Kapitel 26

1.4K 134 26
                                    

Unter höllischen Kopfschmerzen öffnete Lyric blinzelnd die Augen. Der pochende Schmerz machte es ihm fast unmöglich einen klaren Gedanken zu fassen. Er versuchte sich zu orientieren, doch immer wieder musste er die Augen zukneifen. Er spürte einen kalten Steinboden unter sich.

Langsam nahm die Umgebung Form an. Vorsichtig hob er die Hand, doch ein Widerstand an dieser verhinderte, dass er dies tat. Er drehte den Kopf und sah zu seiner Hand. Eine... Kette? Um sein Handgelenk war eine dicke Metallfessel geschlungen, die an einer Kette am Boden befestigt war. Vorsicht hob er die andere Hand und die Beine – dasselbe Ergebnis.

Er war an den Boden gekettet, wie ein Opferlamm vor seiner Hinrichtung. Ein scharfer Schmerz durchzuckte seinen Kopf und die Erinnerungen an das Etablissement kamen zurück – sie hatten ihn in einen Hinterhalt gelockt. Was wollen sie von mir?

„Bist du wach, mein Herz?", fragte eine ihm bekannte Stimme.

Er erkannte den Fremden aus der Bar und ein Schauer lief ihm über den Rücken. Dieses Arschloch.

„Nein, ich tu nur so", gab er giftig zurück, auch wenn er wusste, dass er sich lieber bedeckt halten sollte. Der Fremde lachte nur.

„Ich liebe deinen Humor. Das war eines der Dinge an dir, die ich niemals vergessen konnte", sagte er mit liebevoller Stimme.

Kotzwürg. Wer ist der? Lyric konnte sich bei bestem Willen nicht erinnern, wer das war. Hoffentlich kommt Belial, wenn er meine Nachricht liest. Wenigstens eins hatte er richtig gemacht. Leider hatte er kein Zeitgefühl, wusste nicht, wie lange er bewusstlos gewesen war oder wo zur Hölle er überhaupt war.

„Wer bist du?", fragte Lyric unverblümt. Er erkannte an dem Blick des Dämons, dass ihm das gar nicht schmeckte. Mir doch egal.

„Deine Erinnerung scheint etwas getrübt zu sein. Dann will ich dir auf die Sprünge helfen. Ich bin Zarok, dein Herz."

Mein Herz? Das wüsste ich, dann würde sich etwas in mir regen. Außer meinem Würgreflex regt sich da aber überhaupt nichts. Doch vielleicht konnte er sich den Irrsinn des Dämons zunutze machen.„Warum kettest du mich dann an den Boden, mein Herz?", fragte er mit süßer Stimme.

Zarok freute sich anscheinend, dass Lyric ihn wiedererkannte.

„Tut mir leid, aber ich musste sichergehen, dass du nicht fliehst und ich dich wieder verliere", sagte Zarok und schaute ihn mit erwartungsvollem Blick an. Was willst du von mir?

„Ich kann dich aber nicht umarmen, wenn ich hier festgekettet liege, mein Herz", sagte er, auch wenn ihm bei dem Gedanken übel wurde. Das schien Zarok etwas aus dem Konzept zu bringen.

„Ich würde dich gerne befreien, aber erst, wenn wir den Bund geschlossen haben. Ich bin immer noch unsicher..."

Bund? Spinnt der? Er hat mich niedergeschlagen, entführt und gefesselt. Und nun will er, dass ich mich an ihn binde?

Zarok trat zurück, denn Lyrics Gesichtsausdruck schien ihn zu überraschen. Wenn ich den Bund schließen muss, um zu entkommen, sterbe ich lieber. Er erhält keinen Fitzen meiner Seele, nicht einmal vorübergehend.

„Dir scheint der Gedanke zu widerstreben", sagte der Dämon vorsichtig.

Lyric würde nun noch einen letzten Versuch unternehmen, mehr nicht. „Natürlich. Ich schließe doch nicht den heiligen Bund wie ein Hund, der an den Boden gekettet ist. Denn mehr scheine ich für dich nicht zu sein", sagte er mit einem gespielt verletzten Unterton und drehte den Kopf weg, sah in die entgegengesetzte Richtung zu Zarok. Belial... all deine Zeit, die du in mich investiert hast, war Verschwendung. Entschuldige.

Nix - ein schicksalhafter Kuss (BAND 3) ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt