Der Tag hielt nicht zu ihm.
Jimin hechtete, samt Rucksack und einer viel zu dünnen Jacke für den Morgen, durch die wolkenverhangenden Straßen Seouls. Bisher kam ein Zuspätkommen nie ihn in Frage. Die Pünktlichkeit war stets seine Gabe. Doch dieses Mal hatte er verschlafen, was an seinem Gewissen nagte. Wie konnte ihm das nur passieren? Er hätte nicht so lange mit seiner Oma schwatzen sollen. Nichtdestotrotz freute er sich sie endlich wieder gesehen zu haben. Ihre Auftreten war wie immer: makelloses Aussehen und eine Autorität, die er bis heute nicht in Frage stellte, es sich nie trauen würden. Park Hye-joo wusste ihren Wert auf diesem Planten, würde ihn niemals vergessen und sich nicht unterkriegen lassen. Sie war alles, was er niemals sein könnte. Mal abgesehen von dem Geld der Familie Park, dass durch ihre Arbeit in jungen Jahren entstanden war, hielt sie sich dennoch stets am Boden der Tatsachen auf.
Und das schätzte er so an ihr.
Doch jetzt hatte er wichtiges zu tun. Nämlich einen Bus kriegen, der ihn zu seiner Universität brachte. Völlig außer Atem erreichte er die Busstation, welche am nächsten zu seinem Haus lag und stellte entsetzt fest, dass, wenn er mit dem Wagen fuhr, der in einer halben Stunde kommen würde, er die ersten zwei Stunden mit Sicherheit verpasste. Sein Blick ging nach rechts und links. Weit und breit konnte man auch keine U- oder S-Bahn erblicken. Was sollte das? Da lebte man in Seoul und fand dennoch kein Verkehrsmittel, welches ihn zur Universität brachte, und zwar pünktlich! Jimin setzte sich unter die Haltestellenüberdachung und holte tief Luft. Es war an der Zeit sich dem Unvermeidlichen zu fügen. Er saß hier fest. Entweder er wartete auf den Bus und kam die ersten beiden Stunden zu spät, um sich die Blöße zu geben und einzugestehen, dass er nur an den restlichen Zwei teilnehmen konnte, oder aber er ging zurück nach Hause und bescherte sich einen entspannten Tag. Kurzerhand schüttelte der Lilahaarige den Kopf. Das würde nicht in Frage kommen. Wenn es eins gab, was sein Vater ihm gelehrt hatte, war aufgeben keine Option. Obwohl es schon sehr verlockend klang. Er sah zurück.
Zu seinem Pech begannen große, dicke Tropfen vom Himmel zu fallen. Zwar befand er sich unter der Überdachung, jedoch fröstelte es ihm. Jimin zog die seidene Jacke enger um sich, wobei ihm merkwürdigerweise auffiel, dass das Babyblau sich völlig von der Tagesform abhob. Es war hell und weich, während der Tag düster und melancholisch wirkte.
Eigentlich der perfekte Tag um Zuhause im Bett zu bleiben und zu entspannen.
Im Augenwinkel bemerkte Jimin einen heranfahrenden, schwarzen SUV. Sein erster Instinkt war es sich weiter in eine Ecke zurückzuziehen, damit er sich sicherer fühlte, doch als der Wagen direkt vor ihm hielt und das Beifahrerfenster herunter gekurbelt wurde, atmete er erleichtert auf. Kein Alarm. Es waren nur Yoongi und Namjoon.
"Brauchst du eine Mitfahrgelegenheit?", fragte ihn der Minthaarige und lehnte sich aus dem Fenster. Der Regen schien ihn nicht im geringsten zu stören.
Sollte dies nicht der Moment sein, wo Jimin zurückwich und verneinte? Hatte ihm seine Mutter nicht beigebracht, dass er nicht in fremde Autos stieg? In diesem Moment war es dem Lilahaarigen herzlich egal. Er warf all seine Tugenden über Bord und schulterte seinen Rucksack.
"Wenn es keine Umstände macht, wäre ich euch sehr verbunden, wenn ihr mich an der Uni absetzen könntet."
Yoongi bedeutete ihm hinten einzusteigen, was er sich auch vornahm.
Im Nachhinein wollte er sich die Augen auskratzen und wegrennen. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge, aber er bereute seine vorschnelle Reaktion, denn auf der Rückbank, in einem überteuren Anzug, saß niemand geringeres als Jeon Jungkook. Die Person, die er eigentlich meiden sollte. Er biss sich auf die Unterlippe. Wie ging er jetzt mit dieser Situation um? Er merkte natürlich, dass der Schwarzhaarige ihn musterte.
"Hallo", hauchte er schüchtern. Innerlich schellte er sich. Das war sonst nicht seine Art. Er war offen und ehrlich und kein verängstigtes Tier, dass gerade geschlachtet werden sollte.
Der Schwarzhaarige wünschte ihm einen guten Morgen. Jimin verdrehte die Augen. Der Morgen war, mal abgesehen von dem Regen und seiner verspätete Aufstehzeit vollkommen in Ordnung gewesen, bis er ihm begegnet war. Tatsächlich fiel die Schuld auf den Lilahaarigen selbst und Jungkook konnte nichts dafür, schließlich hätte er ahnen können, nein sollen, dass wenn Namjoon fuhr Jungkook nicht weit entfernt sein konnte.
"Wie kommt es, dass du zu spät bist?", fragte ihn Namjoon, den Blick fest auf die Straße gerichtet. Anscheinend merkte der Blonde die Stimmung im hinteren Bereich des Autos.
"Ich hatte gestern noch Besuch, der etwas zu lang geblieben ist", erklärte er höflich. Weiter ins Detail gehen, musste er ja nicht. Es war sein Leben, da besaß keiner das Recht darin herumzuschnüffeln. Jungkook blickte ihm mit zusammengekniffenden Augen an. Auf seiner Stirn bildete sich eine Falte, woraufhin Jimin ihn nur fragend ansah. War er wütend?
"Davon haben Hoseok und Jin erzählt. Ich hoffe, dass ist nicht schlimm", meinte der Fahrer und bog vom Hafenviertel auf die Hauptstraße. Der Verkehr war für diese Uhrzeit zäh und langsam, aber dennoch würde er es schaffen.
Jimin seufzte kaum merklich. Wie konnte er nur Hoseok und Jin vergessen. Die zwei Tratschtanten. Der Platinblonde hatte sich am gestrigen Tag als äußerst humorvoll entpuppt und nach einer kleinen Mehlschlacht, die Jimin im Übrigen gewonnen hatte, waren Hoseok und Jin, welcher den Kuchen netterweise zu Ende geführt hatte, gegangen. Zum Glück lernten die beide seine Oma nicht kennen.
"Nein, nein. Keineswegs. Die beiden sind sehr redselig. Man könnte sie auch als Tratschtanten bezeichnen."
Yoongi vor ihm begann zu kichern. Jimin fand den Laut aus seiner Kehle beinahe befremdlich, denn es passte kein bisschen zu seinem distanzierten, monotonen Auftreten. Dennoch empfand es der Lilahaarige als angenehm.
Auch Jungkook zierte ein Lächeln, was Jimins Bild von ihm quasi in Rauch zerplatzen ließ. Es war ehrlich und wunderschön, dass seine geraden, perfekten Zähne zum Vorschein kamen. Es ließ ihn weniger Ernst und weniger beängstigend wirken. Es machte ihn attraktiv und Jimin versuchte seinen Blick abzuwenden.
"Ja, so sind die beiden."
Langsam erkannte Jimin den Weg zu seiner Universität. Es war nicht mehr weit. Doch mit eim Blick zum düsteren Himmel begann es in ihm zu frieren. Mit dieser Jacke würde er nicht weit kommen. Sie war nicht einmal Regen abweisend, geschweige denn wärmend. Jungkook schien seinen Blick zu bemerken, äußerte sich jedoch nicht dazu. Namjoon manövrierte Sie die letzten Meter bis vor die Tür des Hofes, was dem Lilahaarigen irritierte Blicke zu warf. Er lief rot an. Das würde jetzt peinlich werden. Er bedankte sich höflich bei Namjoon und Yoongi und wünschte ihnen noch einen schönen Tag. Dasselbe tat er bei Jungkook. Doch dieser stieg überraschender Weise mit ihm aus.
Während Jimin den Wagen umrundete, wartete der Schwarzhaarige schon auf ihn. Der Regen um sie herum tröpfelte im stetigen Takt, dass es sie langsam durchnässte. Als der Größere sein Jacket auszog, verarbeiteten seine Gehirnzellen das Geschehniss viel zu langsam. Bevor er den Mund öffnen konnte, um zu protestieren, hatte der Schwarzhaarige ihm schon das schwarze Stück Stoff übergelegt.
Jimin schien nicht mehr zu funktionieren.
Sein Gehirn fühlte sich an wie Matsch.
Nach zwei Sekunden, in denen sie einander in die Augen gestarrt hatten, in Jungkooks atemberaubend, schöne Augen wohlgemerkt, fing sich der Lilahaarige wieder.
"Das kann ich nicht annehmen. Das ist viel zu teuer. Außerdem hast du dann kein passendes Stück, dass dein Outfit komplett macht."
Jungkook schüttelte über Jimins Niedlichkeit und Fürsorge den Kopf.
"Nimm es, es wird dich warm halten. Auch wenn du dich um mich sorgst, was süß ist-"
Jimin plusterte empört die Wangen auf. Er war nicht süß!
"-kann ich dich beruhigen. Ich habe noch dutzende in meinem Schrank hängen."
Mit einem verschmitzten Grinsen ließ Jungkook ihn an Ort und Stelle stehen. Die gaffenden Studenten ignorierte der Lilahaarige gekonnt, während er beobachtete wie der SUV davonfuhr.
Jimin blickte zum Universitätsgebäude und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen._____________________________________________
Guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen! Es geht weiter!
Was haltet ihr von Jimins Idee sich von Jungkook fernzuhalten? Wird es funktionieren?
Namjoon
Yoongi
Feel free to comment!
Erin🌸
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Canary [JiKook]
FanfictionKomm, kleiner Vogel, es wird Zeit, dass wir dich nach Hause bringen. ~Jungkook~ >Mafia AuJikook< Boy x Boy Don't like, Don't read Nebenpairs: Namjin Sope Yugbam Markson ....etc