Kapitel 38

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Langsam wurde es Zeit. Die anderen schienen die Geschichte noch zu verdauen und zu überdenken. Es war der richtige Zeitpunkt für den zweiten Teil. Tut mir leid Nix, aber es muss sein. Er aktivierte eine Rune an seinem Oberkörper und legte seine Hand an Nix' Hinterkopf.

Nix spürte, wie er plötzlich müde wurde. Er kuschelte sich an Lyric und langsam fielen ihm die Augen zu.

„Du wirst doch nicht auf mir einschlafen, oder?", fragte ihn Lyrics weiche Stimme.

Er begann zu gähnen und antwortete: „Ich ruh nur kurz die Augen aus, keine Sorge."

Liebevoll schaute er zu Nix und sagte: „Ach, was mach ich nur mit dir?" Er küsste dessen Scheitel und Nix schlief an seiner Brust ein. Die anderen schauten diese Szene erstaunt an. Jeder konnte die Liebe sehen, die zwischen den beiden war, doch etwas war seltsam. Warum war Nix einfach so eingeschlafen?

Vorsichtig drehte Lyric Nix' Kopf zur Seite, sodass er mit der Wange an seiner Brust lehnte. Das andere Ohr bedeckte er mit seiner Hand und sein Gesichtsausdruck wurde Ernst, begann zu sprechen.

Nachdem Lyric zu Ende gesprochen hatte, herrschte weiterhin ein unangenehmes Schweigen. Lyric straffte den Rücken und lenkte die Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema.

„Gut. Uns fehlt nun noch ein Gegenstand – der Spiegel des Vogels. Momentan haben wir noch keinen Anhaltspunkt, weshalb ich eure Hilfe erbitte", sagte Lyric. Er beschrieb den Gegenstand und jeder erklärte sich bereit, seine Quellen darauf anzusetzen. Damit beendeten sie das Treffen.

༻✧༺

Es verging fast eine Woche, doch es gab keinen Hinweis darauf, wo sich der letzte Gegenstand befand. Lyric und Nix waren sich noch nähergekommen. Lyric ertappte Nix immer öfter, wie er verträumt auf seine Lippen starrte.

Nix saß gerade in seinem Empfangssaal und ging seinen Aufgaben nach, als ein Botenrabe erschien. Das Orakel nahm die Botschaft entgegen und rollte sie genervt auf. Wer will schon wieder etwas von mir? Als er jedoch die Worte, die in einer geschwungenen Schrift auf dem Pergament standen, las, erstarrte er.

Klopf, klopf.
Wer ist da?
Ein kleiner Vogel, der so gerne in den Spiegel sieht. Doch der Spiegel ist nicht mehr da.
Wenn der kleine Vogel in den Spiegel sehen möchte, muss er zu mir kommen.
Klopf, Klopf.

L.

„Verdammte Scheiße!", schrie Nix und pfefferte den Zettel auf den Boden. Er rauchte vor Wut. Kurz darauf öffnete sich die Tür und Dayan und Lyric stürmten herein, beide mit gezogenen Waffen.

„Was ist passiert?", fragte Lyric besorgt und steckte die Waffen weg, als er sah, dass keine Gefahr drohte.

Nix ballte die Faust und schlug einmal gegen den Thron, der zu wanken begann.

Lyric packte seinen Arm, um ihn daran zu hindern, sich selbst zu verletzen. „Nix, rede mit uns", sagte er zu seinem Liebsten.

Als er sich etwas beruhigte, sagte er: „Ich weiß, wo der letzte Gegenstand ist."

Dayan und Lyric schauten überrascht zu dem Orakel.

„Das ist doch hervorragend", sagte Lyric mit einem Lächeln.

„Warte, Lyric. Tíz, wo genau ist er?", unterbrach Dayan ihn.

Nix schaute finster zu dem Zettel. „Bei Lucifer."

Dayan sog scharf die Luft ein. Schlimmer hätte es nicht kommen können. Lucifer war der berüchtigtste Dämonenfürst. Seine Gräuel und sein launisches Temperament waren weitreichend bekannt. Er entsprach genau dem, was man von einem Kerkermeister für die schmorenden Seelen erwartete.

Nix - ein schicksalhafter Kuss (BAND 3) ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt