*Amy*
Endlich schneite es. Der 5. Dezember und die Weihnachtsstimmung trieb mich jetzt schon in den Wahnsinn. Die roten Kristbaumkugeln an der Tanne des Nachbarn und der Kerzenkreis im Schaufenster waren eine ständige Erinnerung daran, dass mir die Zeit davon lief. Bis Weihnachten hatte ich Zeit David endlich zur Vernunft zu bringen doch jeden Tag schien sich das Schicksal ins Häusschen (xD) zu lachen und ihn ein bisschen mehr ärgern zu wollen.
Seit dem Date hatte ich nicht wieder von David gehört, er war heute auch nicht in der Schule. Das widerum hatte ich nicht erwartet. Ich hätte an seiner Stelle Angst es würde so rüberkommen alshätte die Abfuhr mich so getroffen.
Mason allerdings schrieb wieder mit mir. Einfach um sich nach mir zu erkundigen, dann wegen David, der Schule und schließlich wegen Weihnachten. Wir kamen nicht vom Fleck mit diesem Small Talk und ich hatte nicht vor die Szene in der Besenkammer zu vergessen, dass er es konnte war erstaunlich. Auf dem Schulhof traf ich Luc, er begrüßte mich etwas einsilbig. Wir hatten länger nicht geredet, mit Alina genau das selbe. Meine fast schon krankhafte Obzession für THE GANG stand uns im Weg. Ich konnte, nein, durfte nicht mit ihnen darüber reden, wollte sie aber auch nicht außen vor lassen, was David anging, was mich anging. Und da ich weder die Wahrheit sagen konnte, aus Loyalität denen gegenüber, mir aber auch nichts aus den Fingern saugen, wegen meinem schlechten Gewissen, schwieg ich einfach und die Sache war gegessen.
"Hast du mal wieder mit Alina gesprochen?", war seine erste Frage und ich seuzte, zog mir den Rucksack näher an den Rücken.
"Nein, wir sind grad nicht so viel unterwegs. Ich glaub sie hat irgendwas", meinte ich ehrlich und überlegte ob sie wohl was von Mason wusste und eingeschnappt war.
"Klar, sie steht auf wen", meinte Luc und ich fühlte mich ziemlich schnell, ziemlich dumm. Warum hatte ich dass denn nicht gleich gewusst? Sie war mal noch fröhlicher als sonst und dann wieder krass down, sie war abwesend und malte im Unterricht Smileys mit Buchstaben. All das hätte mich- als beste Freundin- dahin führen sollen, dass sie verliebt war. Ich schlug mir mit der flachen Hand vor die Stirn.
"Shit!", entfuhr es mir. Luc sah mich groß an, "wen denn?"
"Kein Plan. Okee, dann frage ich lieber nicht ob du schon für die Arbeit morgen gelernt hast?" Ein zweites Shit entfuhr mir.
"Wow, du bist ja echt total auf nen anderm Stern", stellte er kopfschüttelnd fest bevor sich unsere Wege zum Unterricht trennten. Vor ein paar Wochen hätte er mir angeboten für die Arbeit morgen gemeinsam zu lernen. Jetzt nicht, vermutlich nahm er es mir übel das ich Alina so schändlich vernachlässigt hatte. Es war aber auch vertrackt.
Ich konnte weder die Sache mit David schleifen lassen, noch mich weiter so distanziert meinen besten Freunden gegenüber verhalten. Etwas würde diesen Winter kaputt gehen, nämlich das was schwächer sein würde.
Nach der 6. Stunde stellte sich endlich heraus um welche Arbeit es sich handelte. Zu meinem Unglück ging es dabei um Geographie, das Einzige Fach das ich nie verstanden hatte. Erneut musste ich fluchen. Alles ging den Bach runter. Normalerweise verhielt es sich mit meinen No-go-Fächern wie folgt: Das ganze Jahr über hielt ich mich wacker über Wasser, wie ein angeschossner Soldat, nur um in der Arbeit in der letzten Hälfte des Jahres das möglichst Beste rauszuschlagen. Dafür allerdings musste ich mindestens drei Tage vorher anfangen und mich voll rein hängen. All meine Freunde waren dann da um mir einen Crash-Kurs in dem jeweiligen Thema zu geben.
Okay, genug des Mitleids. Die Musik die laut und wild durch meine In-Ear- Kopfhörer pulsierte besserte meine Laune schlagartig. Wenn sich der Beat verschnellert drehe ich das Volumen immer absichtlich noch ein bisschen mehr auf, um mich zu fühlen als sei ich in ihm drin. Ein Teil einer Welle. Als ich vor zwei Jahren mal auf einem Konzert war hatte ich den Beat zum ersten Mal in dieser Intensität gespürt. Und - es hatte mich süchtig gemacht.
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Wie man lernt zu leben WIRD AKTUALISIERT
General FictionIch werde ihn retten, in dem ich ihm zeige wie schön das Leben sein kann, auch wenn ich gerade im Leid versinke. Auch wenn der Blinde mich mitreißt in den Strudel der Verzweiflung, denn ich habe ihm mein Wort gegeben ihm bis Weihnachten zu zeigen da...