NEU! 10. Krisengebiete

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Ich hatte darauf bestanden, dass mein Zimmer seine ursprüngliche Einrichtung wieder bekam und nach ganzen zwei Stunden hatte Mam meinen Vater übers Telefon davon überzeugt. Einem blinden Jungen erfüllte man gern seine Wünsche. Ist so ähnlich wie bei Krebspatienten schätze ich. Und ich wollte mein altes Zimmer wieder. Ich kam mir vor wie ein kleiner armseliger Junge, wie einer von denen die ich immer verspottet hatte und mir wurde klar, dass ich SO auf keinen Fall sein wollte. Denn das waren die Typen über die man lachte, weil ihr Verhalten so traurig war. Das waren die, denen man ihr Pausenbrot stahl und gegen verschimmelte Tomaten austauschte. Nur falls es noch nicht aufgefallen ist- ich war der Pausenbrotdieb.

Eigentlich, wenn mans genau betrachtet, wollte ich überhaupt nichts mehr- obwohl, Moment, das war nicht ganz korrekt. Was ich wollte war: Das alles so wurde wie früher...

*Flashback

"Heyjo, Aubrey, kommste mit zum Baggersee?", Mason schlug mir freundschaftlich auf die Schulter während Tyler und die anderen uns aus sicherer Entfernung musterten. Wir waren die angesagten, wir waren die coolen, wir waren die Bad Boys unserer Schule. Im 30° des Klassenzimmers tat dies keinen Abbruch. Keine Ahnung wie wir zu dem Ruf gekommen waren, aber nachdem die anderen immer mehr Abstand zwischen uns brachten und sich nicht mehr trauten uns anzusprechen- war die Sache wohl schon entschieden.

Ich grinste meinen besten Freund schelmisch an, "Kommt drauf an, wer noch mitkommt", lachte ich und zwinkerte Lyssa zu.

Nicht zu verachten die Kleine, nicht zu verachten...

Mason folgte meinem Blick während die Kleine rot anlief. Dann nickte er wissend. Doch anscheinend verstanden Mädchen Zeichen doch nicht so gut wie sie immer behaupteten und so kam es, dass Mason zu ihr und ihren Freundinnen rüber schlenderte- die ihn aus großen Augen ansahen und reagierten wie auf einen Außerirdischen- und sie zum Baggersee einlud. Ich sah das aufgeregte Nicken der Schwarzhaarigen und ihre leuchtenden Augen und grinste selbstgefällig.

Klar, ich war David Aubrey, ich meine hey, hätte ich mich zum Baggersee eingeladen- ich wäre nicht minder erfreut gewesen.

Als Mason sich - leise lachend und mit dem Kopf schüttelnd auf dem Rückweg zu mir machte, hörte ich das hysterische Gekreische der Mädchen quer durch den Raum und wusste, dass da jemand ein ganz großer Fan von mir war.

*Flashback Ende

Lächelnd schüttelte ich den Kopf während ich aus der Erinnerung zurückkehrte, schon lustig wie viele Mädchen mich geil fanden. Und wie viele in Ohnmacht vielen nur weil ich sie ansah. Nun ja, auf meine ganz spezielle Art und Weise, aber dennoch....

"DAVVIIIID!", erklang die Stimme meiner Mutter. Ich saß auf der Couch und wartete ab, was passieren würde, während ich gleichzeitig versuchte nicht auf die Konversation einzugehen, die meine Schwerhörige Großmutter anstrebte.

"JAAAA?", erwiderte ich nicht minder laut und eine Spur zu frech.

"DU KANST JETZT KOMMEN!", erklärte sie.

Was schreit sie denn so?

Ich erhob mich vorsichtig, darauf bedacht diesmal nicht alles umzurammen was sich mir in den Weg stellen würde. Innerlich schüttelte ich den Kopf, wenn das hier jemand aus meiner Schule sehen würde- mein Ruf wäre im Arsch- aber sowas von!

Diesmal gelang es mir wesentlich besser den Weg zu meinem neuen Zimmer zu finden, auch wenn ich dieses Mal fast eine Vase umwarf, die ich zum Glück noch rechtzeitig bemerkte. Ich schnaubte unwillig.

Vasen. Blumen. Ich hatte ja noch nie sonderlich viel davon gehalten sie in Wohnungen aufzustellen. Genauso verhielt es sich übrigens mit Haustieren. Die armen Tiere. Weder Blumen noch Haustiere waren- meines Wissens nach- dafür geschaffen rumzustehen und ihr Dasein zu fristen, nur um andere sich daran erfreuen lassen zu können.

Wie man lernt zu leben WIRD AKTUALISIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt