Kapitel 14

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Ilyric war nichts Besonderes. Er wuchs wie viele seines Stammes in einem kleinen Dorf versteckt in den Bergen auf, weit weg von den anderen Dämonen. Sie lebten ein einfaches, aber friedliches Leben. Wie jeden Tag machte er sich auf den Weg zu seinem Mentor.

Jeder Dämon seines Stammes erhielt ab dem dreißigsten Lebensjahr einen Mentor aus den Reihen der Älteren, der ihm für die kommenden Jahrzehnte alles über die Runenmagie – die spezielle Magie ihres Volkes – beibrachte. Diese war besonders und unterschied sich von der Magie der anderen Dämonen.

Runendämonen waren in der Lage, Magie zu formen und in das zu verwandeln, was sie brauchten. Dies erfolgte über Runen, die auf die Körper der Dämonen gebrannt wurden. Diese waren eine Art Katalysator, die erlaubten, die Magie zu formen. Dabei hatte jede Rune eine eigene Funktion.

Grob gab es drei Kategorien: Synthese, Analyse und Verstärkung. Entsprechend ihrer Bezeichnung konnten diese also mithilfe von Magie erschaffen, ergründen oder verstärken. Man konnte auch die Runen auf den Körper zeichnen, doch dann war deren Wirkung nur vorübergehend und natürlich schwächer.

Bei Kindern wurden diese natürlich aufgezeichnet, bis diese bereit waren, die Richtigen zu empfangen. Viele nannten dieses Vorgehen barbarisch, doch der Schmerz war nur von kurzer Dauer und man erhielt eine äquivalente Fähigkeit. Jede Fähigkeit hatte nun mal ihren Preis. Ilyric hatte schon sieben Runen empfangen. Mit jedem Mal wurde es einfacher.

In Gedanken versunken lief er vor sich hin, wiederholte nochmal das Gelernte, damit er es in der heutigen Stunde abrufen konnte. Nach kurzer Zeit kam er bei dem Haus seines Mentors an. Dieser erwartete ihn bereits.

„Hallo Ilyric. Heute bist du aber pünktlich", begrüßte ihn Ollian. Schüchtern nickte der kleine Dämon.

Ollian – sein Mentor – war ein etwa achthundert Jahre alter Runendämon. Er hatte weißblondes, schulterlanges Haar, das er zu einem Zopf geflochten hatte, sodass seine spitzen Ohren herausstanden. Er hatte sandsteinfarbene Augen mit einem silbernen Ring, der für ihre Spezies charakteristisch war – wie auch die Ohren. Mit seinen 1,80 m war er der größte Dämon im Dorf, da diese für gewöhnlich kleiner und zierlicher waren.

„Gut, heute lernen wir, wie wir eine magische Barriere errichten, die kurzzeitig Angriffen standhält. Die dafür nötige Rune hast du ja bereits erhalten", begann sein Mentor.

Beide zogen dafür ihr Oberteil aus. Ollians Körper war vollständig mit Runen übersät. Es heißt, dass er bis auf eine Rune, die nur dem Oberhaupt zustehe, alle Runen ihres Volkes besitze.

Ollian aktivierte die dafür zuständige Rune mit seinen Fingern, sodass diese aufleuchtete. Dann zeichnete er einen Kreis mit dem Radius einer Armlänge vor sich in die Luft. Der Kreis begann zu leuchten und eine Membran aus Magie spannte sich innerhalb diesem auf.

„Schlag dagegen", ermutigte er den kleinen Dämon.

Dieser holte aus und schlug gegen die Barriere. Er spürte den Widerstand und wich zurück. Wahnsinn. Kurz darauf zersprang sie.

„Kann ich das auch?", fragte er naiv, wie er war.

Ollian lachte nur. „Mit etwas Übung, auf jeden Fall. Fangen wir mit der Bewegung an."

Ilyric mimte die Bewegung nach, die ihm sein Mentor vormachte. Damit waren sie eine Zeit lang beschäftigt.

„Gut, nun da du die Bewegung verinnerlicht hast, kommen wir zur Beschwörung. Folge mir."

Ilyric folgte schweigend seinem Mentor, neugierig, was dieser ihm zeigen wollte. Sie hielten vor einem großen Fass, das mit Wasser gefüllt war.

„Siehst du die Oberfläche?", fragte ihn Ollian.

Nix - ein schicksalhafter Kuss (BAND 3) ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt