Kapitel 38 - Theresa

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Als sie ihr Baby dort oben auf der Bühne tanzen sah, hatte sie es nicht erwarten können, bis er mal groß war und vielleicht sogar in die Fußstapfen seines Vaters treten würde.

Sie hatte mit einem Mal die Zukunft vor sich gesehen, wie ihr Sohn seinen Schulabschluss feierte, eine Freundin fand und Kinder großzog, heiratete.

Vielleicht sogar nach Ninjago City zog, der Hauptstadt von der er immerzu schwärmte er wolle dort einmal wohnen.

Als sich dann plötzlich erschrockene Laute um sie herum ausbreiteten riss es sie mit einem Mal aus diesen träumen und sie blickte auf, sah ihr Baby dort auf der Bühne liegen, wimmernd, sein seltsam verdrehtes Knie in die Arme geschlungen.

Furchtbar blass, aber keine Tränen.

Ihr Baby hatte nie geweint.

Nie.

"Cole!", kreischte sie und stürzte auf die Bühne zu, schubste die Schaulustigen zur Seite und an die Seite ihres Sohnes.

"Cole", sie drückte ihren Sohn an sich, kümmerte sich nicht um die Sanitäter, die sie zur Vernunft zwingen und von dem Jungen wegbringen wollte um seine Verletzung zu begutachten.

Kümmerte sich nicht darum, dass Cole, der furchtbar still und mit geschlossenen Augen in ihren Armen lag noch immer leicht vor Schmerz wimmerte.

Sie wusste nur eines: Nämlich, dass ihre Träume von gerade eben nur das waren, Träume.

Niemals könnte sie ihr Baby gehen lassen, er war doch so verletzlich, so klein und zart.

So zerbrechlich wie Glas.

"DAS meinst DU doch nicht ernst?!", herrschte sie Lou zynisch an.

Lou hob überrascht die Augenbrauen.

"Was meinst du", fragte er. "Das ist doch das Beste für ihn! Gleich nach dem Sturz soll man wieder aufs Pferd, so heißt es doch oder? Cole muss bald wieder das Tanzen anfangen, er hat Talent, er muss gefördert werden! Vielleicht schafft er es sogar auf die Marty-Oppen..."

"Ich will NICHTS von dieser verdammten Schule hören", rief Theresa.

"Tessa"

"Nein, sagte sie und taumelte plötzlich rückwärts als hätte er sie geschlagen.

Lou verstand nicht, warum seine Frau plötzlich so ausrastete.

Klar, sie hatte schon immer ihre Eigenheiten und Cole war ihr ein-und alles.

Von Anfang an hatte sie Kinder haben wollen und als es endlich mit Cole geklappt hatte war ihrer beide Welt um einiges heller, freundlicher, besser geworden.

Aber sie musste doch verstehen...

"Ich werde meinen Sohn nicht noch einmal dieser... dieser Gefahr aussetzen!!"

..., dass sie ihn nicht immer beschützen konnte.

Nicht vor allem.

Nicht ihr ganzes Leben lang und vor allem nicht seines.

In ihrem Streit bemerkten sie nicht, dass das siebenjährige Kind hinter ihnen im Krankenhausbett bereits aus seiner Ohnmacht erwacht ist und sie mit großen Augen anstarrte.

"Selbst in der Schule ist er Gefahren ausgesetzt!", setzte Lou eins oben drauf.

"Die Fahrt mit dem Bus, Kinder... Oh gott Kinder sind grausam, was wenn er gemobbt? Willst du ihn für ewig zuhause einsperren?"

Einsperren? Nein, nein das wollte sie nicht.

Aber vielleicht, vielleicht wollte er ja auch bei Mommy sein?

Das Leben von Cole HenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt