrt an. Hatte er etwas falsch gemacht? Sein Herz raste. Das war knapp gewesen. Er könnte sich für seine Dummheit schlagen. Diesen Fehler würde er nicht noch einmal machen...