Das Leben von Cole Hence

Kapitel 36 - Warten

Cole lief nun schon seit mindestens einer halben Stunde und nichts änderte sich an seiner Situation, bis er sich sicher war in die falsche Richtung gelaufen zu sein.

Waren sie auf dem Weg nach Ninjago durch andere Dörfer gekommen?

Er glaubte es gewusst zu haben aber gerade jetzt wusste er gar nichts mehr.

Seine Beine schmerzten, am Kopf hatte er eine Platzwunde und der Rest vom Körper war einfach nur taub vor Kälte.

Vielleicht lag seine Leere im Kopf auch daran, dass er vermutlich eine Gehirnerschütterung hatte.

Aber daran wollte er gar nicht erst denken.

Die aufkommende Übelkeit unterdrücken, den Schwindel nicht durchlassen.

Er musste weiter.

Jetzt umzudrehen würde keinen Sinn machen, dafür war er schon zu weit.

Er würde einfach weiter geradeaus laufen.

Bis er irgendwann ein Dorf oder eine befahrene Straße finden wird.

Denn das wird er.

Muss er einfach.

Ansonsten, fürchtete er, würde er sich hier draußen in der stürmischen Winternacht noch den Tod holen.

Nachdem Lou aufgelegt und sich auf den Weg hierhergemacht hatte, ging Kai seine Eltern holen.

Es half einfach nichts.

Klar, er würde beichten müssen, dass er Scheiße gebaut hatte, aber die Situation hatte sich von schlimm zu absolut beschissen entwickelt und beim Gedanken daran, dass Cole jetzt in diesem Moment alleine mit dem Fahrrad draußen herumirrte wurde ihm schlecht.

Oder er hatte in einem Café oder so Unterschlupf gesucht.

Aber hätte er dann nicht sich ein Handy ausgeborgt und Lou kontaktiert?

Ray und Maya, Kai's Eltern waren nicht sauer.

Im Gegenteil sie eilten die Treppe hinunter und quetschten die anderen aus als ob es sich um ihr eigenes Kind handelte und Kai war so dankbar dafür.

Sie erzählten was passiert war, dann kam Lou und sie erzählten es erneut.

Alles.

Bis ins kleinste Detail.

Und bei dem Teil, als Kai Cole geschubst und seine Jacke, die er immer noch hielt, zerissen hatte wurde ihm so schlecht, dass Zane ihn kurzerhand zum Waschbecken führte und er sich erbrach.

"Kai, mein Schatz, fühlst du dich nicht gut? Bist du krank?", fragte Maya sofort und hielt Kai eine Hand an die Stirn.

Kai stieß sie weg.

"Natürlich fühle ich mich nicht gut, das ist meine Schuld!", rief er und Tränen strömten in seine Augen, er hielt sie mit aller Kraft zurück.

"Unser aller Schuld, aber das bringt uns jetzt auch nicht weiter", sagte Lloyd bestimmt.

"Wir müssen die Polizei rufen", bei Ray's ausruf sahen alle auf.

Lou schien kurz zu überlegen.

Dann schüttelte er den Kopf.

"Die werden nichts unternehmen", sagte er bitter. "Ein Teenager der wegläuft? Normal für die. Erst nach 24 Stunden gilt er als vermisst und vorher rühren sie keinen Finger", er ließ sich auf einen der Küchenstühle sinken und wirkte plötzlich um unendlich viel Jahre gealtert.

Dann richteten sich seine grauen Augen plötzlich auf Kai.

"Es ist nicht deine Schuld", Kai war überrascht.