Als Lyric aus dem Portal trat, hielt er für einen Moment an. Dann hob er den Kopf und ließ seinen Blick schweifen. Kaputte und eingestürzte Häuser, die von Grün und Pflanzen überwuchert waren. Ein zerschlagener Brunnen, dessen Steine überall verteilt waren. Waffen, die im Boden steckten, oder schon in die Pflanzen eingewachsen waren.
Er atmete tief ein, zwang seine Beine, sich zu bewegen und durch die Straßen zu laufen. Manchen Häusern fehlte ein Teil des Daches, oder gar das Ganze. Manche waren komplett heruntergebrannt und nur das Fundament stand noch.
Seine Füße trugen ihn weiter, bis sie vor einem Haus zum Stillstand kamen. Das Haus vor ihm hatte einen Teil seiner Front verloren und einen Teil des Daches, aber ansonsten stand es noch. Er drückte sanft gegen die Türe und trat ein. Mit einem Krachen fiel sie einfach um.
„Ich bin Zuhause", flüsterte er und schaute wehmütig auf die Überreste seines alten Zuhauses in dem Dorf, in dem er aufgewachsen war.
Dreck, Schutt und Gesteinsbrocken übersäten den Boden. Eine Kletterpflanze hatte sich durch die Öffnung in der Front durch den Raum gearbeitet und über dem Boden und die Möbel geschlängelt. Überreste von Stoff lag in der Mitte des ehemaligen Wohnzimmers. Er ging auf die Knie und strich darüber. Hier hatten er und seine Mutter geschlafen.
Widerwillig setzte er sich auf und ging zurück zum Eingang. Dort nahm er die morsche Treppe. Eine Stufe brach unter seinem Fuß ein und er musste sich am Geländer festhalten, um nicht zu stürzen. Vorsichtig zog er seinen Fuß aus der Bruchstelle und bewegte sich weiter nach oben.
Oben angekommen ging er nach links und hielt vor einer alten Holztür. Mit den Händen strich er über das Holz und die verblassten Buchstaben auf einem bereits verrotteten Schild. Dann drückte er gegen die Tür und sie schwang quietschend auf. Anders als die Haustür fiel sie nicht einfach nach vorne, sondern blieb, wenn auch wacklig, in den verrosteten Angeln.
Vor ihm erstreckte sich sein altes Zimmer.
„Es ist noch ganz", sagte er überrascht. Er betrat den Raum und musste überrascht feststellen, dass er sich bis auf Staub nicht verändert hatte. Keine Spur von Rost, Schimmel oder Pflanzen, die den Raum zurückerobert hatten. Er fühlte sich wieder wie fünfunddreißig.
Langsam ging er nach vorne und strich über den dunklen Schreibtisch, auf dem nur ein vergilbtes Stück Pergament lag. Wie hatte ich das nur vergessen können?
Ilyric lauschte und schloss die Augen. Vor seinen Augen erschien eine lebendige Szene, die seine Mutter beschrieb. Es war eine Geschichte über einen kleinen Vogel, der gefangen in einem Käfig war. Dann begann sie zu singen und Lyric sah es klar vor sich.
Jeden Tag schaute der kleine Vogel traurig zwischen den Gitterstäben zu dem Fenster und sehnte sich nach der Freiheit. In dem Zimmer gab es sieben Gegenstände.
Der Käfig stand auf einem Tisch. Links neben ihm war ein Spiegel an der Wand. Neben diesem Spiegel saß eine kleine blasse Puppe, die traurig in Richtung des Fensters schaute. Vor dieser lag ein weißes Papier und ein offener Füller. Gegenüber an der Wand neben dem Fenster hing ein kleiner Kasten – eine Uhr, deren Zeiger sich jedoch entgegen des Uhrzeigersinns bewegten.
Direkt vor dem Käfig lag ein silberner Kamm und zwischen dem Fenster und dem Papier eine goldene Halskette und ein Ring. Der Vogel schaute durch die Gitterstäbe, sehnte sich danach in die Freiheit zu fliegen.
Lyric nahm seinen Waffensack von der Schulter und öffnete ihn. Als erstes nahm er die Uhr heraus und hängte sie an einen hervorstehenden Nagel neben dem einzigen Fenster in diesem Raum. Vor diesem Fenster stand sein Tisch, der an beide Wände anschloss. Dann nahm er den Füller und legte diesen vor das Papier. Direkt dahinter platzierte er die Puppe und drehte ihren Kopf in Richtung des Fensters.
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Nix - ein schicksalhafter Kuss (BAND 3) ✅
Fantasy„Was hattest du vor?", fragte er mit kaltem Blick. Nix schaute ihn nur verwirrt an. Hatte er etwas falsch gemacht? Sein Herz raste. Das war knapp gewesen. Er könnte sich für seine Dummheit schlagen. Diesen Fehler würde er nicht noch einmal machen...