28. Spark of Hope

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Wir machen einen Ausflug.

Wie ich es lieeeebeee! Herr Martinson beschloss von jetzt auf morgen einen Ausflug mit den älteren Klassenstufen zu unternehmen, was hieß zehnte aufwärts. Also ein Tag gemeinsam mit meinen Kumpels, das Doppel Cavill und April.

"Wo geht es denn hinnnn?", fragte Mandy und kaute lauter auf ihrem Kaugummie. Ich schüttelte missbilligend den Kopf. Kleine Schlampe. Früher hätte ich...ja, ich hätte sie nicht von der Bettkante gestoßen, sagen wir es so. Doch ihre Art kotzte mich an. Und ich war fixiert- fixiert auf ein Mädchen. War mir ja noch nie passiert.

"Wir gehen in den örtlichen Wald- eine geologische Exkursion und ein Besuch im Museum." Langweilig. Früher hatten wir noch interessante Sachen gemacht. Bei Frau Malone gab es keinen Wandertag der nicht mindestens zwei Städte weiter statt fand und von dem mindestens die Hälfte der Schüler mit strahlenden Augen heimkehrte. Aber durch unseren neuen Klassenlehrer war das ja zwangsläufig unterbunden.

Mason stieß mir leicht seinen Ellenbogen in die Seite, ich wusste, dass er grinste.

"Das wird ein Spass!", jubelierte er und ich nickte zustimmend.


*Am Nachmittag*

"David! David!!!", ich lächelte gleichermaßen genervt und erfreut als ich diese unverkennbare Mädchenstimme hörte die eindringlich meinen Namen rief. Was sie wohl hatte? Sie hatte angekündigt heute Nachmittag noch vorbei zu kommen.

"Ich bin hier", rief ich und kam nicht umhin festzustellen wie aberwitzig schlecht die meisten Menschen doch hörten. Durch mein Handycap wurde ich regelrecht gezwungen aufmerksam durch die Welt zu gehen, alles wahrzunehmen was um mich herum geschah.

"Wusstest du schon das Neueste???"

"Nein, aber du wirst es mir sicher gleich sagen", meinte ich und hatte das seltsame Gefühl, dass wohl auch ein Vater haben musste, desser Tochter ihm zum 1000 mal ein Bild von einem selbstgemalten Pferd unter die Nase hielt mit den Worten: "Sieh nur was ich schönes gemalt habe!"

Doch Amy war ein bisschen älter als die hypothetische Tochter und so lehnte ich mich zurück und wartete bis sie sich beruhigt hatte. Die Füße auf den Schreibtisch gelegt- ja, momentan wurde ich immer mutiger was solche Experimente anging- saß ich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen da.

"Hör dir das an-", Papier raschelte als sie hektisch etwas aus ihrer Tasche zog, "Laut Doktoren von Oklahoma und Studenten von ebenda ist es uns möglich die Verschiebung der Linse um wenige Millimeter wieder zu beheben und ihr eindrücken mit elastischen Wekrzeugen mit feinsten Techniken wieder zu beheben. 'Das Sichtfeld wird wieder hergestellt und die Person gelangt zurück zu voller 100 % Sehstärke. Auch Patienten mit langfristigen Augenkrankheiten werden in die Versuchsreihe aufgenommen. Ursula Witterich 65, erkrankt an grauem Star wurde bis zu 78 % geheilt."

Ich blinzelte. Meine Hände zitterten. Schluckend versteckte ich sie hinter meinem Rücken. Sprachlos.

"Na, da bist du platt Aubrey, wa?!" Langsam räusperte ich mich.

"Amy", begann ich, meine Stimme klang rau und so als hätte ich sie lange nicht mehr benutzt, "ich schwöre dir. Wenn du mich jetzt verarschst..." Die Worten klangen ruhig und beständig, ich machte längere Pausen was es noch wirkungsvoller machte.

"Nein David, ich verarsch dich nicht!", sie schien ganz außer sich zu sein und auch in mir keimte bereits der Funke von dem ich dachte, dass er mich nie wieder ergreifen würde. Und ganz ehrlich: Ich hatte Angst, dass er mich ergreifen und vollständig einnehmen würde. Diese kleine Hoffnung in meinem Herzen würde erblühen und ich würde Tag und Nacht an nichts anderes mehr denken können. Wieder sehen zu können war das Einzige was mich jetzt retten würde. Das Einzige was mir einen Sinn geben würde. April hatte ich verloren, sie schien kein Interesse an mir zu haben in dieser Form, konnte ich es ihr verdenken? Ich hielt mich selbst für einen Krüppel.

"Das...das kann nich sein..", murmelte ich mehr zu mir selbst.

"David!", ihre Stimme brach und ich hatte das Gefühl ihr standen vor ehrlicher Freude Glückseligkeitstränen in den Augen. Von einem Moment des Unbehagens auf den anderen zog sie mich hoch und nahm mich in den Arm. Ich versteifte mich unwillkürlich. Umarmungen war ich nicht gewöhnt. Meine Eltern hatte ich schon vor dem Unfall auf Abstand gehalten und nun hielt ich keinerlei Berührung mehr aus, wie winzig sie auch sei. Aber Amy scherte sich einen Dreck um meine Gedanken und presste ihren- im Vergleich zu meinen- doch recht kleinen Körper an mich, legte ihren Kopf an meine sich schnell hebende Brust und lachte.

Das Vibrieren an meiner Brust verstärkte sich zunehmends und nach einigen Momenten der Unsicherheit seufzte ich innerlich und legte meine Arme um sie. Sie lachte befreit und so offen und ehrlich, dass ich spürte wie glücklich sie selbst über diese Nachricht war. Weil ich ihr wichtig war? Weil sie sich freute, dass sie mich wohl nicht mehr ständig Babysitten musste? Weil sie keine Angst mehr haben brauchte, das ich mir das Leben nahm?

Womöglich. Wahrscheinlich.

Ich selbst schien unfähig zu einer Reaktion, so hatte ich schon Mühe gehabt meine Kinnlade wieder hochzuklappen. Wie hatte sie davon erfahren?

In dem Moment in dem ich eins zu sein schien mit diesem glücklichen zarten Wesen in meinen Armen öffnete sich krachend die Zimmertür und eine aufgeregter unheilvoller Stimme verkündete:

"David, die suchen da nur 300 Testpersonen. Übermorgen ist Anmeldungsschluss. "

Mein Herz klopfte wie wild und ich fragte mich ob es eine gute Idee war diesen Funken der sich selbst entzündet hatte- den Keim der Hoffnung- in mein Herz gelassen zu haben.

Würde er wieder erlöschen- würde ich mit ihm erlöschen.


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