37. Freundschaft über Liebe

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Danke für Platz 17 in den "Charts"! :)

*Amy*

"Wenn Alina was für Mason übrig hat und er das erwidert kann ich gleich die Schule wechseln." Das war der Erste Gedanke der mir durch den Kopf schoss als das Bild von ihr und ihm in meinem Kopf zu verblassen begann. Dafür erschienen einige andere, etwas gefahrenvollere Bilder. Wie sie sich küssten, wie er sich fünf Minuten nach dem er mit mir zusammen war mit ihr rummachte und noch soeinige andere verstörende Filme. Innige Küsse, heiße Berührungen.

Spätestens nach den 30 Minuten Kopfkino war mir klar geworden, das ich sehr wohl was für Mason empfand. Und das ich ihn gar nicht vergessen wollte. Weil er einfach war wie er war. Und es gefiel mir. Okay, keine weiteren Ausschweifungen, ich weiß wie nervig sowas sein kann.

Vor und zurück wippend saß ich auf meinem Bett und sah auf das kleine Foto gegenüber mit dem roten Rahmen. Da saß ich allein auf einer Bank und betrachtete verträumt den Himmel. Möglich, dass ich dabei war mich zu verlieben, aber Alina, meine beste Freundin empfand diese Sonne in ihrem Herzen jetzt schon, das Flattern, zittrige Flügel im Bauch. Ich gönnte es ihr. Mehr als mir ehrlich gesagt, und das war nicht gut für mich.

Trotzdem war gerade alles viel zu verzwickt als dass ich eine Lösung dafür parat hätte. Schluckend löschte ich das Licht und legte mich lang, den Kopf auf die rechte Hand gebettet. Traurig blickte ich in den Nachthimmel, glühende Sterne und ein gelber Ball erhellten meinen Garten. Sie war mir echt wichtig und sie wie sie von ihm gesprochen hatte...wie abgelenkt sie war, wie abwesend. Wahre Liebe? Ich wusste es nicht, aber es steckte wohl was tieferes dahinter. Also musste ich einen Entschluss fassen. Schwer seufzend schloss ich die Augen, war plötzlich so krass müde. So fertig.

Gut, Mason war eh gerade sauer auf mich. Und ich könnte ihm die Wahrheit sagen, wenn ich das mit "uns" ein für alle mal beendete. Meine Abfuhr neulich schien ihm zwar noch in den Knochen zu stecken aber nicht aufzuhalten. Er war auch jemand der wusste war er wollte. Was wenn ich seine erste Wahl war und sie seine zweite? Wenn sich zwischen ihnen was anbahnte? Ich dachte das Beste von den Beiden. Einfach mal nur für den Moment, um eine Entscheidung zu treffen. Sollte ich ihm absagen, unmissverständlich und für immer, dann wäre sie dran. Und sie würde ihre Chance nicht verspielen.  Andererseits- was bedeutete für Abiturienten schon ein "für immer"?

Mason und Alina. Geschafft zog ich die Decke enger um mich. Wärme war gut. Allein sein schlimm. Ich würde ihr also nicht mehr im Weg stehen und sie beide bestärken. Ihn abblitzen lassen und das beenden, was auch immer da war.

Ja, genau das würde ich tun. Im Sinne meiner Freundschaft mit Alina. Im Sinne meiner Freundschaft und Ehrlichkeit mit Mason. Im Sinne von Davids Sicherheit und im Sinne meiner Gefühle. Das Beste für alle eben.

Ich konnte mich heute noch von diesem Dilemma und meinen Gefühlen verabschieden. Entgegen meinem Respekt für Feuer holte ich einen Zettel hervor und kritzelte im Dunkel und mit einem gewaltigen Klumpen Trauer im Herzen einige Stichpunkte auf den Zettel. Dann faltete ich ihn zusammen und küsste ihn sanft. Erst dann ging ich los die Feuerschale holen und meine Gefühle im Gewahrsam der Nacht zu verbrennen.

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Am siebten Dezember sah ich bis zur 4. Stunde keinen von den Menschen die mir so wichtig und doch so unwichtig für mein weiteres Leben waren. In den frühen Morgenstunden hatte ich einen Block aus der unterstersten Schublade geholt und mir angesehen was ich vor knapp 2 Monaten aufnotiert hatte. Für alles hatte ich eine Lösung gehabt, gewappnet war ich gewesen, gegen jeden Schicksalsschlag und alles Leid der Welt, dachte ich. Dort drin standen meine Ziele und die Dinge die mir wichtig waren, es waren zum Teil Pläne für die Zukunft als auch Zeitpläne und wege die ich dorthinkam wo ich so gern hinwollte.

Weder Mason, noch Alina oder David standen auf der Liste. Allenfalls gelistet als "Freunde" oder "DER Freund". Mehr war da nicht.

Etwas weiter hinten waren Pläne für David. Wie ich ihm helfen konnte, das hatte ich wohl nach dem Deal geschrieben. Man, ich hatte mir wahrhaftig den Kopf zerbrochen. Für ihn. Und vor allem für einen Menschen. Ein Menschenleben. Als ich klein war hatte ich schon einmal einen Selbstmord gesehen. Mom hatte gesagt der Mensch wäre eh gestorben. Er sei tief krank gewesen. Allein. Ich wollte darum nicht allein sein. Ich glaubte lange Zeit Menschen die allein sind sind schon tot, innerlich. Später hatte ich in der Zeitung gelesen das er Selbstmord begangen hatte weil ihm die Drogen ausgingen und seine Frau ihm weggestorben war. Irgendwas vonwegen: Die Selbstmorde der letzten 10 Jahre. Ich war lange schockiert gewesen und dann hatte ich es vergessen. Bis ich David gesehen hatte. Auf der Brücke. Allein. Und er brauchte etwas. Jemanden. Mich, dachte ich damals und dachte ich heute. Deshalb konnte das alles überhaupt so laufen wie es gelaufen war. Deshalb lebte er jetzt und deshalb gab es den Deal, darum gab es  die unendlichen Stunden Grübelns dessen Resultat nun in meinen Händen lag.

Ich würde diese Pläne wieder aufnehmen. Jetzt sofort.

Gerade lag der weise Blog in meinem Ranzen und brannte förmlich ein Loch in die Seite. Du meinst wie dein kleiner Zettel gestern? Autsch, das war bitter. Selbst von mir selbst. 4 Stunden konnte ich ihnen also entgehen. 4 Stunden und dann wurde ich mir David in eine Arbeitsgruppe eingeteilt. Zwei Minuten vor dem Klingeln sprach ich mit ihm direkt, ohne das Präparat zwischen uns als Vorwandt zu nehmen.

"David?"

"Mh?"

"Ich hab dir gesagt du brauchst Änderungen."

"Ich erinnere mich dunkel." Ach, so dunkel wie die Gläser deiner Sonnenbrille?

"Heute nachmittag, bei dir."

Er nickte langsam und ich verließ den Raum.

Und ich rieb mir dir Hände.

DU STIRBST DIESEN WINTER NICHT DAVID AUBREY!

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