Kapitel 34 - Verloren

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Cole radelte trotz Blitz und Donner trotzig weiter.

"Das ist alles deine Schuld. Is deine Schuld. Alles", murmelte er wie ein Mantra vor sich hin, nicht wissend ob er damit, Brad, seinen Vater, Kai, seine Mutter oder doch sich selbst meinte.

Wie konnte Brad so eine Lüge erzählen?

Er hatte der Lehrerin nichts wegen seinem Bein vorgeheult!

Aber wie konnte er zulassen, dass Brad es so erzählte?

Vor lauter Schock, vor Angst...

Oder vielleicht wollte er, dass die anderen diese Lüge glaubten.

Es würde ihnen einen Grund geben ihn zu hassen.

Und so war es am besten.

Sie sollen ihn hassen, er verdiente es.

Und außerdem war es so leichter ihn gehen zu lassen.

Plötzlich schweiften seine Gedanken zu Kai und sein Blick fiel auf den aufgerissenen Ärmel.

Er hatte doch nur Freunde finden wollen.

Wollte nur dazugehören...

Und Kai... mit Kai wollte er mehr seit dem ersten Moment an dem er ihn gesehen hatte.

Nur scheinbar wurde das nie erwidert.

Im Gegenteil Kai scheint ihn zu hassen.

Ging auf Brad's Deal ein ihn aus der Stadt zu verjagen.

Für die Wahrheit.

Nun, er hatte es geschafft.

Ein krachender Donner ließ Cole so heftig zusammenzucken, dass er den Lenker herumriss.

Das Vorderrad kam heftig ins Schlingern und er verlor den Halt auf den Pedalen.

Er stürzte auf den nassen Asphalt und sah das Fahrrad einige Meter weiterschlingern, bevor er mit dem Kopf aufschlug.

Zum Glück wurde dieser alte Weg nicht auch noch viel von Autos befahren.

Es war der Weg, den sie auch damals nach Ninjago genommen hatten, da Lou die Autobahn hasste.

Es war der Weg, den Cole auch zurücknahm.

Wie? Er hatte keine Ahnung.

Mit dem Auto dauerte es fast 1 Stunde.

Hier mit dem Fahrrad?

An einem immer dunkler werdenden Winter Abend mit Gewittern und Regen?

Mit nur einem Tshirt und jetzt auch noch blutenden Knien und aufgerissenen Jeans?

Und einer Flüssigkeit, die ihm vom Kopf, von der Stirn tropfte...

Er würde es niemals bis nach Gendorf, seiner alten Heimat, schaffen.

Er wusste noch nicht einmal wie lange er bereits unterwegs war, doch es musste mindestens eine Stunde gewesen sein, wusste dass der Weg nicht direkt hinführte und kannte die Abzweigungen nicht.

Alles was er wusste war, dass die Lichter der Stadt am Horizont bereits nicht mehr zu erkennen waren.

Vor und hinter, links und rechts von ihm lag Dunkelheit.

Er richtete sich auf, ein stechender Schmerz durchzuckte seine Seite und für einen Moment dachte er er hätte sich die Lungen geprellt.

Er rollte sich auf den Rücken, strömender, eiskalter Regen tropfte auf sein Gesicht und seine Finger und Arme waren bereits taub.

Doch zum Glück ließ der Schmerz an der Brust nach.

"FUUUUCCKKKKKK", schrie er in den Abendhimmel.

Ein Donner grollte, wie eine Antwort und ein Blitz erleuchtete alles für einen Moment.

"Fuck, Fuck, Fuck!", er richtete sich zischend auf.

Stolperte auf sein Fahrrad zu.

Richtete es auf, und...

Die Kette war gerissen.

Der Lenker verdreht.

Ein Pedal gebrochen.

Kurz gesagt: Zum Fahren nicht mehr gebrauchbar.

Wütend warf er es wieder um und es schlitterte den Straßengraben hinunter.

Cole legte den Kopf in die Hände.

Was zum Teufel tat er hier?

Wollte er wirklich zurück?

Oh, wie dumm er doch war.

Voller Scham musste er jetzt seinen Dad anrufen und ihm das irgendwie erklären und darauf warten, dass er ihn abholte.

Er griff in seine Hosentasche.

Und realisierte voller Schock, dass mit dem bei Kai vergessenem Handy der ganze Scheiß doch erst begonnen hatte.

Und dort war es noch immer.

Bei Kai.

Und er stand hier, vollkommen allein, verletzt, durchnässt und...

verdammt nochmal ängstlich.

Er hatte verloren.

Ein Schluchzen brach aus ihm heraus, bevor er es verhindern konnte.

Doch dann riss er sich zusammen.

Würde er eben nachhause laufen müssen.

Er fuhr herum.

Die Straße sah zu beiden Seiten gleich aus.

Ein langer, trostloser Weg.

Und von wo war er gekommen?

Wo war die Stadt?

Wo war Ninjago?

Cole schlang die Arme um seinen Körper, versuchte sich irgendwie warm zu rubbeln und ging los.

Er wusste nicht, ob er in die richtige Richtung lief.

Aber irgendwie war es auch egal.

Er würde es eh nicht zurück schaffen.


Das Leben von Cole HenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt