45. Jäger und Gejagter

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*Amy*

Am Nachmittag bekam ich eine WhatsApp Nachricht von Mason. Und ohne es zu wollen flogen meine Finger auf die Taste die zu dem Chat führte und nicht zu der Taste die ihn blockierte. Nach einer halben Minute atemlosen Schweigens raste mein Herz und ich hatte das Bedürfnis mit jemanden zu reden.

Doch als ein paar Sekunden später eine Nachricht von Alina eintrudelte konnte ich mir das mit dem reden erst einmal abschminken, denn es stand geschrieben:

Hi Amy, ich weiß du bist grad krass beschäftigt und so, aber du glaubst nie was passiert ist! Ich bin so glücklich! Oh mein Gott, Mason hat mich zu seinem Geburtstag eingeladen! Er hat mir geschrieben und war die ganze Zeit voll süß und so! Und halt dich fest- er sagte: "Es ist nur im kleinen Kreis". Ist das nicht der Wahhhhnsinn?! Aber was mache ich, wenn wir nun GANZ allein sind? Einen ganzen Nachmittag allein mit ihm? Mir wird schon ganz heiß bei dem Gedanken dort überhaupt aufzukreuzen! Du kennst mich ja. Ich bringe kaum ein Wort hervor, wenn er vor mir steht. Wenn du das hier liest, ruf mich bitte an, ich bin kurz vom durchdrehen!!!

Wollte ich sie anrufen? Nein, gewiss nicht. Mir war auch nicht danach genauer darüber nachzudenken auf welche Art und weise er denn "süß" gewesen war. Hatte er dieselben Worte an sie gerichtet wie an mich? Hatte er sie angemacht? Wollte er was von ihr? Allmählich wurde mir ganz anders. Und auch wenn es dramatisch und schrecklich egoistisch klang,- ich wusste, ich würde es nicht ertragen wenn er etwas von ihr wollte. Sie wollte.

Mir schossen die Zeilen durch den Kopf die er vor ein paar Minuten an mich richtete:

Cavill, ich weiß wir sind nicht mehr das was wir hätten sein sollen,

wir sind nicht mehr das was ich immer wollte

und immernoch will

und immer wollen werde. Ich weiß das,

aber trotzdem schreibe ich dir, denn ich muss mit dir Reden. Vorletzten Samstag ist mir etwas klar geworden. Es ist ziemlich wichtig und ich habe das Gefühl ich muss dir soviel sagen. Dinge sagen die nie ausgesprochen worden sind.

Dinge, die ich immer nur gedacht habe.

Und egal was zwischen uns passiert ist, egal was du für Gründe hast die ich nicht kenne und nicht verstehe, die Bitte, mit dir Reden zu können, dich mir erklären zu können kannst du mir nicht abschlagen.

Er wollte mich also? HA! Das konnte ich mir vorstellen. Deshalb auch die anzüglich perversen Bilder. Deshalb auch seine Worte, die ganze Schirade, er spielte. Wir hatten mal darüber gesprochen wie es war zu spielen. Die Wut kroch in mir hoch, sie ergriff als brennende Faust mein Herz und frass sich durch meine Adern und Sehnen. Fraß sich kochend durch mein Blut. Und ich brannte. Mein Kopf lief auf high speed und ich hatte das Gefühl, dass es nicht ehr aufhören würde ehe ich mir Luft und Raum gemacht hatte.

Ehe ich bei ihm gewesen war.

Das schien der Einzige Weg. Ehe ich irgendwas anderes tun konnte musste ich herausfinden was hier vor sich ging. Wer mich belog und was er wirklich wollte. Ob es ein abgecartetes Spiel war oder ob ich irgendwas nicht wusste.

Und deshalb schaltete ich auch die Lesebestätigung bei WhatsApp aus und tat als hätte ich Alinas Nachricht noch nicht bekommen.  Als nächstes ging ich wieder los, um fünf verließ ich das Haus, zehn nach fünf schrieb ich Mason ich würde ihn besuchen und zwei Minuten später war ich da. Er empfing mich bereits vor dem Haus, indem er auf den Treppenstufen saß und rauchte. Moment. Er rauchte?!

"Bist du von allen guten Geistern verlassen?", zischte ich und überwand die letzten Meter eilig.

"Setz dich doch Cavill", raunte er rauchig und ich bewunderte, dass er von dem Rußstängel nicht husten musste, obwohl er einen langen Zug nach dem anderen nahm. Seine Unterarme hatte er auf die Knie gestützt, saß locker da und blickte mit trübem Blick in die Ferne.

Wie man lernt zu leben WIRD AKTUALISIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt