42. Ablenkungen

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*Amy*

Ich hasse Sonntage. Sonntag ist der Tag der depressiven Schüler die zu faul sind um ihre Hausaufgaben für den nächsten Tag zu erledigen. Glücklicherweise bin ich nicht faul und hasse auch nicht Schule. Naja, nur das Trara drum rum. David anzulügen ist erstaunlich leicht. Ich glaube er ist immernoch wütend, aber er zeigt nichts davon. Er hat mir mitgeteilt was es zu sagen gab.

Gegen Mittag war ich wieder mit David verabredet. Wir lernten Chemie, okay ich lernte Chemie. Er war nur derjenige der mir erklärte wie es funktionierte. Geduldig und ruhig. Wie ein Lehrer, nur in nett. Wie gern hätte ich jetzt mit Mason hier gesessen und gelernt.

Ich wusste, er war mies in Chemie. Und ich wusste, wir hätten den ganzen Nachmittag nichts getan was auch nur den gleichen Buchstaben wie Ammoniaksynthese enthielt. Aber es wäre mir verdammt nochmal egal gewesen. Und die 4 im Test als Konsequenz wäre mir auch egal gewesen. Nur war ich ja die Vernünftige. Die die lernte und zuhause rumsaß. Niemand der zu Masons Training kommen würde und ihn da vor aller Mannschaft mit einem Kuss überrumpeln würde. Irgendwie war ich etwas sauer auf mir, dass ich eben all das war und nicht die kühne kühle Bitch. Okay, niemand will gern eine Bitch sein, aber mysteriös und sexy. Das wollen so viele. In der Gunst des Augenblicks beschloss ich wirklich mal bei seinem Trainingsplatz vorbeizufahren. Angeblich verbrachte er da ja so viel Zeit. Und vielleicht, vielleicht würde er ja dann da sein. Wenn nicht, würde ich diese dumme Idee vergessen, wenn doch, so würde mein Tag traum war werden.

"Hörst du mir noch zu?", fragte David irgendwann und ich nickte bloß abwesend während er mit gelehriger Stimme fortfurh. Ich glaube es gefiel ihm mal was besser zu können, überlegen zu sein, während ich ihm ja sogar helfen musste sein Blinden Handy zu finden.
Insgeheim kostete er meine Schwäche für Naturwissenschaften bestimmt in vollen Zügen aus.

"Wie war das nochmal mit der Exothermen-"

"Ah, nein nicht so!", unterbrach er mich. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, bis er fortfuhr: "Es ist zwar schön mal nicht der Behinderte zu sein. Aber ich unterrichte dich sicher nicht,  wenn du nicht zuhörst! Ich könnte in der Zeit sonst was tun!" In mir keimte Freude auf, dass er endlich begann die Sache etwas lockerer anzugehen und nicht immer so auf Draht zu sein.

"Willst du darüber reden?", äffte er mich halb im Spaß nach, ich verdrehte die Augen.

"Jaja, schon gut. Ich geb mir Mühe." Erneut ließ er eine Salve voll spanisch klingender Formeln auf mich los, was hieß,- ich verstand rein gar nichts. Das klang auch alles so gleich! Hydro-, Trio, Was weiß ich nicht was.

"Weißt du zufällig ob Mason heute Spiel hat?", ich erinnerte mich dunkel, dass etwa die Hälfte der Spiele heimwärts stattfand. David runzelte die Augenbraue, verstand nicht was ich mich so plötzlich für Fußball interessierte.

"Ähm...ich muss noch was mit ihm klären, es ist wichtig", rechtfertigte ich mich kleinlaut, sodass es mehr nach einer Frage als einer Aussage klang. Einen Moment verharrrte er noch, dann nickte er und meinte: "Ja, die spieln heute glaub ich gegen ...-"

"Is ja auch egal, der Fußball interessiert mich nicht wirklich. Trotzdem danke", meinte ich nett und betrachtete erneut die Aufgaben. Diesmal ergaben sie wenigstens ein bisschen Sinn.

"Komm Amy, du musst da jetzt hingehen und das klären! Anpfiff ist vor ein paar Minuten oder so gewesen. Halb glaub ich...könntest du auf der Uhr nachsehen", forderte David nach einer schweigsamen Minute.

"Uhm klar...ja, du hast recht mit der Zeit...Wir können uns ja morgen wiedersehen." Wollte der Typ mich plötzlich loswerden?

"Nenene mein Lieber, ich komme nachher wieder, also nichts da mit faulem rumliegen!", prophezeite ich ihm grinsend. Er gab sich geschlagen.

Wie man lernt zu leben WIRD AKTUALISIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt