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Zeit war kostbar.
In jeglicher Form zog sie einen in den Bann. Ihr konnte niemand entfliehen. Jungkook hatte viel darüber nachgedacht. An einem Beispiel konnte er es gut erklären. Wenn man älter wurde, zeigten einem die Eltern oder Vormunde, dass die Wichtigkeit der Hausaufgaben Vorrang hatte. Es wurde einem beigebracht, seine Interessen beiseite zu schieben und die wichtigen und schweren Arbeiten als Erstes zu beenden. Wir sollten die Zeit füllen, anstatt die Dinge zu tun, die einem Spaß bereiteten. Und dann, nach etlichen Tagen voller Arbeit und Anstrengungen war der freie Tag endlich da, doch man wusste nichts mit sich selbst anzufangen. Wir vergassen, wie es war, spontan zu sein. Wir vergassen, wie es war, man selbst zu sein, frei zu sein, glücklich zu sein.
Und deswegen gönnte sich Jungkook jeden Tag ein bis zwei Stunden in seinem Musikzimmer. Entweder er lauschte Instrumentalstücke oder er setzte sich selbst an die Gitarre. Jedenfalls versuchte er somit dem Drang des ständigen Arbeitens zu entschwinden. In dieser Zeit verlangte er keine Störungen.
Während er sich jedoch gerade einem Stück zuwenden wollte, klopfte es zweimal an der Tür. Die Klinke wurde heruntergedrückt und ein blonder Haarschopf steckte den Kopf hinein. Die Brille des Älteren schob sich nach vorn.
"Es ist dringend."
Jungkook verstand an der Stimme, dass sein Finanzberater und Anwalt keineswegs log. Er seufzte schwer und fuhr sich einmal durch die Haare. Dann folgte er dem Blonden durch die Gänge seines Zuhauses, ehe sie im Krankenflügel Halt machten. Er warf einen beunruhigenden Blick zu dem Größeren, welcher, ohne Ausdruck in seinem Gesicht, die Tür öffnete.
Was ihn drinnen erwartete, erschütterte ihn, doch er ließ sich nichts anmerken. Hielt die Maske aufrecht und trat an den Operationstisch.
"Was ist passiert?", wollte er wissen und kreuzte die Arme vor der Brust, um sich stärker zu fühlen und sein leichtes Zittern zu überspielen. Er sah jedem der vier Anwesenden in die Augen. Das fünfte Mitglied seiner Truppe lag mit einer blutenden Schusswunde an seiner rechten Schulter vor ihm.
"Hey, Boss. Mir.....geht's gut", röchelte der Blauhaarige und verzog bei seinem Versuch sich aufzusetzen, das Gesicht.
"Halt die Klappe, Tae. Also, was ist passiert?"
Min Yoongi, der Arzt in seinem Team, blickte von der Wunde auf und sah Jungkook an. Seine Augen zeigten, wie immer, keine einzige Regung. Es wirkte so, als würde ihn das alles kalt lassen, doch er wusste es besser. Yoongi sorgte sich am meisten. Hinter seiner kühlen und überlegenden Art, lauerte ein Wesen voller Güte und Hilfsbereitschaft. Sein unscheinbares Auftreten hatte ihnen das ein oder andere Mal das Leben gerettet.
"Wir sind in einen Hinterhalt geraten", erkläre er kurz und knapp. Jungkook brauchte keine weiteren Informationen. Er wandte sich an Jung Hoseok. Der Hacker und IT-Spezialist. Er war der Sonnenschein der Gruppe. Wann immer sich jemand mies fühlte, der Platinblonde fand stets eine Möglichkeit, dass es einem besser ging. Doch hinter seiner Maske steckte ein skrupelloser Killer. Gut, jeder hier in diesem Raum war gut im Töten, jedoch legte Hoseok immerzu eine Schippe drauf. Seine Statur war kräftig und athletisch. Die perfekte Kombination für eine Tötungsmaschine.
"Niemand wusste von dem Aufenthaltsort unserer Übergabe. Ich habe alles mehrfach gecheckt, Lieferanten, den Übergabeort, die Leute, die sie angenommen haben."
"Ist die Ware sicher ans Ziel gekommen?", fragte er dazwischen. Hoseok ließ sich nicht beirren und nickte nebenbei.
"Erst als der Wagen mit der Ware wegfuhr, wurde das Feuer eröffnet."
Jungkook knurrte. Irgendein ein Arsch wollte ihm ans Bein pissen.
Das brauchte er gerade nicht.
Es war Kim Seokjin, der das Wort als nächstes ergriff.
"Es war ein präziser Angriff. Wir waren unten, Taehyung oben auf dem Dach, um uns aus weiterer Entfernung zu unterstützen, falls Fremde mit involviert werden sollten."
Jungkook nickte und er sah zu seinem besten Freund hinunter. Er wies Yoongi stumm an, Tae in den Teil für die Operationen zu schieben. Er würde durchkommen, dass wusste er.
"Darf ich etwas anmerken?", entgegnete Namjoon, woraufhin Jungkook den Kopf zu ihm wandte. Von allen Anwesenden war sein Finanzberater immer der Zurückhaltendeste. Er tötete niemanden, ohne nicht jeden anderen Ausweg, durchdacht zu haben. Er verlangte nie irgendwas, ohne vorher zu fragen. Er war berechend. Er war einfach brilliant. Das musste Jungkook zugeben. Und das faszinierte ihn ungemein an dem Älteren.
"Die Angreifer haben speziell darauf geachtet, dass der Wagen samt Ware wegfuhr, ehe sie uns angriffen."
Er nickte und legte den Kopf in den Nacken. Sein Verstand sagte ihm, worauf der Blonde hinauswollte.
"Sie wollten nicht die Ware, sondern uns und damit auch dich."
Er verdrehte genervt die Augen. Das fehlte ihm gerade noch. Nicht, dass ihm schon mehrere Leute nach dem Leben trachteten, sondern auch der Zeitpunkt war miserabel. Der, bisher, ungeklärte Tod des Drachen des Ostens hatte Wellen geschlagen und selbst nach einem Monat beruhigte sich die Lage nicht. Zum Glück war der Drache des Nordens auf seiner Seite und gemeinsam konnte sie gewisse Dinge wieder ins Lot bringen, doch der Drachen des Südens störte ihn in seinem Tun. Er überlegte schon die ganze Zeit den Drachen einfach aus dem Weg zu räumen, aber dann würde er sich noch mehr Menschen aufhetzen, als gerade schon. Seine Finger fanden den Weg zu seinem Kopf. Er rieb sich die Stirn, in der Hoffnung, diese nervigen Kopfschmerzen würden verschwinden.
"Wir haben also einen Maulwurf", meinte Hoseok, der immer noch an Ort und Stelle stand. Jungkook knackte mit den Fingern. Es war eine Angewohnheit, welche er nicht ablegen konnte. Wann immer er nervös oder genervt war, tat er dies.
"Finde ihn", sprach er Richtung des Platinblonden, der sich daraufhin zurückzog. Namjoon und er gingen währenddessen in sein Büro, dessen Holzvertäfelungen ihn irgendwie beruhigten. Sein Vater hatte das Mobiliar ausgesucht und mittlerweile fand er gefallen daran. Es war schlicht und alt. Es war alles, was sein Vater früher vereint hatte. Der Mahagoni Tisch leuchtete in dem gedimmten Licht und er setzte sich dahinter. Dokumente stapelten sich ordentlich zu seiner Rechten. Diese hatte er schon abgearbeitet, wobei jetzt nur noch die Unterschrift von Namjoon fehlte. Der Ältere nahm vor ihm Platz und zog seine Aktentasche hervor. Jungkook war sie im ersten Moment gar nicht aufgefallen, doch das störte ihn nicht. Er wusste, die Schriftstücke würden bei ihm gut aufgehoben sein.
"Taehyung kommt durch", versuchte ihn der Brillenträger zu beschwichtigen. Jungkook strich sich durch sein lockiges, schwarzes Haar und griff unter seinen Tisch in die linke Schublade. Darin befand sich ein kleiner Minikühlschrank. Er fischte sich eine Flasche Wasser heraus und nahm einen tiefen Schluck.
"Wer ist nebenan eingezogen?", verlangte er von Namjoon zu wissen. Dieser griff in seine Tasche und holte ein Blatt Papier heraus.
"Laut Hoseok hat sich dort ein Kunststudent niedergelassen."
Jungkook verzog das Gesicht. In dieser Welt musste man alles und jeden zweimal checken, bevor man sich sicher sein konnte. Und er war lieber übervorsichtig, als zu spät zu merken, er habe einen Fehler gemacht.
"Überprüf ihn. Ich möchte alles über unseren neuen Nachbarn wissen."
Namjoon nickte und verabschiedete sich mit einer kleinen Verbeugung.
Jungkook drehte sich mit seinem Stuhl zum Fenster, wo er perfekte Sicht auf den Hafen von Incheon hatte. Er grinste.
Ein Kunststudent, also.
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Guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen! Es geht weiter und endlich (nach zwei Kapiteln xd) lernen wir den Rest der Meute kennen!!

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Yoongi

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Hoseok

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Namjoon

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Erin🌸

Canary [JiKook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt