Kapitel 19

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Solange sie auf den Brief warteten, hätten sie sich theoretisch die Stadt ansehen können. Aber wie bereits erwähnt, waren Ausländer hier nicht wirklich willkommen. Also fiel das flach, wenn sie nicht unerwünscht Aufmerksamkeit erregen wollten. Also liefen sie durch das Haus und schauten sich den Waschraum an. Nachdem sie sich frisch gemacht hatten, gingen sie zurück in ihr Zimmer.

„Und was machen wir jetzt, bis wir die Antwort erhalten?", fragte Nix und rollte sich auf dem Bett auf den Rücken. Er schaute ihn mit glühenden Augen an. „Ich wüsste etwas", fügte er mit tiefer Stimme hinzu.

„Ich werde nicht in dem Haus eines Sukkubus mit dir schlafen, das wäre Lila unfair gegenüber."

Doch ein Portal konnten sie auch nicht herbeirufen, denn das würde ihren Aufenthaltsort wie ein Leuchtfeuer markieren. Es war hier niemandem gestattet die Stadt ohne das Wissen der Grenzwächter zu betreten oder zu verlassen. Sollten sie das tun, würden sie gejagt werden.

„Lass uns auf das Dach gehen und uns die Terrasse anschauen", schlug der Runendämon vor.

Nix nickte und krabbelte aus dem Bett. Gemeinsam verließen sie das Zimmer und liefen die Wendeltreppe zum Dach hoch. Sie drückten die Klappe nach oben auf und gingen hindurch.

Ein Urwald an Blumen und Sträuchern erwartete sie. Die Terrasse war von einem grünen, lebendigen Sichtschutz aus Bambus, Elefantengras, Lebensbäumen und Hainbuchen umgeben. Eine Kletterhortensie bedeckte das Gerüst und ein immergrüner Kletterjasmin konkurrierte mit dieser um den besten Platz in der Sonne.

Der Boden der Plattform war mit langen Holzdielen ausgelegt, in die unterschiedlich große Blumentöpfe hier und da eingelassen worden waren. Gemüse- und Obstpflanzen wuchsen aus diesen Kübeln und trugen saftige Früchte. Insekten flogen durch das Grün und summten fröhlich. Es war ein wahres Paradies und das mitten in einer Großstadt.

In der Mitte stand ein Tisch mit vier Stühlen, an dessen Beinen sich ebenfalls der Kletterjasmin angesiedelt hatte. Auf der linken Seite war ein kleiner Kissenhaufen, wo man sich hinlegen und das Grün genießen konnte. Doch wenn es auch lebendig und wild war, war jede Pflanze perfekt gestutzt und an ihrer Stelle. Hier war eindeutig eine Ordnung zu sehen, die der Sukkubus mit viel Liebe und Zeit eingearbeitet hatte.

Lila topfte gerade eine Pflanze um, die bereits kleine blaue Früchte trug. Sie wischte sich mit der Rückseite ihrer Arbeitshandschuhe über die Stirn und fegte die Erde, die sich um den Topf verteilt hatte, zusammen. Diese schüttete sie auf einen kleinen Komposthaufen in einem Eck der Dachterrasse.

Als sie die Gäste bemerkte, empfing sie sie mit einem Lächeln. „Willkommen im Paradies", sagte sie mit einem Lächeln.

Lyric neigte kurz respektvoll den Kopf, was den Sukkubus überraschte. „Es ist eine Ehre, dein Paradies betreten zu dürfen. Es ist wirklich unglaublich, man spürt deine unerschöpfliche Liebe zu Pflanzen."

Lila lachte. Solch ein Kompliment hatte sie noch nie erhalten. Für andere war sie die durchgeknallte Pflanzentussi und wurde schief angeschaut, weil sie ja in einem wilden Urwald wohnte. Doch sie liebte ihr kleines Häuschen abgöttisch, es gehörte ihr allein.

Nix lächelte und sagte: „Du hast unglaublich viel Zeit investiert, das ist eine beeindruckende Leistung. Es ist wirklich Balsam für die Seele. Dürfen wir etwas hierbleiben?"

„Nur zu, ihr könnt auch von den Sträuchern naschen, nur diese zwei", Lila zeigte darauf, „nicht, da sie erst Wurzeln schlagen müssen. Ich werde nun das Essen vorbereiten." Dann ging sie die Wendeltreppe nach unten und ließ ihre beiden Gäste in ihrem Paradies allein.

Lyric ging zu der Sitzecke und machte es sich auf den Kissen bequem. Er legte sich auf den Rücken und schloss die Augen. Das Geräusch der Insekten, der Geruch nach Grün und die leichte Brise des Windes ließen ihn zur Ruhe kommen. Er spürte eine Berührung an seiner Brust. Nix hatte sich an ihn gekuschelt und seinen Kopf auf seine Brust gelegt. Kleiner Teufel, erwischt mich immer unvorbereitet.

Nix - ein schicksalhafter Kuss (BAND 3) ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt