Kapitel 9 -Die perfekte kleine Lüge

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Langsam senkte sich die Sonne am Horizont und es wurde dunkler und auch deutlich kühler, wie Cole fröstelnd bemerkte.

Sie hatten den ganzen Nachmittag hier, im Gras sitzend, verbracht. Hatten die anderen Leute in der Umgebung betrachtet und sich über dieses und jenes unterhalten und Cole war stolz auf sich gewesen, dass er es doch tatsächlich geschafft hatte, ohne Bedenken und frei mitzuquatschen.

So hatte er erfahren, dass Zane der älteste aus der Gruppe war und Cole der jüngste, da er noch 15 war und die anderen bereits 16.

Und er erfuhr auch, dass Lloyd's Eltern eine Bäckerei hatten, Kai's und Nya's Vater Schlosser und ihre Mutter Floristin war und Zane erzählte, sein Vater sei Angestellter Ingenieur bei Cyrus Borg - Cole tat mal so, als hätte er von diesem Mann bereits gehört, aber er beschloss ihn später mal zu googeln.

Zuerst hatte er, mit einem Gefühl von hässlicher Scham, eine Art Erleichterung und Verbundenheit verspürt, dass auch Zane nur bei seinem Vater lebte, doch dann erzählte der Weißblonde ihm, dass seine Vater genug verdiente, sodass seine Mutter nicht zu arbeiten brauchte und sich stattdessen voll und ganz den Kindern widmete, denn Zane hatte noch einen kleinen Bruder namens Echo.

Auf die Aussage, welch seltsamer, unbekannter Name Echo doch sei, lachte Zane und erklärte ihm, es sei ein Spitzname für Eduard.

Cole freute sich dann natürlich für ihn, spürte aber, wie ihn ungewollt die kalte Klaue des Neides packte.

Zu sehr hatte er sich soetwas damals gewünscht - oder eigentlich sehnte er sich mit Wehmut noch immer danach - dass seine Mutter ganz für ihn da sein würde.

Sein Vater würde jeden Abend von der Arbeit heimkommen, sie würden das Essen, dass Cole zuvor mit seiner Mutter gekocht hatte gemeinsam verspeisen und dann noch zusammen fernsehen, oder Spiele spielen, bis es für ihn Zeit war ins Bett zu gehen.

Dann würde ihm seine Mutter noch etwas vorlesen und sein Vater würde später noch kommen und ihm eine Gute Nacht wünschen.

Und die Tür einen Spalt offen lassen, sowie das Licht im Gang anlassen.

So war ihm seine Familie in der Erinnerung verblieben, daran hielt er sich krampfhaft fest, um nur nicht an all das Leid zu denken, dass sie zerüttelt hatte.

Nein, in seiner Fantasie waren sie immer Glücklich gewesen.

Aber mittlerweile gestand er sich selbst ein, dass Glück wie ein Lottogewinn war - etwas, was nur den anderen widerfuhr.

Und dann erzählte Jay von seinem Adoptivvater und seiner Adoptivmutter, die Elektriker und Kindertagesstättenmutter waren und Cole versetzte es einen Stich zu hören, dass Jay seine wahren Eltern nie kennengelernt hatte.

Wie egoistisch hatte sich Cole bitte benommen?

Jay hatte es viel schlimmer als er und auch wenn er beteuerte, dass sie wie seine richtigen Eltern sind, da er von klein auf keine anderen kannte und sich auch nicht wünschte, schämte sich Cole über sich selbst.

Immerhin kannte er seine Eltern. Auch wenn er sich manchmal wünschte es wäre nicht so.

Doch Jay erzählte ihm munter, - als er Cole's geschockten Blick bemerkt hatte - dass er noch immer seine 5 Jahre jüngere Schwester Sophie [HeleneLehmann6 ;)] hatte, mit der er gemeinsam adoptiert wurde.

Cole traute sich nicht nachzufragen, ob er denn seine wahren Eltern kannte und wieso er adoptiert war, denn Jay schien dieses Thema selbst zu meiden.

Stattdessen freute er sich für Jay und Sophie, dass sie so liebe Eltern gefunden hatten und immernoch einander hatten.

Das Leben von Cole HenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt