16. Sprung ins Ungewiss

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*Amys Pov*

Ich entschied mich dazu eine Münze zu werfen. Der Park.

Meine Füße flogen über das unebene Pflaster des Fußweges. Ich strauchelte einmal und drohte zu fallen, aber ich fing mich im Fall wieder und rannte weiter. In meinem Kopf hatte kein anderer Gedanke platz, als das ich jemanden das Leben retten musste.

"Pass auf ihn auf, sonst kannst du was erleben!" Ich mochte Davids Mutter ja, aber sie war für meine Begriffe etwas übervorsorglich und bis sie den Entschluss gefasst hatte ich könne ihren Sohn etwas gutes tun indem ich ihn rund um die Uhr betreute. Er fühlte sich doch verdammt nochmal genervt von mir und dachte sich sonst was dabei. Womöglich hielt er mich noch für eines der Groupykids die ihn auf Schritt und Tritt folgten. Widerwärtig.

Nach der nächsten Kurve schlitterte ich erneut, es hatte begonnen zu regnen und der Himmel verzog sich zu einer undurchdringbaren Mauer der Schwärze. Langsam zweifelte ich daran ob ich es rechtzeitig schaffen würde. 

Doch dann tauchten vor mir die Lichter der Brodney Brücke auf und ich wusste das es eine gute Entscheidung gewesen war bei meinem Glück doch nicht zum Park zu laufen sondern zuerst zur Brücke. Etwa mittig der Brücke entdeckte ich eine Gestalt, die sich von außen an das Geländer klammerte und in die tosenden kalten Tiefen des Flusses hinabsah. Mein Herzschlag stoppte. Wie solltei hc das überhaupt anfangen? Ich hatte zwar viel darüber gelesen und so, aber ich hatte nie in real life mit einem Selbmordegährdeteten zutun gehabt! Ich war nicht diejenige die zur richtigen Zeit das richtige sagte, ich war frech und vorlaut und schlagfertig, aber ich war nicht die die Menschen rettete, ich war nicht der Gutmensch. Ach, ich wünschte Alina wäre hier.  

Das war er. Nur wenige Autos fuhren über die Brücke, die Scheinwerfer getrübt von dem Regen, jeweils zwei glühende Augen in der Finsternis.

Inzwischen quietschten meine Schuhe bei jedem weiteren Schritt obszön, da sie sich mit Wasser vollgesaugt hatten. Wie schnell das Wetter hier umschlug.

Die letzten Meter lief ich etwas langsamer, um ihn nicht zu verschrecken. Doch er starrte ohnhin in die eisigen Fluten und schien mich nicht mal zu bemerken. Der Regen prasselte auf mich nieder und ich sah wie er auf dem Bordstein zersprang.

"David!", rief ich, noch außer Atem vom rennen, "David!" Nun wandte er seinen Kopf, er trug eine Sonnenbrille. Oh Gott, was wollte er denn mit der? Er konnte mich ja nicht sehen, innerlich könnte ich mich schlagen, ich hätte mich bei dem lauten Regen auch einfach an ihn heranschleichen können und ihn über die Brüstung ziehen.

"David, spring nicht!", ich wagte mich etwas weiter vor. Nun sah ich etwas in seinen Augen aufflackern wusste nru nicht was, sie tosten genauso wie die Fluten unter ihm. Wie war er überhaupt dahin gekommen? Nicht nur hier hin zur Brücke, sondern auch über das Geländer. Das musst große Konzentration erfordern.

"Solltest du nicht in der Schule sein?!", er klang so spöttisch bei diesen kalten Worten. Ich trat näher.

"Komm nicht näher Amy!", schrie er gegen eine Windböhe an. Er ahnte wohl das ich hier war um ihn zu retten.

"Was soll denn der Mist, und...wie bist du da überhaupt drüber gekommen?", fragte ich mit unnatürlich hoher Stimme. Er lachte und zuckte bloß mit den Schultern.

"Verdammt David, du willst doch gar nicht sterben! Du willst nur das der scheiß Schmerz entlich aufhört! Überleg doch mal! Das da unten ist kalt! Es ist dunkel und kalt!" Ein weiterer Schritt auf ihn zu. Ich konnte erkennen, dass sich am Ufer des Flusses unten eine menschenmenge versammelt hatte, die uns Schaulustig beobachteten.

"Haha! Sehr witzig! Hier ist alles dunkel!", er ließ mit einer Hand los und zeigte mit ihr ausladend um sich. Ich wäre fast nachvorne gesprungen, da es aussah als könne er sich nun kaum noch halten.

Wie man lernt zu leben WIRD AKTUALISIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt