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Jungkook hatte noch nie so etwas erlebt. Nicht so ein geordnetes Chaos an rasender Wut und blindem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Eigentlich sollte sich der Schwarzhaarige verletzt fühlen, dass Jimin ihm von dieser Seite nichts erzählt hatte. Weder ihm, noch sonst irgendwem. Aber er war es nicht. Kein Fünkchen Wut brodelte in ihm, sondern Verständnis. Jungkook verstand, dass der Pinkhaarige einen Neunfang wollte, einen Neuanfang von seinem alten Leben. Doch da befand sich etwas anderes in ihm, dass er bisher noch nie gespürt hatte. Furcht. Er verspürte tatsächlich Angst. Ob es Angst um oder vor Jimin war, vermochte er nicht zu sagen. Er hoffte, es würde Ersteres sein.
"Seht ihr! Seht ihr, was für ein Monster er ist? Er hatte hunderte Menschen getötet. Er ist eine Maschine, ein Monster, ein Killer. Kein Lebewesen, für dass es sich zu kämpfen lohnt!", hörte er Rain reden, was ihn sich unweigerlich fragen ließ, warum er ihn nicht längst abgeknallt hatte. Anscheinend hörte er sich gern reden. Dem Schwarzhaarigen ging er auf jeden Fall deutlich auf die Eier.
"Und du bist besser?", fragte Jennie und richtete ihre Waffe auf den Drachen des Südens.
"Du hast Jimins komplette Famile getötet. Sie zerstückelt und vollständig ausradiert!"
Ihre Stimme klang ernst und vorwurfsvoll. Jungkook nickte und zwinkerte ihr zu. Seine Hand fand den Weg zu seiner Glock, welche er anschließend ebenfalls auf den Drachen richtete.
"Was sind schon eine handvoll Leben im Gegensatz zu hunderten!", verteidigte sich Rain und fuchtelte weiterhin mit seiner Waffe herum.
Es war Jin, der rief:
"Was du da von dir gibst, ist gequirlte Scheiße! Du sprichst, als würdest du Äpfel mit Birnen vergleichen!"
Rains Lachen hallte durch den Saal und Jungkook war gewillt ihm gleich eine Kugel durch den Kopf zu jagen. Keiner der hier Anwesenden würde Jimin auch nur ein Haar krümmen. Sie wussten, wie er war, wer er tief in sich selbst, unter dieser Maske war. Und sollte es doch jemand wagen, gab es immer noch ihn und Taehyung und Jin und Yoongi und Namjoon und Hoseok. Sie waren ein Team, sollte sich jemand ihnen im den Weg stellen, würden sie alles an Macht nutzten, was sie aufbringen konnten und denjenigen vernichten.

Aus dem Nichts sprang Jimin hervor, keine Aussicht auf Mi-hi oder Soo-Yun. Nur er.
Was dann geschah, lief wie in Zeitlupe ab. Auf der anderen Seite auch nicht. Es wirkte wie eine Zeitschleife, in der sie gefangen waren. Niemand konnte sich bewegen, aus Schock oder Verblüffung konnte er nicht sagen. Auf jeden Fall beobachteten sie das Spektakel, welches sich vor ihnen bot. Jimin handelte blitzschnell, keine seiner Taten waren unüberlegt, als hätte er diese Szene, wie einen Tanz einstudiert. Immer und immer wieder. Wenn er nicht gerade schoss, schlitzte er einem der Anhänger von Rain die Kehle auf. Es wirkte so surreal den Kleineren mit dieser ernsten, kalkulierenden Miene zu sehen. Jungkook korrigierte sich. Alles wirkte verschoben. Der Jimin, den er kannte, war tollpatschig und liebenswert, ein kleines bisschen naiv und allen voran eine Person, die ihm nie so erschien, als das er Menschen töten könnte. Hatte er sich so in ihm getäuscht? War Jimin wirklich der, der er zu sein schien? Der Schwarzhaarige war sich nicht mehr sicher, wen er da vor sich sah. Mittlerweile hatte der Pinkhaarige jeden Gefolgsmann von Rain niedergemetzelt. Jeden Einzelnen hatte er verstümmelt, zerstückelt oder erschossen. Rain schien bemerkt zu haben, dass Jimin nicht zu stoppen war. Eine Naturgewalt in seiner vollen Größe und Erhabenheit. Er würde nicht auf hören, das wusste Jungkook, nicht, bis er seine Rache am Mörder seiner Eltern und seines Bruders bekommen hatte.
"Ganz ruhig, wir können doch über alles reden, oder nicht?", versuchte es der Drache des Südens und wich weiter und weiter zurück. Jungkook bekam freie Sicht auf Jimin und zuckte unweigerlich zusammen. Sein Blick ging zu Taehyung und Jin, die beide aschfahl geworden waren. Das da, in der ersten Etage, war nicht Jimin. Namjoon sah ihn besorgt an. Das Blut auf seiner Kleidung wirkte so bizarr, dass es wiederum ein Kunstwerk sein konnte.
Ein Kunstwerk des Grauens.
In Jimins Augen las man den Wahnsinn förmlich ab. Diese ganze Szene ließ ihn die Galle hochkommen und würde er Yugyeoms Hand nicht auf seiner Schulter spüren, würde er denken, das sei ein Traum. Ein schrecklich langer Alptraum voller Blut und Tod und Leid.
"Du!", grollte Jimin und drängte den Drachen immer mehr an das Geländer zurück. Jungkook war sich sicher, zu wissen, was sein Plan war.
"Du hast meine Eltern getötet, meinen Bruder! Er war vierzehn verdammt!"
Der Schwarzhaarige betrachtete das eingeschüchterte Zucken von Rain. Es war vorbei. Er würde da nicht mehr lebend wegkommen. Im großen und ganzen hatte sich Jungkook nie darum geschert jemanden kennenzulernen, der stärker war als er selbst. Nicht im körperlichen Sinne, sondern im geistigen, schließlich strahlte der Pinkhaarige eine unterschwellige Macht aus, die jedem den Atem verschlug.
Was im nächsten Moment passierte, überraschte den Mafiaboss mehr, als ihm lieb war. Jimins Hand schnellte zum Kopf des Drachens, umfasste seine Gesicht. Er sah nicht, was der Kleinere dort tat, aber er konnte es sich, aufgrund der grauenvoll, quälenden Schreie bildlich vorstellen.
Jimin drückte Rain mit bloßen Händen die Augen aus.
Irgendwo am Rande seines Verstandes nahm Jungkook hinter sich Würgegeräusche wahr, doch sein Blick galt nur Jimin, dessen kleiner Körper vor Adrenalin pumpte, vor Kraft und dem Gefühl Rache zu lechzen. Ihm war nicht klar, wie viel Kraft man brauchte, um jemandes Augen auszudrücken. An den Lauten von Rain konnte er die Schmerzen beinahe selbst fühlen. Das war doch nicht normal. Was sich fast wie Stunden der Quälerei anhörte, endete mit einem letzten Schrei, als Jungkook beobachtete, wie der Pinkhaarige den Drachen des Südens das Geländer runterstieß, welcher mit einem dumpfen Knacken am Boden aufkam. Der Schwarzhaarige stellte sich sofort die Frage, genau wie die Anwesenden im Raum, ob Rain an Hirn- oder Herzversagen gestorben war. Hatte sein Herz den Druck auf seinen Augen standgehalten oder war die Welle an Leid so groß, dass es ihn überwältigte? Oder konnten Jimins Finger bis zu seinem Gehirn durchdringen und seinem Denken, seinem Verstand, seinem Leben eines qualvollen Endes bereiten? Jungkook wusste es nicht, er wollte es auch nicht wissen. Vielleicht hatte der Aufprall auch sein Genick gebrochen. Doch Jimin war noch nicht fertig. Die Waffe in seiner Hand glänzte in dem fahlen Licht der Morgendämmerung wie der Tod selbst. Der Pinkhaarige feuerte sein ganzes Magazin auf den Drachen, der längst unfähig war, irgendetwas zu tun, der längst nicht mehr unter den Lebenden weilte. Er pulverrisierte ihn förmlich, zermalmte ihn, dass kein Knochen, kein Fetzen Haut, kein Blut dem eines Körpers glich.
Der Drache des Südens war tot.
Niemand konnte ihn jemals wieder zu einem ansehnlichen Bild zusammensetzen, denn das Einzige, was von ihm übrig war, galt einer Lache aus undefinierbaren Kleinteilen. Taehyung neben ihm wandte den Blick ab. Hoseok reichte ihm ein Taschentuch.
Allerdings waren es Jimins Augen, die ihn bis aufs Mark erschütterten. Der Horror, welcher sich darin befand, als er realisierte, was gerade geschah, konnte keinem Wesen, keinem Gefühl, keinem Nichts gleichkommen und auch dann konnte man es nicht beschreiben. Jungkook sah ein Kartenhaus vor sich zusammenfallen und er wäre liebend gern durch das ganze Blut, durch den ganzen Tod und das Leid gewatet, um Jimin in eine Umarmung zu schließen, um ihm zu zeigen, dass er kein Monster war. Aber seine Beine hielten ihn fest, blieben an Ort und Stelle stehen, während Jimin sich umdrehte und mit der Dunkelheit eins wurde. Ihm wurde etwas bewusst, als er sich das Ausmaß dessen ansah, was sich vor ihm abgespielt hatte.
Park Jimin war eine verlorene Seele.
Ein kaputtes Wesen und Jungkook machte es sich zur Aufgabe ihn zu retten.

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Einen wunderschönen guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen! Meine Güte, ich weiß gar nicht, wie ich die Freude in mir ausdrücken soll. Deswegen kam nun noch ein Kapitel!

Canary hat vor dem Ende der Story die 2K geknackt und ich bin so unglaublich dankbar für jeden Kommentar, jeden Vote oder jeden stillen Leser, der stets an meiner Seite ist. Es ist mir eine Ehre euch diese Fanfiktion zu präsentieren. Es macht mir Spaß und zu jedem Update beginnt mein Herz zu rasen, sollte jemand kommentieren oder liken. Es ist immer ein Hochgefühl an Emotionen die ich verspüre.
Und dafür bin ich euch so dankbar!

Vor allem gilt:
InsomniaAtDay
lu9se_2003
AyaWolf3105
leo_Er
Aim_Skz_Felix
fee_farytail
Lollena7

besonderem Dank💕 Ihr seid stets an meiner Seite, fragt nach meinem befinden oder tauscht euch mit mir aus. Das bedeutet mir die Welt und ich dankbar euch ein klitzekleines bisschen kennenlernen zu dürfen durch unsere kurzen Interaktionen!

Wie fandet Ihr das Kapitel? Empfandet Ihr Jimins Reaktion als zu viel? Was haltet ihr von Jungkooks Sichtweise?

Feel free to comment!

Erin🌸

Canary [JiKook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt