44. Rache ?

74 6 0
                                    

*Amy*


Es war der 17. Dezember und ich träumte nachts von einer Sanduhr deren Glas zerbrach und dessen Sand durch meine geöffnete Hand floss.

Die Botschaft dahinter war klar. Die Zeit verging. Und das viel zu schnell. Ich hatte Mühe meine Noten konstant zu halten. Alina erzählte mir jeden Tag etwas von Mason und wie unglaublich er doch war. Wie unglaublich nett, wie unglaublich klug, wie unglaublich süß, wie unglaublich attraktiv, wie unglaublich intelligent, wie unglaublich...

Meist musste ich einen Seufzer unterdrücken. Sie war so unwissend und naiv. Gleichzeitig zog dann aber auch ein Gefühl der Enge in meiner Brust auf, ich musste daran denken was dieser Tugenich gesagt hatte und was ich bei ihm gesehen hatte.

Sollte ich Alina davon erzählen oder sie ihren Schwärmereien überlassen? War ich eine schlechte Freundin, wenn ich ihr von Mason erzählte, oder wenn ich sie in Unwissenheit ließ? Andererseits,- würde sie überhaupt auf mich hören? Mit Verliebten war ja nicht zu spaßen.

Ha! Ironie pur!

Halt den Mund, ich bin nicht verliebt.

Vielleicht wusste sie ja wie er wirklich war und sah blind darüber hinweg? Vielleicht interessierte es sie ja auch gar nicht.

Nach einem stillen Gerangel mit mir selbst schnürte ich meine Schuhe und schnappte mir den Hausschlüssel. David machte Fortschritte soweit ich das beurteilen konnte und riss sich zusammen nicht den Kuli seines Sitznachbarn zu klauen und blind (haha) Herzchen auf dessen Blog zu zeichnen. Okay, ziemlich uncool, aber irgendwie auch nett. Ich hatte ja bereits mitbekommen, dass er ein ganz normaler Typ war mit einigen ganz normalen- und einigen weniger normalen Gedanken und Problemen. Außerhalb der Schule sah ich ihn - zugegebenermaßen- ziemlich selten. Vor mir selbstrechtfertigte ich das damit, dass er sich allein entwickeln sollte.   Die Schule war seit einer Stunde aus, ich hatte eben Mittag gegessen und war nun auf dem Weg zu David. Der nächste Punkt meines grandiosen Masterplanes war erreicht und es galt, ihn zu erfüllen.

Auf dem Weg quer durch die Stadt traf ich ein paar Mitschüler die gemeinsam auf dem Weg ins Kino, das Cafe oder sonst irgendeine Spaßanstalt waren. Ohman. Warum konnte ich nie sowas "normales"  tun? Kopfschüttelnd steckte ich mir die Kopfhörer in die Ohren um für 20 Minuten dieser Welt zu entfliehen. Da hat man's, schon wieder eine Ironie. Wie soll ich jemanden zeigen wie schön die Welt ist, wenn ich selbst solche Probleme habe? Egal.

David öffnete fast sofort die Tür und hielt mir einen Tee vor die Nase. Nichts zu spüren von Vorwürfen.

"Wow, das hätte ich jetzt nicht erwartet", bemerkte ich und wich im Reflex zurück vor der dampfenden Tasse. Ich lachte erfreut und nahm sie an mich.

"Ist Früchtetee", erklärte er stolz und grinste mich an, heute mal ohne Sonnenbrille. Er kriegte es also hin, mit diesem Farberkenner und dem Ding was einem sagte wie voll die Tasse war.

"Okay, danke. Uhm...ich will ja nicht protestieren, aber warum in Gottesnamen bist du so gut gelaunt? Und noch dazu so ganz...hm...ohne meine Hilfe!"

"Naja, ich hab nachgedacht", erklärte er und schritt richtung Küchentisch.
Ich folgte ihm, die Tasse vorsichtig haltend, weil sie etwas zu voll war.

"Im Allgemeinen macht das ehr traurig", bemerkte ich düster in schwer wiegender Erfahrung

"Das ist es ja. Ich habe folgendes erkannt: Ich werde es wie Tyler machen und meine große Liebe opfern für unendlich viele sexuelle flüchtige Bekanntschaften!" Hustend stellte ich den Tee, an dem ich genippt hatte neben mir ab.

Wie man lernt zu leben WIRD AKTUALISIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt