Kapitel 23

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„... je länger ich in seiner Nähe bleibe, desto schwerer wird es für mich."

Lyric erstarrte, schaute auf die geschlossene Tür, hinter der sich sein Orakel befand. Die Worte schnitten ihm ins Herz, taten mehr weh als seine Verletzungen.

Er war erst vor kurzem in einem Krankenzimmer aufgewacht und musste feststellen, dass seine Wunden bereits versorgt waren. Ihm tat noch etwas der Kopf weh, doch auch das ließ nach. Leider konnte er sich nicht mehr erinnern, wie er das Bewusstsein verloren hatte. Als er aufgewacht war, hatte er einen feurigen Geschmack im Mund, der ihm Leben einhauchte - Nix' Blut.

Er musste ihm, während er bewusstlos war, etwas davon eingeflößt haben. Erneut leckte er sich genüsslich über die Lippen. Also hatte er sich auf die Suche nach ihm begeben und hatte seine Stimme dumpf aus dieser Richtung gehört. Er wusste nicht, ob er den Raum einfach betreten sollte, also hatte er erst einmal gelauscht. Dann hatte er diesen Satz gehört.

Nach einer kurzen Weile antwortete ein anderer - wahrscheinlich der Wachhund. „Wenn er dir wehtut, musst du gehen. Doch bis dahin, mach' das Beste daraus."

Ich tu ihm weh? Lyrics Herz verkrampfte. Ich würde ihm niemals wehtun, niemals. Doch das beklemmende Gefühl ließ ihn nicht los. Er drehte sich um und ging zurück ins Krankzimmer. Seine Gedanken kreisten immer nur um das eine Thema, sodass er nicht bemerkte, wie jemand das Zimmer betrat.

„Aufgewacht, Schlafmütze?", fragte ihn eine weiche Stimme und er schaute in warme Augen und ein lächelndes Gesicht. Für einen Moment kamen in Lyric Zweifel auf. Ist dieses Lächeln echt? Im nächsten Moment schämte er sich dafür.

Nix konnte die Miene des Runendämons nicht lesen. Er hatte sich eine freudigere Reaktion erwartet, das verunsicherte ihn etwas. Er setzte sich neben Lyric und legte seine Hand an dessen Schläfe. „Es tut mir leid, dass ich dich bewusstlos geschlagen habe."

Er hat mich bewusstlos... ah, so war das. Langsam kam die Erinnerung zurück. Das Lächeln war einem betrübten Gesicht gewichen. Irgendwie passte das alles nicht zusammen, was war das zwischen ihnen? Und was war es für Nix?

„Ich denke, ich sollte noch etwas schlafen, kann ich ein Gästezimmer in Anspruch nehmen?"

Also Antwort erhielt er ein geschocktes Gesicht. Nix biss sich auf die Lippe und schwieg, dann umschloss er Lyrics Handgelenk und zog daran.

„Nix, was-"

Er kam etwas unelegant aus dem Bett. Wenn er noch mehr zieht, schlägt es mich hin.

„Nix, hör auf."

Doch der Dämon ignorierte ihn und zog ihn einfach mit sich. Himmel, woher nimmt er diese Kraft?

Schließlich kamen sie in einem größeren Zimmer an, in dem nur ein großes Himmelbett stand. Nix ließ von ihm ab und schloss die Tür. Der Raum war eine Halbkugel, in dessen Mitte sich das runde Bett befand. Es war mit hellblauen Decken überzogen und einen Haufen Kissen. Wahnsinn, das sind ja mehr als in der Unterkunft.

Über die Wände waren unzählige Szenen von Dämonen, Engeln und Menschen verstreut, alle hineingemeißelt. Am oberen Teil der Halbkugel waren in einem Kreis die Sternbilder der Hölle, wobei die hellen Sterne durch weiße Leuchtsteine dargestellt waren. Es war einfach nur atemberaubend.

„Wo sind wir?" Ist das das Gästezimmer?

„Wir sind in meinem Zimmer", sagte Nix und berührte einen großen roten Stein in der Wand. Schlagartig überzog ein rotes Muster die Wand und er spürte, wie sich eine Barriere entlang der Wände bildete, „und nun kann niemand mehr diesen Raum betreten oder verlassen, wenn ich es nicht erlaube."

Nix - ein schicksalhafter Kuss (BAND 3) ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt