Ich jage noch über die Straße, der Wind streicht durch mein Haar, spielt mit ihm. Ich kann mich nicht darüber freuen, denn in mir ist die Wut wie ein Ball, so groß und uneinschränkbar, dass ich nicht weiß, wie ich sie je loswerden soll. Fahre ich noch oder ist es schon vorbei? Ein grelles Scheinwerferlicht brandet mir entgegen. Ich kneife die Augen zusammen, verwirrt, unfähig zuerkennen wo das Auto genau ist.
Und dann verliere ich mich in schlingernden Kurven, mein Mottorad schlittert und kommt von der Spur ab, rast dem vermeintlichen Auto entgegen und alles verschwimmt im grellen gelben Schmerz des Momentes.
Wie unerwartet alles vorbeisein kann.
Wie schnell man Abschied nehmen muss.
Doch als ich auf der Straße liege und nichts mehr spüre als den rasenden Schmerz der mich ganz einzunehmen scheint ertönt eine Sierene und laute Stimmen rufen.
Ich blende sie aus, so wie alles andere und ergreife die Hand meines toten Bruders.
"Komm", flüstert er, "komm Dave, wir gehen dahin wo es schön und warm ist." Welch ein Klischee.
Ich bin irritiert, ihn zu sehen, aber ich lächle innerlich, weil er mich Dave nennt, immer noch.
"Ich bin aber auch der Einzige von uns der es schon ausprobiert hat", kleine Grübchen graben sich in seine Wangen, meine Mundwinkel zucken.
"Wohin denn?", frage ich wie ein kleiner Junge und Henry nimmt meine Hand.
"Ins Ewigseits."
"Henry?"
"Ja?"
"Ich will nicht sterben." Mein Bruder schweigt und seine Augen sehen stumm in meine.
"Ich weiß Dave, ich weiß", flüstert er. Dann ist da nur noch Rauschen, seine Stimme rückt in weite Ferne, auch wenn er neben mir steht, geflüsterte Worte in meinem Kopf.
Auf dunklen Pfaden wirst du gehen
Erst spät das Licht des Todes sehen.
Lass los, lass los.
Dir ist nicht bang,
Denn du wartest nicht lang.
Lass los, lass los.
Ergreif die Hand, fühl das Licht
Spür die tosende Gicht.
Leb dein Leben,
Du kannst jetzt vergeben.
Lass los, lass los.
Komm mit mir in mein Reich
Zu dem dunklen tiefblauen Teich,
Der dich reinwäscht von der Last des seins
Komm und werde mit der Göttlichkeit eins.
Lass los, lass los.
Und ich lasse los.
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Wie man lernt zu leben WIRD AKTUALISIERT
General FictionIch werde ihn retten, in dem ich ihm zeige wie schön das Leben sein kann, auch wenn ich gerade im Leid versinke. Auch wenn der Blinde mich mitreißt in den Strudel der Verzweiflung, denn ich habe ihm mein Wort gegeben ihm bis Weihnachten zu zeigen da...