Lyric ließ Nix den Vortritt im Waschbereich. Bilder von Nix, wie das nasse Tuch über seinen Körper glitt, quälten den Dämon. Himmel, was ist denn los mit mir? Kaum habe ich mal wieder Sex, werde ich zum hormongesteuerten Teenager? Er grummelte weiter.
„Was ist denn los, du Grummelbär?", fragte eine kecke Stimme.
Sein Kopf wanderte in die Richtung und blieb stehen. Hölle. Freudig meldete sich sein Schritt. Nix hatte nichts an. Mit nichts meinte er nichts. Er hatte noch nicht mal den Anstand, sich ein Tuch um die Hüften zu schlingen. Sabber doch gleich, du dummer Köter.
Nix grinste, als er Lyrics verschlingenden Ausdruck sah, das hatte er auch beabsichtigt. Er wollte so bald wie möglich wieder mit Lyric – wie sagte man – Spaß haben. Der Dämon hatte ihn erweckt und nun musste er dieses Feuer löschen. Auch wenn das Orakel auch daran zweifelte, dass dies jemals der Fall sein wird. Na, meine kleine Blume, nimm dir, was du begehrst.
Widerwillig riss sich der Runendämon los und torkelte so gut es ging an ihm vorbei in den Waschraum. Mit einem schmollenden Gesichtsausdruck starrte er die verschlossene Tür an. Soll ich nackt auf ihn warten? Er befürchtete, dass dies nicht den gewünschten Effekt haben würde, wenn sein Auftritt jetzt schon nicht das gewünschte Ergebnis eingebracht hatte.
Er zog sich eine Hose an – auf Unterwäsche und Oberteil verzichtete er. Dann rubbelte er seine Haare trocken. Mit einem Seufzer legte er sich auf das Bett und zog die Decke knapp bis zu seinem Bauch, so sah es aus, als würde er auch weiterhin nichts tragen. Wie er so dalag, kreisten seine Gedanken. Es waren erst drei Tage und doch hatte sich so viel verändert.
Der Runendämon hatte sein Leben auf den Kopf gestellt und zum ersten Mal hatte er das Gefühl, dass sein Leben nicht aussichtslos war. Eine Melodie spielte sich in seinem Kopf ab, die seine Gefühle perfekt zum Ausdruck brachten. Es war „In my Room" von Thousand Foot Krutch. Das Lied vermittelte Hoffnung, einen Neubeginn für jeden,der den Schritt wagte. Er liebte menschliche Bands, weshalb er immer wieder auf die Erde ging, um sich damit einzudecken.
Leise begann er zu summen, dann bildeten sich Worte und erfüllten den Raum in dem melodischen Klang seiner Stimme. Wenn er sang, fühlte er sich frei, konnte das sagen, was er dachte, was er fühlte.
༻✧༺
Lyric stand an der Tür und schloss die Augen. Sein Körper konnte sich nicht bewegen. Die Melodie ging ihm unter die Haut. Gefühle wallten auf – Angst, Trauer, Einsamkeit. Er fühlte eine Enge, die sich in seiner Brust bildete. Seine Stimme war wunderschön. Er machte eine unbewusste Bewegung und der Boden knarrte.
Sofort verstummte die Stimme. Verdammt. Er verließ den Waschraum und trat mit einer Hose bekleidet in den Raum.
„Hast du gelauscht?"
Lyric schwieg zunächst. Was sollte er antworten? Die Wahrheit. Er ging zu dem Orakel, dessen Blick weiterhin zu Wand gerichtet war. War er etwa nackt unter der Decke? Vorsichtig setzte er sich neben ihn und fuhr mit seinen Fingern durch sein weiches Haar.
„Deine Stimme besitzt eine Magie, die jeden in ihren Bann zieht, wieso sollte ich dagegen gefeit sein?"
Nix drehte sich um und schmiegte sich in Lyrics Handfläche.
„Niemand hat meine Stimme in den letzten Jahrhunderten zu Ohren bekommen. Nicht seit-", er brach ab.
Er wollte nicht zurück, nicht an den Moment denken, an dem der vorherige Nix sein Leben zerstört hatte, seine Träume, seine Wünsche, einfach alles.
„Das ist eine Schande. Nicht einmal der Gesang von Engeln kann dir das Wasser reichen."
Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Er richtete sich auf.
DU LIEST GERADE
Nix - ein schicksalhafter Kuss (BAND 3) ✅
Fantasy„Was hattest du vor?", fragte er mit kaltem Blick. Nix schaute ihn nur verwirrt an. Hatte er etwas falsch gemacht? Sein Herz raste. Das war knapp gewesen. Er könnte sich für seine Dummheit schlagen. Diesen Fehler würde er nicht noch einmal machen...