Das Leben von Cole Hence

Kapitel 32 - Deal

~Eine paar Minuten zuvor~

Cole trat kräftig in die Pedale, denn bald würde es dunkel werden und eine Sturmmeldung war für heute Abend angesagt.

Insgeheim freute es ihn, nocheinmal zu Kai zurück zu kommen.

Die anderen waren bestimmt schon weg und so hatte er vielleicht eine kleine Möglichkeit die Dinge mit Kai zu klären.

Wie die Art, mit der er ihn immer zum lachen brachte.

Die Schmetterlinge in seinem Bauch, die er auslöste.

Er wusste - auch wenn es ein totgeschwiegenes Thema in der Society war - dass er in Kai verliebt war.

Und eigentlich noch nie auf ein Mädchen gestanden hatte.

Dass er schwul war.

Und Kai war es auch, oder zumindest bisexuell.

Und vielleicht würde sich etwas ergeben.

Vielleicht würde Kai ihn auch wollen.

Als Brad die Tür öffnete fuhr er im ersten Moment überrascht zurück, als er Kai dort stehen sah.

Zu viele Erinnerungen durchfluteten ihn.

An den ersten Moment, als Kai, der frisch hergezogene Nachbarsjunge, geklingelt hatte, ob er mit Fußball spielen wolle.

Und als er später immer öfter zu Besuch gekommen war.

Später dann Brad zum gemeinsamen Schulweg abgeholt und später zu ihrem ersten Kuss genau hier, auf der Schwelle.

Doch diesmal war Kai nicht alleine gekommen.

"Was wollt ihr", murrte er.

Etwas unwohl war ihm zumute.

Vielleicht war jetzt die Rache gekommen, doch die Ratte war nirgends zu sehen.

Ein schäbiges Grinsen brach aus ihm heraus.

"Habt ihr die Ratte endlich abgehängt?", fragte er unverhohlen.

Jay lachte freudlos auf.

"Es geht um die Ratte... ich meine Cole", brach es aus ihm heraus.

Verdammt Cole hatte vielleicht gelogen, doch er war keine Ratte.

Oder vielleicht doch? Hatte er deshalb immer gelogen, weil er in Wahrheit...

Verdammt, reiß dich zusammen, Jay - wies er sich in Gedanken zurecht.

Brad hob die Augenbrauen.

Kai trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und sah ihm dann mitten ins Gesicht.

"Dürfen wir reinkommen?"

"Es wäre mir lieber nicht"

Kai nickte.

"Auch gut. Brad es geht um das was du uns letztens im Sportunterricht gesagt hast"

Brads grinsen wuchs.

Jetzt hab ich dich, Ratte.

Du wirst dir wünschen dich nie mit mir angelegt zu haben.

"Also, glaubt ihr mir?", spannte er sie noch etwas mehr auf die Folter.

"Sag was du weißt Schröder", knurrte Lloyd.

"Ob wir dir glauben sagen wir dir dann"

Brad nickte bloß und schloss die Tür hinter sich.

Sein Alter musste ja nichts hiervon mitbekommen.

"Cole ist ein Lügner. Und seine Mutter die Person die sein Leben zerstört hat. So viel habe ich von einer seiner Zeichnungen im Kunstunterricht erfahren", sagte er bloß, verfiel dann in Schweigen.

"Was? Das ist alles?!", rief Lloyd aus.

Brad schüttelte den Kopf.

"Nein, aber der Rest kostet"

Kai stieß einen genervten Seufzer aus.

"Wie viel willst du?"

"Geld? Hab ich nicht nötig. Ich will eure Hilfe"

"B-bei was?", fragte Jay, Brad baute sich auf

"Warte warte", unterbrach Zane die Lage bevor sie eskalierte.

"Du weißt etwas so gravierendes über Cole, dass du dafür einen Gefallen willst? Wieso? Ist es etwas, dass nur du herausfinden konntest, weil du ja der schlaue Brad bist", es war das erste Mal, dass Zane jemanden beleidigte.

Es stand ihm.

Brad lehnte sich zurück.

"Wieso hat Cole für die Schlägerei einen Verweis gekriegt und ich nicht?", fragte er in die Runde.

"Sein Vater kennt die Schulleitung", klärte Kai auf, es folgten "ah und ohs".

Brad nickte allwissend.

"Also habe ich einen Blick in Cole's Schulakte geworfen. Also ja, ihr könnt es nicht herausfinden"

Cole kam vollkommen außer Atem bei Kai an und wollte gerade klingeln.

Als er im Augenwinkel die Bande sah, vor Brads Haus.

Und als er näher und in Hörweite trat, vollkommen unbemerkt, da merkte er, dass sie mit ihm sprachen.

Lloyd gab sich geschlagen.

Der Schläger hatte recht.

Sie würden es nicht schaffen einen Blick in die Akte zu werfen.

"Aber was wenn Cole es uns selbst erzählt?", fragte er.

Jay lachte los.

Es war kein nettes.

"Du meinst nachdem er die Lügen für fast ein halbes Jahr auf Ach und Krach aufrechterhalten hat?? Nein, wird er nicht. Sag Brad, was willst du?"

Brad begann wieder zu grinsen.

"Nachdem was ich euch sage, werdet ihr mir sowieso freiwillig helfen. Aber ich möchte, dass ihr die Ratte aus meiner Schule verjagt. Und aus der Stadt"

Kai's Herz begann zu rasen.

Was? Nein.. Das könnte er nicht. Er WOLLTE das nicht.

Doch... ein kurzer Blick mit den anderen und sie waren sich einig.

Gott, vielleicht waren sie wirklich ein eingespieltes Ninja-Team auf geheimer Mission.

Denn zuerst würde Brad seinen Part erfüllen müssen.

Und er war nicht schlau genug um zu merken, dass sie mit ihrem Versprechen bluffen werden.

"Okay. Machen wir", sagte Kai schließlich und schlug mit Brad auf den Deal ein.

"WAS??!!?!", erklang plötzlich hinter ihnen einen vertraute Stimme.