14. Mitternachtstraum und Nachtfalter

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*David*

"Schön, wenn du einen Spaziergang machst Spätzchen!" Ob sie das immernoch so sieht, wenn ich nicht zurückkomme?

Ich wollte nicht, dass sie mich fuhr. Ich wollte nicht das sie wusste wo ich war. Auf einen Abschiedsbrief verzichtete ich, der Form halber. Wer weiß ob man das Geschmiere hätte lesen können.

Mit meiner schwarzen Sonnenbrille und der Lederjacke hatte ich vor zu gehen, wie ein normaler Mensch. Nicht wie ein Blinder. Es war nicht so, dass ich was dagegen hatte behindert zu sein, nur entsprach es ncith der Lebensform, dem Lebensstandard, den ich für mich vorgezogen hätte.

Die Linie 34 fuhr eine Straße von unserem Haus entfernt und ich hatte es ncith weit. Den Weg war ich jahrelang gelaufen, das würde ich jetzt auch schaffen. Bäume gab es in der folgenden Straße keine, der Globalisierung sei dank, und ich hatte vor noch vor Sonnenuntergang fertig zu sein. Fertig mit all dem hier, fertig mit dem Leben.

"Pass auf, dass du zurück bist, bevor es dunkel wird!"

Ich lachte erneut freudlos, hönisch. So ein Mist.

Den Weg zur Bushaltestelle fand ich tatsächlich blind. Zwar schätzte ich ein paar mal die Entfernungen falsch ein, was mir einen blauen Fleck am Oberarm einbrachte. Scheiß Laterne.

Doch da hörte ich auch schon das vertraute Geräusch des herannahenden Busses. Er hilet kurz vor mir und ich überlegte wie ich die Tür finden sollte. Ich suchte eine Weile herum, bis ich sie fand und konnte nur ahnen wie verständnislos die anderne Insassen mich mustern mussten. Erleichterung überkam mich,als ich endlich drinnen war und mich auf einen gepolsterten Stuhl niederlassen konnte.

Plötzlich sprach mich ein älterer Mann links von mir an.

"Na Jungchen? N' bisschen zu viel Koks geschnüffelt, was?" (Danke Therese xD)

Ich hob unter der Brille eine Braue, konnte es ihm aber nicht verdenken. Hätte ich den verrückten Typen draußen an der Scheibe herum suchen gesehen- ich hätte als Erster mit dem Finger auf ihn gezeigt und angefangen zu lachen.

"Nein, heute nicht", erwiderte ich rau, was der Wahrheit entsprach. Koks war nicht mein Ding. Er lachte laut und tief. Vielleicht war ER ja betrunken ?! Den Eindruck erweckte es jedenfalls.

"Mir kannst du viel erzählen. Na dann junger Freund, passen se auf sich auf!", erklang noch seine Stimme, als ich bemerkte, dass ich jetzt aussteigen musste. Ich nickte, das konnte er nehmen wie er wollte.

Diesmal war es leichter den Ausgang zu finden und ich schob mich aus dem Bus, der kühlen Luft entgegen. Anscheinend ein Wolkenverhangener Tag der Temperatur und dem  Wind nach zu urteilen.

Mit langsamen, aber entschlossenen Schritten näherte ich mich der Brücke. Ich konnte förmlich sehen wie sie da vor mir lag, was vielleicht daran lag, dass ich sie zu jeder Jahreszeit gesehen hatte. Im Herbst, wenn die bunten Blätter der entfernten Laubbäume sie und den Fluss bedeckten, im Winter, wenn sie ruhig und still da lag, in weiße Kühle getaucht. Oder auch im Sommer, wenn die Mütter mit ihren Kinderwagen über die Brücke liefen, die Kids mit dem Skateboard drüber rollten und die alten Pärchen ein Eis aßen. Das Bild hatte sich in mein innerstes eingebrannt und ich wusste: Hier würde es enden.

Auch April hatte ich diesen Platz gezeigt. Ich hatte sie eingeweiht in die Geheimnisse dieses Platzes und sie hatte auf ihre süße Art gelächelt, ihr Haar schwungvoll zurückgeworfen und gesagt, dass jeder solche Geschichten hätte. Damit hatte sie den Platz und mich beleidigt, ich wusste das und es tat irgendwie weh, aber es änderte nichts daran das ich sie wollte. So richtig. Außer ihr wusste von meinen Freunden nur Mason davon. Aber der würde erst davon erfahren, wenn es zu spät war.

"Eine pro und contra Liste ist eine gute Möglichkeit um die richtige Entscheidung zu treffen" Aber es gab kein richtig und kein falsch mehr. Es war alles richtig, irgendwie, denn jeder hatte seine eigene Wahrheit (danke Ari xD).

Ich dachte an früher, Dad hatte Henry immer erzählt das um Mitternacht auf der Brodney Bridge die Nachtfalter tanzten. Der einzigste Zeitpunkt des Tages an dem sich das künstliche gelbe Licht der Straßenlaternen ausschaltete und nur der Mond den Tanz der geflügelten kleinen Gestalten verfolgte, in ein weiches Licht tauchte.

Seit dem waren Henry und ich jeden zweiten Vollmond zu Mitternacht hier her gekommen um das Spiel der schönen feingliedrigen Wesen zu betrachten.

Doch es war keine Nacht, erst recht nicht Mitternacht und Vollmond schonmal gar nicht. Hinter und vor und unter mir rauschte leise der Fluss und vor mir war die kühle Stange der Brücke, die das Tor zu meinem Tod bedeuten würde.

Ja, ich war fertig.

Ja, ich würde aufhören. Ich würde jene zurücklassen müssen die mich liebten, aber nur um frei zu sein.

Um bei Henry zu sein, um all das hier abschzuschließen.

Die Leute sagten doch immer, man solle einen Schlussstrich ziehen !?

Das war meiner.

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Hiiiii, ihr Schneeflocken!

Also, dieses Lied passte einfach, muss ich so sagen, ABER, was noch viel wichtiger ist:

Das Lied gehört ja eigentlich zu dem Trailer von 'Splitterherz', ein Buch von Bettina Belitz! Sie schreibt echt toll, die Splitterherz Trillogie und (mehr für die die härtere Geschütze wollen ;) )'Vor uns die Nacht' Beides geniale Buchtipps, unbedingt reinlesen! Vlt kennt das ja auch wer von euch ;)

Eure euch liebende:

LilaAngel

P.S. Macht euch keine Sorgen um den armen David

Wie man lernt zu leben WIRD AKTUALISIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt