Kapitel 3 - Jay's Freunde

243 10 54
                                    

Als sie die Caféteria betraten erkannte Cole erst so richtig die Menge der Schüler, die diese Schule besuchten.

Der Raum war riesig und überall wimmelte es nur so von Teenagern, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die ihre Freunde begrüßten, sich Tablette schnappten, bei der Schlange zur Essensausgabe anstanden oder bereits zu den Tischen, die Cole weiter hinten im Raum ausmachen konnte, gingen.

Überall herrschte große Aufregung und die Stimmen schallten von den Wänden wider, was den Lärm noch verstärkte und Cole wurde leicht unruhig und klaustrophobisch in dieser Masse.

Naja, es war immerhin der erste Schultag und jeder war aufgeregt seine Freunde nach den langen Sommerferien wiederzusehen, aber der Schwarzhaarige Teenager hoffte, dass die Kantine nicht das ganze Schuljahr jeden Tag so überfüllt war.

Jay drückte ihm ein Tablett in die Hand und gemeinsam stellten sie sich an.

Der Sommersprossige nahm sich einen Teller mit Pasta und dazu einen Saft, während Cole sich nur für ein lieblos bestücktes Schinken Käse Sandwich und eine Flasche Wasser entschied.

Er hatte nicht wirklich Hunger.

"Also, komm mit", lud Jay ihn ein und Cole folgte ihm, wobei er aufpassen musste, dass er ihn nicht in der Menge verlor oder von jemandem umgeschubst wurde.

Jay steuerte einen Tisch ganz hinten in einer Ecke an, wo es ruhiger wirkte und als Cole näher trat, konnte er den blonden Jungen von der Mathe Stunde wiedererkennen, der dort saß und sich angeregt mit jemandem unterhielt.

Dieser jemand trug eine rotes Tshirt, sowie eine braune Hose und weiße Sneaker.
Die dunkelbraunen Haare standen ihm zu allen Seiten ab und seine goldbraunen Augen funkelten.

Er war gutaussehend, von der Sommersonne gebräunt und Cole dachte sofort, dass er wohl ein totaler Frauenschwarm sein musste.

Er gab es nicht gerne zu, aber ein brennendes Gefühl des Neides kam in ihm auf, wenn er an seine eigene blasse, dürre Gestalt dachte.

In dem Alter war das Aussehen der Heranwachsenden ziemlich unberechenbar. Manche blühen auf, andere spielen Klarinette.

Hässliche Entlein werden zu schönen Schwänen, aber Cole meinte er war ein hässliches Entlein, dass zu einer Ente heranwuchs. Ein weniger glückliches Ende, aber so was kommt weit häufiger vor.

Er schluckte das Gefühl hinunter und betrachtete den anderen Jungen der dort am Tisch saß.

Er wirkte ziemlich erwachsen, seine Gesichtszüge waren steif, seine Stirn in Falten gelegt. Die Haare waren weißblond und er war groß und schlank. Der weiße Blazer, den er trug, betonte seine athletische Figur. Alles in einem wirkte er wie der ruhige, kluge Typ, der sich nur im Hintergrund aufhielt, aber auf den man sich immer verlassen konnte. Dies bezeugten seine Eisblauen Augen, die ein Gefühl der Sicherheit gaben und mit denen er jetzt Cole und Jay entgegenblinzelte.

Er sagte etwas und die anderen beiden drehten sich auch um.

"Hey Leute", begrüßte Jay sie laut und setzte sich neben den blonden.

Verunsichert blieb Cole ersteinmal wie ein Trottel stehen und trat von einem Bein auf das andere.

"Setz dich ruhig neben mich", bot ihm der Stachelköpfige nett, aber mit einem Ausdruck der Verwunderung und Neugier, an.

Cole kam dem Angebot nach und setzte sich auf den Stuhl neben ihn.

"Das ist Nicholas", stellte ihn der blonde vor. "Er ist neu hier an der Schule und wir haben Mathe gemeinsam".

Cole nickte und sah betreten zu seinen Händen auf den Tisch.

Gott war das peinlich.

"Ich bin übrigens Lloyd", stellte der blonde sich nun grinsend vor und Cole sah auf.

Sie alle sahen eigentlich ganz nett aus und er musste lächeln.

"Jay kennst du ja schon und das ist Zane", er deutete auf den Weißblonden.

"Freut mich sehr dich kennenzulernen", Zane gab ihm höflich die Hand und schüttelte sie, wobei Cole seine Hand am liebsten sofort wieder zurückgezogen hätte, weil Zane's eiskalt war.

"Ich bin Kai", sagte nun auch der Stachelköpfige und schlug ihm auf die Schulter.

"Freut mich", brachte Cole heraus.

Er war noch immer nervös.

"Wann bist du hergezogen Nicholas?", wollte Zane wissen und die blauen Augen fixierten ihn neugierig.

"Oh äh, gestern erst", erwiderte Cole wahrheitsgemäß und erntete ein überraschtes Pfeifen von Kai.

"Kein Wunder, dass du heute zu spät gekommen bist, du musst dich ja hier kaum auskennen", sagte Jay und zog die Augenbrauen hoch, während er sich eine Gabel voll Nudeln in den Mund schob, wobei ihm eine Spur Tomatensoße am Mundwinkel hängenblieb.

Cole lachte auf. "Ich hatte gestern keine Chance mehr mich umzusehen und mich dreimal auf dem Weg hierher verlaufen", gab er zu und die anderen kicherten.

"Konnte dich denn niemand herfahren?", fragte Kai und Cole schüttelte den Kopf.

"Mein Vater musste eine halbe Stunde vor mir schon in die Arbeit fahren"

"Und deine Mutter?", plapperte Jay drauflos und Cole hätte sich fast an seinem Sandwich verschluckt, dass sowieso staubtrocken die Kehle hinunterbröselte.

Er verfiel in Schweigen, sein Herz begann zu rasen.

Was sollte er nun sagen?
Die Wahrheit, oder sollte er die Notlüge der kleinen perfekten  Familie wieder auspacken?

Zweiteres war meist das, was die Leute hören wollten. Das, was Cole die Kommentare und seltsamen Blicke ersparte.

Als sich das Schweigen noch weiter hinausdehnte und er noch immer nicht die richtigen Worte, oder überhaupt Worte, fand, verfiel er in Panik.

Und wenn er sich vorher bereits gedacht hatte, dass Zane sehr klug und weise wirkte, bestätigte sich nun sein Verdacht um das hundertfache.

Während die anderen auf eine Antwort zu warten schienen, schien Zane zu verstehen und erhob die Stimme.

"Wie gefällt dir die Ninjago High?", fragte er ihn und Cole atmete erleichtert aus. Zane nickte ihm kaum merklich zu und Cole war noch nie so dankbar gewesen.

Der Rest der Pause verlief besser, denn Jay begann über ein neues Videospiel zu reden, dass bald auf den Markt kommen würde.

Nach der Mittagspause standen für den Rest des Tages die Wahlpflichtfächer an.
Jay und Zane hatten sich für Roboterprogrammierung eingeschrieben, Kai für Filmproduktion und Lloyd für Webdesign.

Enttäuscht stellte Cole fest, dass er der einzige war, der sich für Kunst angemeldet hatte.

"Wie wärs wenn wir uns nach dem Unterricht vor dem Tor treffen?", schlug Kai vor.

Die anderen stimmten zu, nur Cole nicht. Er wusste nicht, ob er auch gemeint war.

Noch immer war er sich unsicher, ob Jay ihn nicht nur aus Höflichkeit und damit er nicht so alleine war mit zu seinen Freunden genommen hatte.

Aber dann sah Kai ihn mit fragendem Blick an und Cole nickte lächelnd.

Er würde sie nach dem Unterricht am Tor treffen.

Ein warmes Gefühl machte sich in ihm breit.
Etwas, das er schon lange nicht mehr gefühlt hatte: Hoffnung

Vielleicht hatte er mit diesen Leuten  endlich Freunde gefunden.

Das Leben von Cole HenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt