39. "Dann müsstest du ja auch auf mich stehen"

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*Amy*

Auch am Freitag, dem letzten Tag der Woche bekommen Schüler keinerlei ermäßigungen. 8 Stunden, davon 2 Mathe und Sport. Bei Schnee und Eis dürfen wir drin im stickigen Mief der Turnhalle schwitzen. In Wahrheit freue ich mich ja, das unsere Schule umgebaut wird und ich jetzt hier bin. So kann ich öfter bei David sein und auch in der Pause ein Auge auf ihn werfen. Heute sind wir in der zweiten Pause am Schultor verabredet. Bei 45 Minuten Freigang lässt sich einiges machen. Er wartet bereits am Schultor mit verschränkten Armen an das Tor gelehnt. Verschränkte Arme waren nicht gut- sie demonstrierten völlige Abweisung.

"David", begrüßte ich ihn, "Amy", kam es sofort zurück.

"Wir können gehen", erklärte ich in geschäftsmäßigem Ton und hakte mich bei ihm unter. Ihm war es unangenehm, so spürte auch er die verständnislosen Blicke auf sich. Immernoch.

"In zwei Wochen ist jemand anderes Gesprächsthema nummer 1", wisperte ich ihm ermunternd zu.

"Das hast du vor 2 Wochen auch schon gesagt", raunte er zurück.

Ich führte ihn ein Caffee.- Öffentliche Orte waren der erste Schritt richtung- LEBEN. In letzter Zeit war er immer mehr zurückgezogen gewesen, hatte sich geschämt auf der Straße zu sein, am Leben zu sein. Ich beobachtete ihn nun schon eine Weile und jeden Tag überraschte er mich mit anderem Verhalten. Ein launenhafter Mensch.

"Was willst du, ich geb ein aus", bot ich an und zog ihn neben mich bevor ich nach der laminierten Speisekarte griff. "Ein Bier", brummte er und spielte mit seinen Händen, verlegen.

"Kommt ja nicht infrage! Wir haben noch Schule und außerdem- du trinkst doch gar kein Bier", er lachte.

"Woher weißt du das jetzt wieder?"

"Geheimnis", bloggte ich ab.

Nach dem ich mir eine heiße Schokolade bestellt hatte und ihm ein Croissant- der Junge aß ziemlich unregelmäig seit ich nicht mehr jeden Mittag nach der Schule bei ihm gewesen war- begann ich mit ihm zu reden. Obwohl es am Anfang ehr auf ein Ausfragen hinauslief.

"Na dann schieß mal los. Seit wann stehst du auf April." Er zierte sich mit der Antwort und wand sich regelrecht in seinem dunklen Shirt.

"Einen Monat vor dem Unfall gab es einen Zwischenfall im Schwimmbad."

"Im Oktober?!"

"Ja, es war ein Hallenbad. Ich wusste nicht, dass sie da sein würde und sie war auch überrascht mich zu sehen. Naja, ich hab sie halt angesprochen und als ich sie so sah-"

"Was, halbnackt?", fuhr ich ihn angeekelt an. April sah aus wie Barbie als Skellet und war der Typ Girl, das selbst im Schwimmbad den Mascara auftut.

"Ja, das auch. Wie gesagt, das war ein Zwischenfall. Ich hab schon etwas vorher was für sie übrig gehabt, kann nicht sagen wann. Vielleicht so ein - zwei Wochen."

"Okay, und warum hast du sie geliebt? Was war da---- so toll. Was hat sie was andere nicht haben?"

Er seufzte, "muss das denn sein?"

"Ja, es muss. Du sagst das hier nicht damit ich zuhause einen Roman über deine unglückliche Liebe schreiben kann, sondern damit du dir darüber klar wirst was wirklich passiert ist und was du wirklich fühlst."

"Na schön. Sie war halt anders. Das übliche. Junge sieht 1000 Mädchen, wird von 1000 Mädchen angemacht und pikt sich das eine raus, das nichts von ihm will. Sie war...eine Herausforderung. Und die habe ich seit dem 3:0 gegen die Tabellenführer geliebt."

Wie man lernt zu leben WIRD AKTUALISIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt