Am nächsten Morgen wachte Cole noch vor seinem Wecker auf und streckte sich ausgiebig im weißen Licht der frühen Morgensonne, das durch einen Schlitz im Vorhang blitzte und sein Zimmer erhellte.
Er war am frühen Abend, nach einem weiteren Nachmittag Kisten ausräumen und aufräumen, totmüde in sein Bett gefallen, aber jetzt war er ausgeruht und sah, wie er sich selbst verwundert eingestehen musste, auf den anbrechenden Tag voller Freude.
Als er, nach einem knappen Frühstück - alleine, da sein Vater schon unterwegs war, als er aufgestanden war und ihm lediglich einen Zettel hinterlassen hatte, auf den stand, dass er erst gegen 19 Uhr zurückkommen wird - seinen Schulweg antrat, verflog diese Laune und er hatte wieder gemischte Gefühle.
Zum einen freute er sich darauf, die anderen wiederzusehen, aber erwiderten sie dieses Gefühl auch?
Sie hatten ihn ja dazu eingeladen, sich mit ihnen vor der Schule zu treffen, aber vielleicht war das nur auf Höflichkeit oder weil er mit gehört hatte, als Kai dies vorschlug.
Oder sie hatten es tatsächlich ernst gemeint, es sich aber jetzt wieder anders überlegt.
Mit gerunzelter Stirn schüttelte Cole den Kopf und verbannte diese fürchterlichen Gedanken.
Warum konnte er nicht einmal positiv denken? Es war zum verrückt werden..
Seine negativen Gedanken hatten ihm schon immer jegliche Vorfreude, oder Hoffnung, oder Spaß verdorben.
Es war immer so, er freute sich auf etwas und weil er davor nächtelang nicht schlafen kann, mit den Gedanken, was alles schief gehen kann, ging dann erst Recht etwas schief.
Diesmal verlief er sich nicht und er erreichte die Schule um halb 8 - in einer halben Stunde würde der Unterricht beginnen, also blieb noch genug Zeit, die anderen zu finden und sich zu unterhalten.
Wenn sie das denn wollten.... Unwillkürlich beschlichen Cole diese Gedanken erneut und er beschleunigte seine Schritte, als könnte er vor ihnen weglaufen.
Heute war es sogar ein bisschen wärmer als gestern und die Sonne beschien bereits am frühen Morgen vom wolkenlosen Himmel erbarmungslos herab und breitete eine sengende Hitze aus.
Der Unterricht heute in den stickigen Klassenzimmern würde bestimmt kein Vergnügen werden, aber Cole hatte dennoch seine lange schwarze Jeans noch einmal angezogen.
Er trug nie kurze Hosen, er hasste es und bei seiner blassen Haut, würde er davor Lichtschutzfaktor 50 auftragen müssen. Ein Grund auch, warum er nie in ein Schwimmbad ging, zumal er dann nur Shorts tragen müsste.
In seiner alten Schule wurde er immer mit der Bezeichnung "Dracula" aufgezogen und gehänselt.
Zu blöd nur, dass Cole Vampire und alle anderen Fantasiewesen, von denen er in seinen Büchern las, liebte und die Vorstellung einer zu sein, oder in einer dieser Fantasiewelten zu leben bei ihm ein prickelndes Gefühl hinterließ.
Wie cool musste es sein, wenn man all die Leute, die einen ärgern oder nerven, einfach aussaugen könnte?
Aber was die Unsterblichkeit eines Vampires betrifft, so verwarf er diese Wünsche an so ein Leben ganz schnell wieder.
Ewiges Leben war nichts für ihn, er kam ja nicht mal mit dem hier klar.
Er zwang seine Gedanken wieder zu dem hier und jetzt zurück und betrachtete das Schulgelände.
Die Größe des Gebäudes übermannte und erstaunte ihn noch immer.
Wie es dort vor der Morgensonne aufragte und große Schatten auf die Schüler, die sich vor den Türen wimmelten, warf.
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Das Leben von Cole Hence
SonstigesUmzug. Neue Stadt, neue Heimat, neue Schule, neues Leben... Neue Chance? Der 15-Jährige Cole Hence zieht mit seinem Vater neu in die Stadt Ninjago. Für jeden anderen Teenager wäre es furchtbar von seiner vertrauten Gegend und Kumpels weggerissen zu...