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Wir feierten noch ein wenig auf dem Fußballplatz, aber nachdem der zweite Kasten Bier auch fast leer war, wollten alle endlich auf die richtige Party. Die Mannschaft verabschiedete sich in die Umkleide und wir machten uns langsam auf den Weg zum Ausgang. Sydney und ich folgten Harry zu seinem Auto und wir waren mehr als froh, dass wir nicht laufen mussten. Es war zwar schon nach achtzehn Uhr, aber immer noch ziemlich heiß draußen und wir wollten ungern vom Schweiß durchnässt bei der Party ankommen. Außerdem hatten wir auch großen Hunger.

"Warum habe ich mich gerade auf eine Sonnenblume gesetzt?", ertönte Sydneys Stimme von der Rückbank.

Verwirrt drehte ich mich zu ihr um und beobachtete sie dabei, wie sie mit ihrem Hintern in der Luft hing und gleichzeitig versuchte, die Blume unter ihr zu befreien.

"Oh, fuck", seufzte Harry und zog somit meine Aufmerksamkeit auf sich. "Die habe ich gestern für dich gepflügt."

Mein Blick huschte wieder zurück zur Rückbank, wo Sydney immer noch mit der Pflanze kämpfte. Schließlich gewann sie aber den Kampf und hielt mir dann eine halb zerfetzte Sonnenblume hin.

"Die ist dann wohl für dich", stellte sie mit einem beschämten Lachen fest. "Sieht doch noch ganz... okay aus."

Ich nahm ihr die Blume ab, die sehr zerquetscht aussah und schon ziemlich viele von den gelben Blütenblättern verloren hatte.

"Ehm ja", räusperte Harry sich. "Gestern sah die noch schön aus."

Diese Situation entlockte mir ein herzhaftes Lachen. Die meisten Momente im Leben waren einfach viel besonderer, wenn sie nicht so wie geplant passierten. Deswegen drückte ich ihm einen liebevollen Kuss auf die Wange und betrachtete weiterhin grinsend die Überbleibsel in meiner Hand.

"Ich find sie trotzdem schön. Danke."

"Als ich die Blume am Straßenrad gesehen habe, musste ich direkt an dich denken. Ich wollte dir einfach eine kleine Freude bereiten nach dem ganzen Drama", erklärte Harry.

Meine Unterlippe schob sich nach vorne und ich hätte schwören können, dass sich meine Pupillen zu pinken Herzen verformten, die mir beinahe aus den Augen sprangen. Ich lehnte mich zu ihm und ließ unsere Lippen in Kontakt kommen. Meine freie Hand fand ihren Weg an seinen Hinterkopf, wo meine Finger in seinen Haaren verschwanden. Der Kuss war erst sanft, aber wurde intensiver als Harrys Zunge über meine Unterlippe fuhr. Und dann räusperte sich plötzlich jemand.

"Ich will euch ja ungerne stören, aber ich bin auch noch hier und kann alles sehen", gab Sydney sich von der Rückbank zu erkennen.

Tatsächlich hatte ich ihre Anwesenheit für einen Augenblick vergessen. Peinlich berührt löste ich mich von Harry und spürte schon wieder die altbekannte Hitze in meine Wangen aufsteigen. Aber Harry kramte nur unbekümmert einen Schein aus seiner Hosentasche und hielt diesen nach hinten zu Sydney.

"Ich habe vergessen das Parkticket zu bezahlen. Wärst du so nett?", fragte er.

Sydney grummelte irgendwas Unverständliches vor sich und, nahm Harry das Geld ab und stieg dann aus. Mit runzelnder Stirn beobachtete ich die Situation.

"Das ist doch ein kostenloser Parkplatz", erinnerte ich meinen Freund.

"Ich weiß", grinste dieser nur und betätigte dann die Zentralverriegelung.

In dem Moment als ich verstand was er getan hatte, fiel er auch schon über mich her - wortwörtlich. Mit einer schnellen Bewegung ließ Harry meine Sitzlehne nach hinten fallen, wobei mir vor Schreck beinahe das Herz in die Hose rutschte, und kletterte dann über die Mittelkonsole auf meinen Sitz. Schließlich war mein Unterkörper zwischen seinen Beinen gefangen und er lehnte mit seinem Gesicht direkt über meinem. Die Blume war irgendwo in den Fußraum gefallen - wahrscheinlich besaß sie nun gar keine Blüten mehr. Und so küssten wir uns erneut, während Sydney von draußen gegen das Fenster hämmerte.

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Nachdem wir noch einen Zwischenstopp bei McDonald's eingelegt hatten, kamen wir satt und glücklich bei Noahs Party an - zumindest waren Harry und ich glücklich. Sydney schlürfte noch beleidigt an ihrem Milchshake, den Harry ihr zur Entschädigung kaufen musste. Dass er sie für fast zehn Minuten ausgesperrt hatte, fand sie überhaupt nicht witzig.

Die Party war bereits gut besucht und die Musik dröhnte mir in den Ohren, als wir uns den Weg durch das Wohnzimmer bahnten und raus auf die Terrasse. Dort waren unsere Freunde bereits an einem langen Tisch versammelt und spielten Bier Pong.

"Da seid ihr ja endlich", begrüßte Daisy uns mit leiernden Worten.

"Wie viel habt ihr denn schon getrunken?", fragte ich amüsiert mit einer angehobenen Augenbraue.

Wir hatten zwar noch einen Restaurantbesuch eingelegt, aber so lange waren wir dort auch nicht gewesen. In der Zeit hatte Daisy aber anscheinend schon gut getrunken.

"Die Frage ist eher, warum ihr noch nicht so viel getrunken habt", konterte sie. "Das müsst ihr dringend aufholen."

Kurz darauf hatte sie sich schon Sydneys und meine Hand geschnappt und zog uns mit einem schnellen Tempo in die Küche, als hätte sie Angst gehabt, dass der Alkohol bereits leer war. Und dann durften wir uns auch nicht aussuchen, was wir trinken wollten - sie mischte uns direkt etwas hochprozentiges. Aber wir wollten uns auch nicht beklagen und nahmen ihr dankend die Getränke ab.

Unsere Gläser trafen sich zum Anstoßen. "Auf einen witzigen Abend."

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ein kleines Kapitel für zwischendurch, bevor es wieder spannend wird :) 

unexpected love || h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt