Kapitel 39

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Nix hatte einen Raben geschickt, der sie Lucifer angekündigt hatte. Das Orakel trat mit einer eleganten Bewegung und einem kühlen Gesichtsausdruck aus dem Portal und wurde von zwei Widderdämonen mit Sklavenhalsbändern empfangen. Ehrfürchtig hielten sie den Kopf vor ihm geneigt. Lyric stand hinter Nix, sein Gesichtsausdruck neutral.

„Unser Herr erwartet sie im Empfangszimmer. Würden Sie mir folgen?", sagte der rechte, den Kopf immer noch geneigt.

Sie haben Angst. Sie trauen sich nicht, mir ins Gesicht zu schauen, aus Angst vor einer Strafe. Nix hatte Mitleid mit den armen Geschöpfen, doch er konnte es nicht ändern. Sich Lucifer zu verschreiben, war eine Entscheidung, die nur selten jemand nicht bereute.

Schweigend folgte Nix dem gebeugten Dämon, der ihn zu einer Tür geleitete, die mit Knochen übersät war. Bah, der Innenausstatter gehört gekreuzigt. Aber es ist Lucifer, was sollte man sonst erwarten? Die Tür öffnete sich und gab die Sicht auf das Innere frei. Es war ein großer Raum mit weißen Wänden und zahlreichen Gemälden an der Wand, die Szenen aus Lucifers Reich darstellen.

Es waren keine wirklich schönen Szenen, aber er war ja auch nicht zu einem netten Plausch da. Ansonsten standen Vitrinen mit unterschiedlichsten Waffen an den Wänden. Mittig in Richtung der hinteren Wand befand sich ein großer Thron. Er war aus Stahl geschmiedet und überall waren Knochen befestigt. Die Rücklehne war mit zahlreichen Schädeln bestückt.

Nicht gerade der gemütlichste Thron, da ist meiner eindeutig bequemer. Hölle, dieser Thron passt hervorragend zu seinem überdimensionalen Ego und seiner narzisstischen Persönlichkeit. Außer dem Thron gab es nichts, keine Sitzgelegenheiten für Gäste. Da braucht er sich nicht wundern, dass keine Sau ihn besuchen möchte.

„Diener, beschaff mir eine angemessene Sitzmöglichkeit", sagte Nix, ohne den Diener anzuschauen. Für Lyric fragte er nicht, denn er wollte nicht den Eindruck erwecken, dass Lyric ihm etwas bedeutete. Der Widderdämon beeilte sich und trug einen schwarzen Sessel mit einem anderen Angestellten herbei und stellte ihn gegenüber dem Thron.

Nix nahm Platz, während Lyric sich schweigend hinter ihn stellte. Nix bedeutete den Dämonen, ihn alleine zu lassen, denn er wollte nicht, dass sie zu lange in Lyrics Nähe blieben. Nach zwei Stunden wies er einen Diener an, ihm eine Erfrischung zu bringen. Weitere drei Stunden vergingen. Lyric wurde nervös, versuchte es sich aber nicht anmerken zu lassen.

Nix hingegen war die Ruhe selbst. Ihm war klar, was das sollte. Lucifer wollte seine Überlegenheit zur Schau stellen. Vielleicht wartete er auch darauf, dass Nix einen Fehler machte. Er wusste es nicht, aber langsam war es eine Farce. Also entschied Nix, dass es genug war. Er hatte sich nun lange genug zum Narren halten lassen. Emotionslos stand er auf und blickte Lyric an. „Wir gehen. Offensichtlich werden wir heute nicht mehr empfangen."

Lyric nickte und Nix ging durch die Tür. Der Widderdämon stand dort mit gesenktem Kopf. Das Orakel lief an ihm vorbei und sagte kühl: „Ich werde nun gehen. Richte deinem Herrn aus, dass der Vogel auf einen blinden Spiegel verzichten kann. Des Weiteren werde ich für die kommenden Jahrzehnte für keinerlei Dienste zur Verfügung stehen."

Der Widderdämon schaute ihn entsetzt an.

„Keine Sorge, das nahende Schicksal wird ihm das erteilen, was er verdient, und er wird es nicht kommen sehen", fügte er mit einem teuflischen Lächeln hinzu.

Der Widderdämon erschauerte, denn die Botschaft, die Nix gesendet hat war klar. Lucifer hatte das mächtigste Orakel der Hölle verärgert und würde das nun zu spüren bekommen.

„Willst du deinen Besuch schon beenden?", fragte ein tiefe Stimme.

Nix drehte sich nicht um, sondern ging weiter.

Nix - ein schicksalhafter Kuss (BAND 3) ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt