Kapitel 36

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Wieder in der Gegenwart...

Nix und Dayan standen vor der Brücke, die ins Reich der Toten führte. Dayan hatte sich bereits das Gurtsystem, mit dem er Nix auf seinen Rücken schnallen würde, angelegt und dreimal überprüft. Dass Nix um einiges kleiner war als er, war ein Vorteil, doch sie mussten aufpassen. Nix durfte auf keinen Fall den Boden berühren. Zudem kam noch, dass er nicht wusste, wie der Magieentzug sich auf seinen Körper auswirken würde. Er hoffte, dass es ihn nicht einfach umhauen würde.

Nix überprüfte nochmal seinen Rucksack und nickte. Dayan ging vor ihm auf die Knie, sodass er auf ihn in die Schlaufen steigen konnte. Zügig schnallte er Nix fest, als dieser auf ihm saß.

Wenige Sekunden später spürte er das bekannte Zittern. Nix würde gleich ohnmächtig werden. Scheiße, los geht's. Dayan hielt Nix' Beine fest und betrat die Brücke. Schon bei den ersten Schritten spürte er, wie er wortwörtlich ausgesaugt wurde. Das ist schlimmer als erwartet, dachte er und keuchte. Nix hingegen beruhigte sich und seine Atmung normalisierte sich.

Als sie die Hälfte geschafft hatten, signalisierte Nix ihm mit einem Daumen nach oben, dass er ok war. Erleichterung durchströmte Dayan, wenigstens ein Problem weniger. Nun musste er nur noch den Übergang schaffen. Mit jedem Schritt schwanden seine Kräfte und sein Dämon fiel in eine Starre.

Noch ein Schritt und er hätte das Reich der Lebenden hinter sich gelassen. Dieser Schritt fuhr wie ein elektrischer Schlag durch seinen Körper und fast wären ihm die Beine weggeknickt. Mit purer Willenskraft hielt er sich auf den Beinen und nahm sich ein paar Minuten, um sich zu erholen. Nix' Hand zeigte in eine Richtung und Dayan begann zu laufen. Er joggte gemütlich, doch so kamen sie recht schnell voran.

Sie durchliefen einen Wald mit schwarzen Bäumen und weißen Blättern und überquerten eine Lichtung. Nix spürte, dass er Lyric näherkam und lächelte. Bald bin ich bei dir. Das Ende der Lichtung war langsam in Sicht. Doch als sie gut zwei Drittel überquert hatten, begann plötzlich die Erde zu beben. Scheiße, was ist das?

Dayan blieb stehen und schaute sich aufmerksam um. Ohne Vorwarnung riss die Erde vor ihnen auf und Rauch stieg empor. Nein, das ist kein Rauch. Der Rauch nahm Gestalt an, schlaksige Körper und Klauen bilden sich und ein hohles Gesicht wie ein Totenschädel. In den Augen glühten Flammen. Ein grässlicher Schrei stieg aus den hohlen Kehlen auf. Das sind Mononoke-Geister. Heilige Scheiße, auch noch welche von der üblen Sorte.

Dayan schien dasselbe zu denken. Als wäre ein lautloses Signal ertönt, begannen die Geister auf sie zuzufliegen. Dayan rannte so schnell er konnte, während Nix seine Machten zog. Er wehrte die angreifenden Geister so gut es ging ab, hieb ihnen Ärme und Köpfe ab. Die Körper fielen zu Boden, doch die Gliedmaßen wanderten langsam wieder zu ihrem Stammkörper und wuchsen wieder an.

Schon bald waren sie von Schnitten übersät und das Blut lief an ihnen herunter. Sie hatten es fast geschafft, doch da griff ein Mononoke direkt von der Seite an und Dayan geriet ins Straucheln. Nur knapp fing er sich ab und Nix trennte dem Geist den Kopf vom Rumpf. In dem Moment, in dem Dayan einen Fuß in das angrenzende Gebiet setzte, zogen sich die Geister zurück.

Keuchend standen sie dort, vom Blutverlust geschwächt, aber am Leben. Dayan setzte schwerfällig wieder Fuß vor Fuß und ein Tempel tauchte langsam vor ihnen auf. Nix signalisierte seinem besten Freund, dass sie es geschafft hatten. Nun mussten sie nur noch die Treppen nach oben gehen. Dayan schnaufte. Hölle Nix, da ist aber ein saftiger Urlaub für mich drin.

Lyric saß auf dem Altar in dem Tempel und schaute in die Ferne, suchte nach einem Zeichen von seinem Orakel, doch es war still. Tori saß neben ihm. Für einen Moment verzog er das Gesicht, was Lyric verwunderte. Dann spürte er, wie eine Hand seinen Arm entlangfuhr.

Nix - ein schicksalhafter Kuss (BAND 3) ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt