"Komm schon Mini! Sei nicht so langsam!", hörte er Mi-hi schreien, welche schon viel weiter im Labyrinth war, als er und Soo-Yun. Die kleinere der Beiden klammerte sich an seine Hand, dass er dachte, sie würde ihn jeden Moment anspringen.
"Alles okay?", fragte er die Braunhaarige und blickte auf ihre zwei Zöpfe. Sie nickte stumm, doch Jimin sah ihr an, dass es ihr nicht gefiel.
"Wir können auch zurückgehen, wenn du magst."
"Nein!", kreischte sie.
Ihr Blick reichte aus, um ihn verstummen zu lassen. Die Worte blieben ihm regelrecht im Hals stecken. Darin erkannte er so viel Trauer, dass er ihr liebend gern, alles geschenkt hätte, sodass er sie nicht so anschaute.
"Wir gehen nicht zurück. Ich bin kein Angsthase. Ich schaffe das", murmelte sie und der Griff um sein Handgelenk verfestigte sich. Der Pinkhaarige seufzte. Er ging in die Hocke, damit er auf Augenhöhe mit ihr reden konnte. Jimin strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, welche sich aus ihrem perfekten Haar gelöst hatte.
"Es ist okay, Angst zu haben", begann er. Ihre kleinen Augen starrten ihn an vermittelte ihm, dass sie zuhörte.
"Du bist nicht weniger Wert, weil du Angst hast und du musst auch niemandem das Gegenteil beweisen. Du bist stark und mutig, so wie du bist."
Vielleicht lag es an seiner Stimmlage oder weil er die ganze Zeit ihre Hand hielt, aber Mi-hi schien seine Worte verstanden zu haben. Sie fiel Ihm um den Hals und Jimin hatte Mühe nicht vor Überraschung, die ihn durchflutete, das Gleichgewicht zu verlieren.
"Danke, Mini!", flüsterte sie und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Bevor er ihr antworten konnte, trat Mi-hi zu ihnen und verschränkte die Arme vor der Brust. Das ungeduldige Tippen ihres Fußes erinnerte ihn ein klitzekleines bisschen an Jungkook. Bei dem Gedanken musste er Grinsen.
"Hey! Kommt ihr endlich? Bis zum Brunnen ist es nicht mehr weit!"
Soo-Yun riss sich quasi von ihm los und rannte ihrer Schwester hinter her. So war es also, er wurde eiskalt zurückgelassen, seufzte er innerlich. Im Schritttempo folgte er den beiden Mädchen, wobei er nach wenigen Abzweigung schon die Mitte des Labyrinths erreicht hatte. Ein Prachtstück von Brunnen trümte sich vor ihm auf. Dreistöckig mit filigranen Skulpturen aus Messing. Eine Meerjungfrau saß auf einem Berg und spielte Harfe. Aus dem Fischmaul eines Regenbogenfisches plätscherte Wasser. Mi-hi umd Soo-Yun saßen schon auf dem Brunnenrand und spritzten sich gegenseitig mit Wasser voll. Jimin beobachtete die beiden faszinierend und musste automatisch an seinen Bruder denken, wie sie gemeinsam gespielt, und geweint und gelacht und gestritten, bevor die Welt sich änderte, zu einem kühlen, grauenvollen Ort wurde. Er wurde aus den Gedanken gerissen, als er hinter sich etwas wahrnahm. Er drehte sich um, doch nur die untergehende Sonne strahlte ihm entgegen.
Irgendwas stimmte nicht.
Sein Blick galt den beiden Kinder, die lachend quasselten und Spaß zu haben schienen. Er ging auf sie zu. Bevor er die beiden erreichte, hörte er, wie jemand auf ihn zu rannte. Gekonnt wirbelte der Pinkhaarige herum und begegnete dem Blick des Mannes, der ihn angriff. Die Informationen, welche er aufsaugte, prasselten über ihn herein. Großgewachsener Mann, kräftig, wahrscheinlich ausgebildet in einer Kampfsportart, so wie er sich bewegte. Im Augenwinkel bemerkte Jimin noch vier weitere Männer. Zwei davon bewegten sich auf die Mädchen zu. Er biss die Zähne zusammen, um nicht zu Knurren. Wenn er eins in seiner Ausbildung gelernt hatte, und das wendete er seit jeher an, war es, dass er nie die Ruhe verlor. Jimin atmete tief durch, ehe die Faust des Mannes auf ihn zu raste. Mit zwei Schritten zur Seite wich der Pinkhaarige aus, griff zeitgleich den Arm und wirbelte ihn über seine Schulter. Als der Mann am Boden lag, schlang Jimin seinen Gürtel, welchen er kurzerhand von seiner Hose löste, um den Hals des Gegners und zog daran. Die Würgegeräusche prallte an ihn ab wie der Regen an einer Scheibe. Der kurze Kräfteaufwand machte sich in seinen Finger bemerkbar, doch er ignorierte es.
"Mi-hi, Soo-Yun, in den Brunnen! Sofort!"
Er blickte über seine Schulter und betrachte, wie Soo-Yun sich an ihre ältere Schwester klammerte.
"Los!", brüllte er, als einer der Männer auf die Zwei zu sprintete. Jimin warf sich ihm entgegen, um ihn zu Boden zu rammen. Ehe er jedoch dazu kam, dem Typen eine reinzuhauen, riss ihn jemand nach hinten und schlug ihm etwas Metallenes ins Gesicht. Für einen Moment sah Jimin Sterne und er begann zu taumeln.
"Mini!"
Er schüttelte den Kopf.
Ab diesem Moment gab es kein Zurück mehr. Er hasste diese Seite an sich, dieses Wesen, welches er wurde. Es war, als würde sich ein Schalter in seinem Kopf umlegen, als wäre er nicht mehr Jimin, sondern jemand völlig anderes. Jemand, dessen Fluch es war mit dem Tod ein ständigen Tanz zu führen. Früher hatte er sich geträubt diese andere Seite anzuerkennen. Mittlerweile war sie sein Freund, sein alter Bekannter, dessen Vertrautheit ihn auf eine Weise beruhigte, die eigentlich gar nicht möglich sein sollte. Sein anderes Ich, sein wahres Ich, der Zerstörer, das Monsters in ihm liebte es, Körper zu zerreißen, Häute zu zerschneiden, Leben zu nehmen. Und wenn er sich einmal auf etwas fokussierte, würde er nicht aufhören, bis es tot war. Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Wahrscheinlich würde irgendwer, falls man ihn so sehen konnte, denken, er habe den Verstand verloren. Dem war nicht so. Dass, was er hier präsentierte, war sein wahres Ich. Die Tötungsmaschine, welche sein Vater hat erschaffen lassen.
Ein Monster, Ein Killer. Das Phantom.
Mittels neu gewonnener Kraft sprang er wieder auf die Füße und anschließend auf den Typen mit der Waffe zu. Dem wusste gar nicht, wie ihm geschah, innerhalb weniger Sekunde hatte ihm der Pinkhaarige den Handballen gegen die Nase gerammt, sodass ihm der Naseknochen quasi in sein Gehirn geschoben wurde. Er konnte gar nicht schnell genug schreien, da fiel er schon zu Boden. Jimin riss die Waffe aus seiner Hand und überwältigte die zwei anderen Männer am Eingang zum Brunnen mit einem geschickten Kopfschuss. Dann wandte er sich dem Mann am Boden zu, der zu Wimmern begann.
"Wer schickt dich?", knurrte er und richtete die Waffe auf ihn. Eigentlich wusste der Pinkhaarige längst, wer es war. Er wollte nur noch eine Bestätigung. Der Mann heulte weiter. Da riss ihm der Geduldsfaden und er jagte dem Typen drei Kugeln in die Brust. Er steckte sich die Waffe in den Hosenbund und ging zum Brunnen. Er versuchte erst gar nicht auf die Mädchen einzugehen. Sie würden nur zurückweichen.
"Ich gehe jetzt zum Haus. Möchtet ihr mit?"
Mi-hi stellte sich schützend vor ihre kleinere Schwester.
"Wer bist du? Wo ist der Jimin hin, der für uns Lieder gesungen hat?"
Der Pinkhaarige legte den Kopf schief. Er könnte ihnen jetzt erklären, dass er immer noch derselbe war, derselbe alte Jimin, der Lieder sang und gerne tanzte, aber das wäre gelogen und das wussten sie beide.
"Ich muss euch zu eurem Vater bringen", sagte er stattdessen und hielt ihnen die Hand hin. Das Wasser, in welchem sie saßen, musste eiskalt sein. Zu seiner Überraschung ergriff Soo-Yun die ausgestreckte Hand. Jimin nahm die Kleinere von beiden auf seine Hüfte und Mi-hi auf seinen Rücken. Gemeinsam traten sie den Rückweg an.
Und niemand blickte zurück._____________________________________________
Einen wunderschönen guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen! Was haltet ihr von diesem Jimin? Wie schlägt er sich so?
Fun Fact to go: Ich habe das erste Kapitel von meiner neuen Fanfiktion beendet xd
Hochgeladen wird sie trotzdem erst, wenn Canary sein Ende gefunden hat.Feel free to comment!
Erin🌸
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Canary [JiKook]
FanfictionKomm, kleiner Vogel, es wird Zeit, dass wir dich nach Hause bringen. ~Jungkook~ >Mafia AuJikook< Boy x Boy Don't like, Don't read Nebenpairs: Namjin Sope Yugbam Markson ....etc