💮21💮

1.1K 71 54
                                    


Jungkook entführte Jimin auf den Balkon. Abseits des Trubels, der Musik und den Menschen konnte der Lilahaarige etwas aufatmen.
"Bambam und du scheint euch gut zu verstehen", sagte er und lehnte sich an das Geländer, um den Sternenhimmel zu betrachten. Der Schwarzhaarige bemerkte, dass der Kleinere ihn von der Seite anstarrte und er fragte sich, was in seinem Kopf vorging.
"Er teilt ein ähnliches Schicksal wie ich", murmelte Jimin und blickte gen Nacht empor. Im Hintergrund begann die langsame Melodie des Orchesters sie zu umklammern, sie in ihren Bann zu ziehen und Jungkook hielt Jimin auffordernd die Hand entgegen. Es war eine Geste der Freude, eine Geste des Vertrauens und eine Einladung zum Tanzen. Er wusste ganz genau, dass der Lilahaarige sich gerne zur Musik bewegte, er würde ihm nicht widerstehen können.
Und während sie sich unter dem strahlensten Sternenhimmel der Musik wanden, schien all das Leid, der Schmerz und seine Arbeit weit entfernt. So weit, dass er nur Augen für den Kleineren hatten. Er sah Sternenlicht in Jimins Augen funkeln, sodass ihm klar wurde, der Mann vor ihm war ein Wesen, dessen vollen Wert, dessen volle Schönheit Jungkook niemals zu greifen bekommen würde. Er könnte es nicht, und doch wollte er ihn so sehr besitzen, ihn als Seins deklarieren, der ganzen Welt demonstrieren, dass Park Jimin nur ihm gehören würde. Nur ihm allein. Und Herr im Himmel, an den er nicht glaubte, sollte ihn irgendwer verletzen, dann Gnade ihm der Teufel, denn Jungkook würde alles und jeden zermalmen. Es war selbst überraschend für den Schwarzhaarigen, dass er irgendwas für den Kleineren empfand. Liebe war es nicht, zumindest noch nicht, das wusste er. Von Jimin ging eine Anziehungskraft aus, die Jungkook bisher bei keiner seiner Liebschaften gespürt hatte. Er schüttelte grinsend den Kopf. Er wusste nicht, wie er das alles deuten sollte. Vielleicht sollte er auf den Rat seiner Mutter hören und das, was auf ihn zukam, einfach laufen lassen. Er konnte es nicht ändern, aber möglicherweise war Park Jimin zu Ihm geschickt wurden, weil sie sich treffen sollten.

Ein lauter Glockenschlag läutete die zehnte Abendstunde ein, was bedeutete Jungkooks Meeting stand bevor. Ehe er sich von dem Lilahaarigen trennte, hauchte er ihm noch einen Kuss auf die Wange. Mit einem letzten Blick auf den erröteten Jimin, wandte sich der Schwarzhaarige ab und eilte durch den Ballsaal, wich den Gästen aus, welche sich zu amüsieren schienen und erreichte pünktlich wie immer den Raum, wo die alljährliche Zusammenkunft der Mafia abgehalten wurde. Der vertraute Geruch von Kaffee und Salbei trieb ihm eine Welle von Erinnerungen ins Gedächtnis. Jungkook konnte sich noch hervorragend an den ersten Abend hier erinnern. Zu diesem Zeitpunkt lebte sein Vater noch. Dieser nahm ihn mit her, als er gerade siebzehn geworden war.
"Willkommen Herr Jeon, treten Sie doch bitte ein!", teilte ihm die rechte Hand des reichsten Mannes von Seoul mit. Denn der Besitzer dieses Anwesens war niemand geringes als Park Jae-sang.
"Jungkook! Es ist schön dich wieder zu sehen!", freute sich der ältere Mann und schloss ihn kurzerhand in eine feste Umarmung. Jungkook lachte herzlich und erwiderte seine Geste.
"Also, wenn ich komme, ist er nie so herzlich zu mir", ertönte die Stimme Yugyeoms und Jungkook kam nicht umhin das Schmollen darin ausfindig zu machen.
"Das ist ja auch so, weil unser Kookie sein Liebling ist", äußerte sich eine weitere Stimme. Diesmal weiblich.
"Jennie!", entfuhr es dem Braunhaarigen zu Jungkooks Linken, was ihn zum Kichern brachte. Bis heute hatte der Schwarzhaarige nicht verstanden, wie die Beziehung zwischen den beiden war. Die braunhaarige Schönheit trat zu ihnen heran
"Gyeom! Welch Überraschung dich hier anzutreffen", grinste sie, was Jungkook dazu verleitete zu Husten. Ihr Sarkasmus war wie immer Gold wert. Sie trafen sich hier jedes Jahr und wenn nicht sogar öfter zu irgendwelchen privaten Partys, welche Jungkook anordnete. Trotz dessen, dass sie und ihre drei Mitglieder eher ein kleines Territorium zwischen dem von Jungkook und Yugyeom besaß, sollte man die Königin Seouls keinesfalls unterschätzen. Sie hatte es faustig hinter den Ohren und ihr Waffenarsenal überstieg seines und das von Taehyung bei Weitem. Sollte der Schwarzhaarige jemals in Bedrängnis kommen, zwecks Waffen, wusste er, wo er welche fand und auch, dass er es sich mit Jennie niemals verscherzen sollte.
"Aber Jennie! Wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen", hörten sie eine neue Stimme, die von Yugyeom nachäffen.
"Yah! Kim Hanbin! Mach mich nicht nach!", meckerte Yugyeom und rannte auf die Neuankömmlinge zu. Den Kleineren der beiden nahm er im Schwitzkasten.
"Und da soll man meinen, wir Mafiabosse seien skrupellos", erklang noch eine Stimme. Jungkook nickte der Frau zu, dessen langes blondes Haar in einem Zopf geflochten war. Ihr Grinsen trieb Jungkook ebenfalls dazu. Kim Yong-sun oder besser bekannt unter dem Namen Solar.
"Du kennst uns doch, innerlich sind wir alle Kinder, die nie erwachsen geworden sind", sagte Namjoon, der schon an der langen Tafel Platz genommen hatte. Ein Klatschen ließ sie alle herumfahren und zum Tischende blicken. Herr Jae-sang bat sie sich zu setzen.
Und sie folgten seiner stummen Bitte.
"Nun denn. Ich danke, dass ihr alle so zahlreich erschienen seit. Es ist wieder ein Jahr her, nur die Umstände habe sich geändert. Und das nicht zum Guten."
Jungkook verschränkte die Arme vor der Brust.
"Sie spielen auf das Attentat des Drachen des Ostens an", sagte Solar und deutete auf die Karte, welche auf dem Tisch ausgebreitet war.
"Genau. Die Situation hat sich geändert. Ich habe geschworen mich nie in die Machenschaften der Mafia einzumischen. Ich bin nur der reiche Mann, der allen Mittel zur Verfügung stellt, da die Polizei zu inkompetent ist, um Sklavenhandel oder Methlabore hochzunehmen, da sie an ihre Gesetze gebunden sind."
Der Schwarzhaarige nickte, die anderen stimmten dem zu. Nur weil sie als Mafia abgestempelt wurden, hieß das nicht, dass sie die ganze Zeit nur Leute töteten. Manchmal taten sie auch etwas Gutes.
"Aber die Situation mit dem Drachen des Südens spitzt sich zu. Er überschreitet Grenzen, die wir ihm gesetzt haben", erklärte Jae-sang. Mit Wir meinte der Schwarzhaarige ihre Vorfahren. Jungkooks Vater, der vor ihm der Drache des Westens war, Yugyeoms Vorgänger, der ihm seinen Platz angeboten hatte, als er im Sterben lag. Und die anderen Drachen. Gemeinsam zogen sie die Grenzen, wessen Gebiet, wem, gehörte und wo sie zu finden waren.
"Da gebe ich Ihnen Recht", sagte Ji-won, Hanbins rechte Hand.
"Mittlerweile scheint es so, als wolle er alle Drache auslöschen, um selbst zu herrschen."
Jungkook murmelte eine Zustimmung. Das hatte der Schwarzhaarige schon am eigenen Leib erfahren. 
"Demzufolge müssen wir ihn ausschalten", meldete sich Jennie zu Wort und trank etwas von ihrem Wasser, das jedem bereitgestellt wurde.
"Er würde das kommen sehen. Zumindest in der jetzigen Situation. Wir wäre es mit einem Auftragskiller?", schaltete sich Yugyeom ein, dessen gefaltete Hände Jungkook irgendwie störten. Dabei besaß der Jüngere wirklich schöne Hände.
"Das Phantom."
Jae-sang saß mit einem Mal aufrecht in seinem Stuhl. Seine alarmierende Haltung übertrug sich auf den Schwarzhaarigen und er beugte sich ebenfalls nach vorn.
"Das kommt nicht in Frage! Du weißt nicht, wen oder was du da entfesselst!"
Jungkook nahm Namjoons fragenden Blick wahr, doch er symbolisierte ihm mittels eines Seitenblicks, dass er das später erklären würde.
"Außerdem könnte er bei dem Brand in Busan gestorben sein", sagte Jennie und betrachtete desinteressiert ihre lackierten Nägel.
"Du gehst davon aus, dass die Gerüchte stimmen, oder nicht? Der Drache des Osten befehligte das Phantom", fragte Jae-sang und nahm wieder Platz. Seine Hand griff nach dem Kaffee, während er fünf Stück Zucker hineintauchen ließ.
"Niemand hat den Brand dort überlebt, meine Quellen hätten es mir gesagt", äußerte sich Hanbin.
Danach brach eine hitzige Diskussion aus, die Jungkook stillschweigend über sich ergehen ließ. Er würde es einfach aussitzen.

Canary [JiKook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt