Kapitel 18

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„Voldemort", faucht er zwischen zusammengebissenen Zähnen.
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„Huh, theoretisch ja, aber ich bevorzuge Tom", antwortet der ältere. „Was wollen Sie hier?", fragt Harry angespannt. „Ich wollte die Kammer mal wieder besuchen", meint Tom lässig. „Wie können Sie leben? Sie sind gestorben", bemerkt Harry. „Ich bin nicht gestorben, ich musste mich vor Dumbledore verstecken, damit ich ihn dann erledigen kann", erklärt der ältere entspannt. „Sie wollen Dumbledore umbringen?", fragt der andere. „Das ist der Plan", bestätigt Tom. Harry überlegt kurz. Der alte Mann hatte ihm nichts als Schmerzen gebracht. Er hatte ihn in diese Familie gesteckt, er hatte ihn immer unter Druck gesetzt, er hatte ihm nie erlaubt in den Sommerferien in Hogwarts zu bleiben, er hatte ihm nie mit seinen Verletzungen geholfen, er hatte sein ganzes Leben zerstört.

„In Ordnung. Wollen Sie mich umbringen?", fragt er dann ruhig. „Das war nie Teil meiner Pläne", widerspricht Tom. „Wieso haben Sie dann meine Eltern umgebracht?", will Harry wissen. „Das war nicht ich, das war Dumbledore", entgegnet der ältere. „Wie bitte?", fragt der jüngere erstaunt. „Er hat sie umgebracht um mich dafür zu beschuldigen", erklärt Tom erneut. „Aber wieso?", will Harry immer noch verwirrt wissen. „Wir haben Krieg, da geht es nicht fair zu. Wir stehen auf verschiedenen Seiten und jeder will die anderen zum Fall bringen", meint der ältere.

„Also sind meine Eltern umsonst gestorben", bemerkt Harry traurig. Tom schaut mitleidig auf den Jungen vor ihm, welcher nun seinen Zauberstab zurück zieht. „Das lässt sich leider nichtmehr rückgängig machen, aber sie sind als Helden gestorben, bis zum Ende haben die beiden gekämpft", versucht Tom Harry zu beruhigen. Dieser nickt langsam und geht dann einen Schritt zurück.

„Also was machen Sie hier unten?", fragt der ältere nun. „Meine Hausaufgaben, hier ist es ruhig und ich kann mich besser konzentrieren, außerdem kommen hier normalerweise keine Menschen vorbei", antwortet Harry und läuft wieder in das Wohnzimmer, wo seine Aufsätze noch liegen. „Da habe ich Ihnen wohl einen Strich durch die Rechnung gezogen", bemerkt Tom und folgt dem anderen. „Ja, schon", stimmt dieser lächelnd zu.

„Wieso strahlen Sie so eine traurige Aura aus?",  will Tom dann wissen. „Weil mein Leben traurig ist", antwortet Harry gleichgültig. „Das war jetzt aber pessimistisch", bemerkt der ältere. „Sie hören sich an wie mein Tränkelehrer", meint der andere. „Werden Sie von Severus Snape unterrichtet?", will Tom wissen. Harry nickt zustimmend und liest sich dann seinen Aufsatz erneut durch. „Wie ist er so als Lehrer?", fragt der ältere. „Könnten Sie leise sein? Ich versuche mich zu konzentrieren", antwortet Harry bissig. „Okay okay bin ja schon ruhig", reagiert Tom und setzt sich auf einen Sessel im Wohnzimmer.

Nachdem Harry sich den Aufsatz nochmal durchgelesen hat und ein paar Sachen hinzugefügt beziehungsweise ausgebessert hat legt er die Blätter aufeinander und schiebt sie dann geordnet in seine Tasche.

„Kann ich jetzt wieder reden?", fragt Tom als er dies gesehen hat. Innerlich verdreht Harry seine Augen nickt jedoch trotzdem zustimmend. „Also wie ist Severus als Lehrer?", fragt der ältere erneut. „Meistens unfair, er bevorzugt die Slytherins sehr und hasst alle anderen Häuser. Mich mag er inzwischen einiger Maßen und gibt mir deswegen gute Noten", erklärt Harry. Seit dem Vorfall mit Draco ist er auch nichtmehr gut auf Snape zu sprechen im Unterricht ignoriert er ihn regelrecht und bleibt auch nie da wenn sein Professor sagt, dass er nach der Unterrichtszeit den Raum nicht verlassen soll. Seiner Meinung nach wusste Snape von allem, daher hat er kein Vertrauen mehr verdient.

„Sie scheinen ihn nicht sehr zu mögen", bemerkt Tom. „Ich mag ihn auch nicht. Ich mochte ihn mal, aber dann habe ich bemerkt, dass er mich genauso belogen hat wie gewisse andere Menschen", antwortet Harry wahrheitsgemäß. „Wer waren diese anderen Menschen?", fragt der ältere. „Alle gryffindors, seit neustem auch die Slytherins", antwortet der andere gelangweilt. „Was haben die Schlangen getan?", will Tom nun wissen. „Hören Sie mir nicht zu? Die haben mich belogen. Wie dem auch sei ich muss jetzt gehen, man sieht sich", antwortet der jüngere genervt und steht auf.

„Wo wollen Sie hin?", fragt Tom direkt. „Wieso wollen Sie das wissen?", hinterfragt Harry skeptisch. „Neugier", antwortet der ältere. „Können Sie außerhalb von dieser Kammer in Hogwarts rum laufen?", will nun der jüngere wissen. „Theoretisch schon aber es wäre sehr gefährlich", antwortet Tom. „Na dann viel Spaß beim allein sein, ich komme so schnell nicht wieder", meint Harry und ist damit verschwunden.

„Komischer junge", murmelt Tom nachdenklich. Abgesehen davon, dass Harry sehr dünn und klein für sein Alter ist hat er auch erstaunlich wenig Angst gezeigt. Fast so als würde es ihm nichts ausmachen zu sterben. Seufzend lehnt sich Tom zurück und denkt an seine Pläne Dumbledore umzubringen.

In der Zwischenzeit ist Harry am Astronomketurm angekommen und legt seine Sachen dort auf den Boden. Er hält sich an dem Gelände fest und schaut nach unten in die Tiefe. Es ist abends und alle anderen sind gerade in der großen Halle beim Essen, daher ist das Gelände leer. Er denkt über sein Leben nach, darüber wie ihn jeder im Stich gelassen hat, wie ihn jeder immer nur belügt, wie jeder nur seinen eigenen Vorteil aus Harry ziehen will, wie Menschen, von denen er dachte das es seine Freunde sind, ihn allein gelassen haben, wie sich nie jemand um ihn gekümmert hat. Würde ihn überhaupt jemand vermissen? Würden sie es bemerken wenn er einfach verschwindet? Wenn er stirbt?

Seufzend schaut Harry nun in den Himmel und spürt wie ihm langsam Tränen über die Wangen laufen. Sein ganzes Leben lang war er ein nichts, dann kommt er in diese Welt und ist auf einmal ein Star und trotzdem sehen ihn alle nur als Waffe für den Krieg. Erwarten von ihm, dass er diesen beendet. Diese Last liegt schwer auf ihm. So schwer das sie droht ihn zu übermannen.

Mit einem letzten Blick schließt Harry seine Augen und stellt sich auf das Gelände. Kurz gehen seine Gedanken an Sirius und Remus, die beiden die ihn vielleicht vermissen würden. Er öffnet seine Augen wieder und schaut auf den Boden, der nun noch ein bisschen weiter entfernt ist. Mit einem tiefen Atemzug streckt er seine Arme aus und spürt den sanften Wind um sich.

Auf dem Gelände stehend, ohne jegliche Sicherung, mit ausgestreckten Armen, schaut er ein letztes Mal in den Himmel bevor er seine Augen wieder schließt und sich nach vorne in den Tod fallen lässt.

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