Kapitel 18 - Wahrheiten

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Als sie am Freitag nach der Schule gemeinsam zu Jay mit dem Fahrrad fuhren hatte Cole Probleme mitzuhalten.

Das ständige treten der Pedale forderte seinen Tribute und der nissige sommersprossige Junge legte ein rasantes Tempo voran.

Wäre er doch damals nicht zu diesem Wettbewerb gegangen.

Hätte er doch nur den Dreifachen Tiegertanzschritt niemals probiert.

Hätte er doch nur auf seine verrückte Mutter gehört, zumindest in dieser Angelegenheit.

Wenn er doch nur den Mut aufbrächte seinem Vater zu sagen wie sehr er das Tanzen hasste.

Aber der würde ihm sowieso nicht zuhören.

Als sie den Rand der Stadt erreicht hatten und auf einen holprigen, steinigen Feldweg einbogen keuchte Cole vor Anstrengung und schließlich, als er bereits einige Meter zurückgefallen war, hielt er an.

Vielleicht war es endlich Zeit für ein paar Wahrheiten.

"Hey, könnt ihr kurz warten", sagte er während er vom Fahrrad stieg und sich ins Gras fallen ließ, das Knie, das pochte und tobte, fest umklammert.

"Cole?! Alles OK?", rief Kai und er und die anderen machten sofort kehrt und stürzten zu ihm.

"Ich brauche eine Pause", gab er zu und schloss für einen Moment die Augen.

Mittlerweile war Herbst und die Sonne die zwar hell am Himmel leuchtete spendete nicht wirklich Wärme doch Cole war so verschwitzt, dass er dennoch für einen Moment seine Sweat Jacke auszog und sich mit der Hand durch die Haare fuhr.

Die Freunde musterten ihn perplex.

"Cole... wir sind noch nichtmal 20 Minuten unterwegs", Zane schlug Lloyd bei diesen Worten eine rein.

"Wenn du eine Pause brauchst ist das Okay", sagte er mit einem scharfen Seitenblick zu dem blonden, der sich den Arm rieb.

"N-Natürlich so habe ich das nicht gemeint, nur.."

Cole seufzte.

"Ist schon okay", murmelte er und mit diesen Worten schob er das eine Hosenbein seiner Jeans hinauf.

Die anderen sogen scharf die Luft ein, als sie Cole's vernarbtes Knie sahen.

"Ich wusste es!", rief Jay als erster aus und Cole lachte auf.

"Du humpelst!"

"Ein bisschen... ja"

"Aber...", Kai setzte sich neben Cole und rieb ihm sanft den Rücken, legte sich selbst die Jacke des schwarzhaarigen Jungen auf den Schoß so dass sie nicht schmutzig wurde.

"Wieso hast du das nicht früher gesagt... Ich meine, du machst ja sogar im Sportunterricht mit?", auch da hatte Cole die Blicke seiner Freunde öfters bemerkt, wenn er eine Übung nicht wirklich gut ausführen konnte und letztens beim Seilspringen ausgesetzt hat was ihm eine schlechte Note einbrachte.

"Ich... keine ahnung... Vielleicht will ich einfach nicht der Krüppel sein..", flüsterte er und das vertraute Gefühl der Tränen stieg in ihm auf als er an den schicksalhaften Tag dachte.

Und als hätten sie seine Gedanken gelesen fragte Lloyd: "Wie ist das passiert?", mit einem Blick auf die hellrosa striemen die Cole's Bein zierten.

Er seufzte erneut.

"Ich war gerade mal sieben. Wie ihr wisst ist mein Vater Tänzer und Sänger und er wollte, dass ich eines Tages in seine Fußstapfen trete. Er lehrte mich das Tanzen, und eines Tages wollte er, dass ich mit meiner Gruppe auftrete. Es war ein Wettbewerb... Ich war sieben, doch er wollte, dass ich einen der schwierigsten Tanzschritte lerne und aufführe, denn 'so gewinnen wir garantiert' hat er gesagt und...", Cole hielt kurz inne, wischte sich über das Gesicht.

Das Leben von Cole HenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt