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Die Hölle hatte sich vor ihm aufgetan.
Jimin dachte wirklich der Abend könnte nicht besser werden. Und damit hatte er Recht behalten, denn als Bambam ihn plötzlich zu Boden riss und laute Schüsse durch die Fenster, durch den Saal, durch alles mögliche hallten, wollte Jimin nur noch weg, flüchten, sich in einer Höhle verstecken und nie wiederkommen. Zu realisieren, dass er mitten in einem Feuergefecht stand und er bisher noch lebte, forderte seinen angeborenen Fluchtinstinkt. Er befreite sich aus  Bambams Griff, welcher mit der Schnelligkeit eines Geparden auf den Beinen war und ihn verfolgte, während er panisch versuchte Schutz zu suchen. Die Szene die sich ihm bot, konnte er im vollen gar nicht erkennen. Taehyung und Jin standen mit gezogenen Waffen mitten im Raum und feuerten auf alles, was in ihren Augen nicht zu der Party gehörten. Und das war, in Jimins Augen, nicht schwer zu unterscheiden, denn die Männer in den dunkel gekleideten Aufzügen gehörten keinesfalls zur Polizei oder einer anderen dienstlichen Gruppierung der Regierung und auch nicht zu den adrett gekleideten Partygästen. Er schüttelte den Kopf, um sich anschließend den Schweiß von der Stirn zu wischen. Er musste hier immer noch weg, dachte er sich. Im selben Moment, wie der Gedanke kam, griff eine Hand nach seiner Schulter. Vor lauter Adrenalin und Angst schrie der Lilahaarige laut auf und schüttelte die Hand ab. Ein ihm bekanntes Gesicht schob sich in sein Sichtfeld, dass ihn erleichtert aufatmen ließ. Yoongis Hand nahm die Seine und zog ihn mit sich. Die geladene Waffe ignorierte Jimin gekonnt und fragte den Minthaarige über die Schreie und Schüsse hinweg, was denn hier los sei. Sein Herz pochte in seiner Brust dermaßen laut, dass er dachte, ein jeder könnte es hören. Für eine Sekunde erlosch sein Augenlicht, dann tanzten Sterne vor ihnen. Er begann zu taumeln und wäre Hoseok nicht gewesen, hätte der Kleinere Bekanntschaft mit dem harten Granitboden gemacht.
"Hab dich, Kleiner. Weiter geht's", hörte er den Platinblonden reden, während sie sich einen Weg durch die hektische Menge bahnten. Als er den verschwommenen Blick durch den Saal schweifen ließ, bemerkte er zwei Dinge gleichzeitig. Zum Einen war er unglaublich froh zu sehen, dass Bambam in Sicherheit war. Jackson und drei weitere Männer standen um ihn herum und drängten ihn zum Ausgang. Das Zweite, dass ihn mehr Konzentration und Verständnis abverlangte, war die Tatsache, dass ein jeder Gast der Feier, ob Mann oder Frau eine Waffe bei sich trug, die er auf verquere Weise präsentierte. Das war nicht normal. Sein Verstand begann diese ganzen Informationen nicht mehr wirklich zu verstehen. Ihm wurde heiß und kalt und schlecht und schwummrig. Der ganze Raum fiel ihm mit einem Mal auf den Kopf und er fragte seine innere, versteckte Stimme, die er schon jahrelang geheim hielt, warum sie ihm in dieser Situation nicht half. Mit ihr würde es wesentlich leichter werden, dem ganzen Geschehen zu entfliehen, obwohl er nicht fliehen würde, sondern sich in das Getümmel stürzte.
Das Klicken eines sich auswechselndes Magazins ließ ihn wieder in die Realität zurück.
"Alles okay?", fragte ihn Yoongi, welcher damit beschäftigt war seine Puls zu messen. Jimin war sich im Klaren, dass nichts in Ordnung sei, weswegen er nur nickte. Seiner Stimme traute er nicht. Denn wenn er jetzt irgendwas sagte, würde er in Tränen ausbrechen, die er nicht zurückhalten könnte.
"Wir wissen, du hast eine Menge Fragen. Ich verspreche dir, du wirst sie bekommen, aber erstmal müssen wir dich hier raus bringen und Jungkook finden", erklärte ihm der Ältere, wobei der Lilahaarige fand, er stand meilenweit entfernt. Seine Stimme klang wie ein gedämpftes Wispern, weit, weit von ihm entfernt. Er nickte erneut. Erst jetzt bemerkte er, dass sie in einem geschützten Raum saßen. Er sah aus, wie ein Abstellraum direkt unterhalb einer Treppe. Es stank muffig und staubig, als hätte hier seit Jahren niemand mehr sauber gemacht. Jimin blickte zu Taehyung, welcher ihm im halbdunklen am nächsten stand. Die Waffe lag gesichert, aber schussbereit in seiner Hand. Was den Lilahaarigen umso mehr in seinem Weltbild verstörte. Kim Taehyung wirkte auf ihn wie einer der liebsten Menschen auf Erden, genau wie Jin, dass beide bereit waren zu töten und es auch taten, ließen ihn beim bloßen Gedanken die Galle hochkommen.
Wie konnte das möglich sein?

Eine weitere ohrenbetäubende Schusswelle ließ Jimin den Atem anhalten. Panik kroch seine Wirbelsäule hinauf, verankerte sich in jeder Faser seines Körpers, in jeder Zelle und es fiel ihm schwer zu atmen. Die Hand von Yoongi auf seiner Schulter beruhigte ihn. Was passierte nun? Waren es weitere Angreifer? Oder jemand von den Guten? Halt Stopp, sagte eine seiner inneren Stimmen, wer von denen da draußen gehörten zu den Guten? Wenn Jimin seine Ansichten von allen Seiten beleuchtete, dann erschien ihm das eine äußerst knifflige Antwort zu sein. Denn eines hatte sich sein Verstand, seine grauen Zellen zusammengereimt.
Die Menschen da draußen töten von beiden Seiten aus. Die Gegner und Gäste. Jeder von ihnen besaß mindestens eine Waffe. Diese Party hatte nichts mit der Form einer normalen gemein und es waren keine Beamten der Regierung verwickelt.
Was nur eines bedeuten konnte:
Das hier war ein Mafia-Treffen.
Und Jeon Jungkook gehörte dazu.
Genauso wie Jin, Yoongi, Hoseok, Namjoon und Taehyung.
Wenn Jimin meinte ihm sei zu Beginn schlecht gewesen, dann hatte er sich geirrt. Er merkte, wie die Galle sich seinen Rachenraum den Weg nach oben bahnte. Er sah seinen Gesichtsausdruck in dem von Hoseok, der zu seiner Rechten saß.
"Bitte nicht kotzen! Alles wird gut! Jungkook wird dir zu gegebener Zeit alles erklären."
Das beruhigende Streichen über seinen Rücken half tatsächlich und er entspannte sich ein wenig.
"Es hat aufgehört", murmelte Taehyung und horchte mit einem Ohr an der Tür. Aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse in diesem Raum konnte Jimin den Gesichtsausdruck des Blondhaarigen nicht sehen. Doch er schien den Anderen zuzunicken. Das Geräusch, welches eine sich öffnende Tür von sich gab, erklang und langsam durchflutete Licht das Zimmer. Es waren keine Schüsse mehr zu hören, keine Musik, keine Schreie, kein Weinen, nur absolute Stille. Gemeinsam traten sie hinaus. Dass, was Jimin zusehen bekam, ertränkte ihm bei vollem Verstand. So viel Blut und Schmerz. Schmerz in den Gesichtern der Toten, welche allesamt zum Personal des Hauses gehörten. Er atmete hörbar aus, um sich davon abzulenken, kotzen zu müssen. Erst dachte er, dass sei ein Traum, bis ihm die vollkommene Erkenntnis traf. Das hier war echt, ein jeder der am Boden lag oder saß, war tot oder verletzt. Jimin stiegen Tränen in die Augen. Das war nicht fair. Warum geschah sowas immer ihm? Warum erlebte er so etwas? Warum schon wieder? Er schluckte, doch seine Lungen, seine Kehle fühlten sich staubtrocken an. Er würde jetzt einen Schnaps verlangen, um diesen Geschehnissen zu entfliehen, um keine Erinnerungen an dieses Leid zu haben, aber er trank keinen Alkohol.
Zwischen den Menschen entdeckte er Jungkook und er konnte sich nicht zurückhalten seinen Namen laut auszusprechen. Und dann konnte er nicht mehr an sich halten. Eine sich in ihn angestaute Wut brach aus ihm hervor und er schrie denn Schwarzhaarigen beinahe an. Die Tränen in seinem Gesicht wischte er weg. Der überraschte Ausdruck in seinen Augen bestärkte Jimin in seiner Ansicht, dass niemand vor ihm Jungkook die Stirn geboten hat.
Aber das war jetzt vorbei.
Jimin ließ das nicht auf sich sitzen.
Er wollte eine beschissene Erklärung, auch wenn er schon fast alle Variablen dieser Gleichung in den Händen hielt.
Er wollte, dass Jeon Jungkook ihm die verdammte Wahrheit sagte.

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Guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen!
Jimin hat am eigenen Leib erfahren, was es heißt mit Jeon Jungkook zusammen zu sein. Was denkt ihr, sagt Jungkook ihm die Wahrheit? Wie wird Jimin wohl reagieren?

Feel free to comment!

Erin🌸

Canary [JiKook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt