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Jungkook saß in der Scheiße.
So richtig tief in der Scheiße. Würden sie nicht noch immer auf einem Feld voller Blut und Leichen stehen, hätte er womöglich gekichert. Nein, er hätte gelacht und über die Tatsache nachgedacht, dass das Schicksal ihn wirklich auf die Probe stellte. Denn unter normalen Umständen hätte sie einige Personen der Gegner am Leben gelassen, um herauszufinden, wo diese verfickten Drecksschweine herkamen. Doch dies war absolut keiner seiner normalen Partys oder Geschäftsessen. Park Jimin stand ihm gegenüber, die Arme vor der Brust verschränkt und einen angsteinflößenden Blick drauf, den Jungkook von ihm keineswegs kannte. Und würde er nicht so erstarrt sein, würde er anfangen sich zu erklären, aber sein Körper reagierte nicht. Einerseits war es eine Art Schutz vor dem, was kommen mag, kommen musste, und er wappnete sich innerlich vor dem Schlag, zu dessen Jimin schon ausholte. Andererseits versteckte sich ein anderer Teil in ihm selbst, um dieser Konfrontation aus dem Wege zu gehen, daraus schloss der Schwarzhaarige auch, warum sein Körper ihm den Dienst verweigerte.
"Ist der große Jeon Jungkook, der immer einen Spruch oder sollte ich es viel mehr Ausreden nennen, etwa sprachlos? Findet er keine Worte, um mir verdammt nochmal zu erklären, was das hier alles soll?", höhnte Jimin, und Jungkook wusste nicht, was er antworten sollte. In diesem Moment fühlte er sich zum ersten Mal wirklich und wahrhaftig hilflos.
"Genug der Reibreien! Wir stehen hier mitten auf einem Schauplatz, wo vor wenigen Minuten geschossen wurde. Es wäre mir lieb, wenn ihr euren süßen Ärsche endlich zu unseren Autos führen würdet! Ich hänge an meinem Leben", schnauzte Jin und schob Jimin, welcher den Braunhaarigen aufgrund seiner Wortwahl überrascht anstarrte, zur Tür.
Jungkook blieb zurück, während die anderen ebenfalls nach draußen eilten. Er starrte seinem Team hinterher und seufzte ergeben.
"Ich habe es verbockt", gestand er sich ein und merkte, wie Yugyeoms Hand auf seiner Schulter Platz fand.
"Es hätte viel schlimmer enden können", versuchte der Braunhaarige ihn zu trösten.
"Er hätte verletzt werden oder sterben können. Seine Reaktion ist normal. Unter anderen Umständen wäre es vielleicht besser gewesen, wenn er es von dir gehört hätte, an einem ruhigen Ort, ohne Angst davor zu haben dem Tod entgegen zu blicken. Aber es ist nun mal wie es ist, du kannst das Vergangene nicht ändern, aber du kannst ihm nochmal alles in Ruhe erklären. Ich kenne den Kleinen nicht besonders, aber er wirkt auf mich wie ein vernünftiger Mensch mit dem man reden kann."
Jungkook schmunzelte trotz der Situation. Sein Blick traf den des Größeren.
"Ich bin überrascht, dass du zu solchen Reden fähig bist", scherzte er und bekam sofort einen Schlag auf den Oberarm. Jungkook schüttelte einmal den Kopf, um klare Gedanken zu fassen. Der Braunhaarige hatte Recht. Wenn er nichts ändern würde, könnte er Jimin verlieren. Und das wollte er beim besten Willen verhindern.
"Danke Gyeom, wir sprechen nochmal wegen dieses Abends. Ich möchte auch hier antworten bekommen."
Der Braunhaarige nickte, salutierte und zog sich zu seiner Gruppe um. Ein letzter Blick auf das Massaker, welches angerichtet wurde und Jungkook wandte sich ab.
Er musste seine Beziehung, die bisher keine Beziehung war, retten.
Der Schwarzhaarige hatte sich absichtlich in einen anderen Wagen gesetzt, um der Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen, zumindest bis zu dem Punkt, wo er mehr Freiheiten besaß das ganze in seinem Maße zu regeln. Und das war auf einem Hügel abseits von Seouls Hauptverkehrsstraßen. In dieser Umgebung konnte Jimin nicht Weglaufen, und trotz dessen fühlte er sich keineswegs eingeengt durch den kleinen Raum, welchen er in dem Wagen besaß. Während die anderen zurückblieben und die Umgebung sondierten, lotste Jungkook den Lilahaarigen durch die Gräser und Sträucher zu seinem Lieblingsplatz.

Der Hang strahlte in dieser Nacht, trotz glasklaren Sternenhimmel, etwas düsteres und melancholisch aus. Jimin bestaunte die Farbenpracht und eigentlich wollte er sauer auf den Schwarzhaarigen sein, doch Seoul bei Nächten war einfach nur wunderschön, dass seine Wut beinahe in der Luft verrauchte. Aber nur fast.
"Es gibt keine Entschuldigung, die ich dir entgehen bringen kann", fing Jungkook an. Auch wenn Jimin wütend war, bescherte ihm seine Stimme eine Gänsehaut und er verfluchte seinen Körper innerlich, dass die geschah. Rein rational betrachtet, war dies ein normaler Prozess seines Körpers, worüber er nicht sauer sein sollte! Aber das tat nichts zur Sache. Gerade wollte er alles und jeden hassen, weil sie ihm die Wahrheit vorenthalten hatten.
"Und ich kann es dir nicht anders erklären, als das du es schon weißt oder denkst. Ich bin der Drache des Westens. Einer der amtierendsten Mafiabosse hier in Seoul und Umgebung. Ich töte Menschen, die anderen Menschen leid zu fügen. Ich besitze kriminelle, aber auch legale Geschäfte. Deswegen der Unternehmerteil, von dem ich dir erzählt habe."
Jimin merkte, dass ihm Jungkook nichts vormachen wollte. Er merkte, dass der Schwarzhaarige ihm die unschöne Wahrheit erklärte. Er ließ nichts weg, nannte das Unheil beim Namen. Und auf eine verquere Weise schätzte das der Lilahaarige, auch wenn die kleine Stimme namens Angst in seinem Hinterstübchen Purzelbäume und Partys feierte. Und die gehässige Stimme sang die ganze Zeit: Ich hab's dir doch gesagt! Ich hab's dir doch gesagt!
Was im Anbetracht der Situation keine fruchtbringende Erkenntnis zu Tage förderte.
Jimin seufzte und starrte Jungkook direkt in diese wunderschönen, leuchteten Iriden. Er sollte Angst haben, vor ihm, vor seinen Machenschaften, von seiner Macht! Zur Hölle er sollte sogar Angst vor Taehyung und den anderen haben. Aber, es gab eine klitzekleine Kleinigkeit, die er bedenken musste. Er hatte gesehen, hatte erlebt, wie sie miteinander umgingen, wie sie Pancakes aßen, wie sie zusammensaßen und quatschen, wie sie ihr Leben perfekt auf einander abgestimmt hatten. Und diesen Punkt konnte Jimin nicht ignorieren. Denn sie waren mehr als nur Killermaschinen, die stets und ständig darauf warteten, einen Auftrag zu bekommen. Das schmälerte natürlich den Sachverhalt, dass sie Menschen töteten keineswegs, jedoch sah der Lilahaarige auch die andere Seite der Medaille. Ihre menschliche Seite. Und Jimin konnte nicht meckern, sie waren immer für ihn da gewesen, nachdem er zusammengeklappt war, selbst Mitternacht, als sein Farn gestohlen wurde, oder nach der Verfolgungsjagd. Sie ließen ihn nicht allein zurück. Und das war Jimin im Moment wichtiger, als Jungkooks Lüge er wäre nur Geschäftsmann. Das hatte er jetzt begriffen.
"Weißt du, ich wollte vor all dem Fliehen. Mein Vater war kein netter Mensch, was noch gelinde ausgedrückt ist", begann Jimin. Sein Flüstern ging Jungkook durch Mark und Bein.
"Er hatte mich zu jemanden gemacht, der ich nicht sein wollte. Deswegen bin ich nach Seoul gekommen, um hier neu anzufangen. Um jemand anderes zu werden, zu dem ich vorherbestimmt wurde. Ich wollte nicht wieder in dunkle Machenschaften hineingezogen werden, über die ich keine Kontrolle habe."
Über den Lilahaarigen brachen Erinnerungen ein, die er längst vergessen wollte, aber so war es nun mal mit dem Vergessen. Man konnte es nicht. Verdrängen ja, doch letztendlich kamen die Erinnerungen an grauenvolle Dinge immer wieder hoch.
Jungkook senkte den Blick und der Student ahnte, was er dachte.
"Letztendlich kann man das Schicksal nicht ändern, aber man kann sich auf gewisse Dinge vorbereiten."
Der Größere sah fragend an und in diesem Augenblick wirkte er wie ein verängstigtes Reh, dass dachte Jimin sei gekommen, um ihm seines Lebens zu berauben. Der Lilahaarige räusperte sich kurz.
"Ich weiß nicht, ob vergeben das richtige Wort ist, denn letztlich wolltest du mich nur vor all dem Schmerz beschützen. Deswegen tue ich es, ich vergebe dir deine Lüge, auch wenn es meinem Schutz diente."
Jungkooks Augen wurden groß und Jimin empfand es als unfassbar niedlich, dass er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Der Schwarzhaarige wirkte überrascht, was Jimin zuletzt selbst genauso fühlte. Denn innerlich war er ein Karussell des Hyperventilierens. Alles in ihm Schrie nach Flucht, doch sein dummes, kleines Herz sehnte sich nach Jeon Jungkook und dessen Liebe er sich irgendwie und irgendwann erhoffte.
"Aber, gib mir Zeit, dass alles zu verarbeiten", hängte er noch hinten dran und wäre Jungkook nicht halsbrecherischen um seinen Hals gefallen, wäre er jetzt aufgestanden und gegangen. Jimin kicherte.
"Und jetzt küsst euch endlich!", hörten sie Taehyung brüllen.

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Guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen!
Kein Drama, wie ihr es bestimmt erwartet hatte und auch keine anderweitigen Streitigkeiten. Jimin ist vielleicht doch etwas zu nachsichtig und verständnisvoll, was sagt ihr?

 Jimin ist vielleicht doch etwas zu nachsichtig und verständnisvoll, was sagt ihr?

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Erin🌸

Canary [JiKook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt